Wo es lange und steil hinaufgeht, kommt bestimmt auch wieder ein happiger Abstieg. Es ist so, nach einer langen schönen Höhenwanderung folgt ein harter Abstieg. Auf 1000 Metern habe ich übernachtet, hinauf geht es auf 1100 Meter und hinunter auf 500 Meter. Aber nur kurz bin ich im Tal und steige gleich wieder auf bis 1000 Meter. Die Unterkunft liegt wieder auf 550 Metern. So hügelig ist Galicien, dafür auch sehr Abwechslungsreich.
Xunqueira erreiche ich kurz vor 17 Uhr, Dominique wartet hier und hat ihre Arbeiten natürlich schon längst erledigt. Im Restaurant können wir um 18 Uhr Abendessen, eine Seltenheit für Spanien. Es ist Samstag und hier bietet sich die Möglichkeit eine heilige Messe zu besuchen. Bei meiner Rückkehr zur Herberge sehe ich überrascht, 10 Fahrradfahrer sind auch noch hier eingetroffen.
Um 5.30 Uhr wird Tagwache gemacht, die Radfahrer wollen heute noch nach Santiago kommen, 120 Km , ja da muss man früh los. Uns pressiert es heute nicht, es sind nur 24 Km bis Ourense. Wir gehen zusammen, bis Mittag ist das zu schaffen. Um 12 Uhr stehen wir vor der geschlossenen Herberge. Kein Problem, sie befindet sich in einem ehemaligen Kloster welches jetzt Museum ist, so vertreiben wir uns die Wartezeit mit der Besichtigung der Anlage.
Das Bett ist bereit, wir geniessen jeder auf seine Art diese schöne, alte Stadt.
Montagmorgen, heute starte auch ich etwas früher, 44 Km werden heute zu bewältigen sein, inklusive 700 Höhenmeter, das gibt einiges zu tun bis zum Abend.
Die Stadt schläft noch, der Pilger Johann zieht tüchtig aus. Die Gegend ist wunderschön, hügelig aber nicht all zu streng. Lange dauert es bis endlich eine Bar geöffnet hat, und was für eine. Ein Pilgerfreund hat hier eine Besenbeiz eröffnet, Eierbrot und Weisswein ist mein Frühstück.
Das gibt Kraft und guter Dinge gehe ich weiter. Mittags in Cea finde ich 3 Bars. Die Erste ist geschlossen, die Zweite hat gar nichts zu essen und in der Dritten bekomme ich wenigstens Pommes Chips gegen den Hunger. Es geht weiter, am riesigen Kloster von Oseira vorbei.
Gleich danach gibt es endlich ein Bocadillo. Das kann ich brauchen, denn nun steigt es wieder gewalltig bis nach Gouxa. Im Dorf ist Fest und ich entschliesse mich, hier esse ich Pulpo dann brauche ich kein Abendessen mehr. So komme ich erst nach 6 Uhr zur Herberge, aber es hat Platz und alles ist Bestens, Dominique zweifelt ob ich überhaupt noch ankomme.
Schon um 7 Uhr bin ich unterwegs, morgen will ich in Santiago sein. Es ist bewölkt und ein Regenguss wäre heute gut möglich. Die ersten 5 Km verlaufen auf der Strasse, aber um diese Zeit ist noch fast gar kein Verkehr. Gut habe ich gestern vorgesorgt und eine Zwischenverpflegung eingekauft, erst um 11 Uhr finde ich die erste Bar. Einige Regentropfen erreichen mich, aber sonst bleibt es trocken, oh wie schön. Durch sehr viel Wald und Wiesen geht es, die Landstrassen werden nur ab und zu überquert. Meistens sind es uralte Wege mit grobem Pflaster und romantischen Brücken.
Gut bin ich angekommen, trocken, müde aber glücklich, für die Ankunft morgen stehen nur noch 33 Km im Wege.
Lange gibt es keine Bar auf dem Weg, so ist es für mich günstig vor dem Weggehen schon zu frühstücken. Es ist regnerisch und kühl, aber die Gewissheit heute anzukommen treibt mich voran. Der Weg zieht sich unheimlich in die Länge, ich glaube gar nicht mehr anzukommen. Es ist aber erstaunlich wie schön der Weg, auch in der nun sehr dicht besiedelten Gegend, trotzdem durch Wälder und Felder geführt wird. So komme ich auch nicht in Versuchung in eine Bar zu gehen und kann mein Geld für Santiago aufheben. An der Brücke wo im August die schreckliche Katastophe mit dem Hochgeschwindigkeitszug passiert ist, halte ich eine Weile inne, das Ganze macht mich schon sehr nachdenklich.
Kurz danach betrete ich das Stadtgebiet von Santiago. Endlich kurz nach 16 Uhr ich bin angekommen. Sehr glücklich und dankbar bin ich, auch diese 1'200 Km ohne Unfall und anderen gröberen Hindernissen gehen zu dürfen ist keine Selbstverständlichkeit.
Mein Hotel ist leider ausgebucht, nun beginnt die Zimmersuche. Ich werde fündig, ein Bett habe ich für die nächsten 3 Nächte, dann möchte ich noch nach Finisterre gehen um meine diesjährige Pilgerschaft zu beenden.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann