Genau um 5 Uhr stehen die 3 Spanier auf und suchen den Weg durch die Dunkelheit. Da schlafe ich noch einmal, mir reicht es auch noch um 8 Uhr. Dann aber starte ich in den wieder wunderschönen aber recht kühlen Morgen hinein.
Jetzt hat sich die Umgebung wieder total geändert. Weite Flächen sehr fruchtbare Äcker. Das Getreide ist geerntet, der Mais steht noch sehr grün und die Trauben sind noch nicht reif. Einzig die Sonnenblumen lassen die Köpfe hängen, keine Angst ich lasse mich nicht anstecken, froh gelaunt wandere ich die 33 Km. In Villanueva de Campean werde ich übernachten. Bei der ersten Herberge im Dorf hängt schon viel Wäsche an den Leinen, so gehe ich weiter zur Öffentlichen, die ist etwas versteckt, dafür bin ich ganz alleine da, die normalen Arbeiten sind gemacht, und schon um 19 Uhr kann ich hier Abendessen bekommen. So kann der Pilger wieder einmal früh in den Schlafsack steigen.
Gut habe ich geschlafen, ganz alleine eine ganze Herberge was für ein Luxus. Um 8 Uhr bekomme ich Frühstück, vor 13 Uhr muss ich nicht im nur 18 Km entfernten Zamora sein, die Herberge öffnet erst um diese Zeit.
Etwas zu früh erreiche ich das Ziel, wenigstens darf ich den Rucksack deponieren und einen ersten Eindruck der Stadt machen. Alles Bestens, Platz genug und Zeit für diese Stadt, was will ich mehr?
In der Herberge gibt es Frühstück, genau richtig, um 7.30 Uhr kann ich loslegen und die heutigen 34 Km antreten. Zügig geht es aus der Stadt und alles auf Naturstrassen über Land, es ist herrlich wieder unterwegs zu sein, und diese Gegend zu geniessen. Ich ziehe ziemlich aus und erreiche als einer der letzten die Herberge in Riego del Camino. Es hat Platz für mich und das ist die Hauptsache.
Früh starten die meisten Pilger, um 7.30 Uhr ist der Weg frei für mich. Eine Stunde später habe ich die ersten Pilger eingeholt. Bin ich froh um sie. Eine Gruppe von 7 grossen Hunden kommt auf uns zu. Ich habe Angst, sie aber sprechen mit denen und diese verziehen sich wieder. Das Paar hingegen ist froh um mich, ist doch hier die Wegführung durch eine Baustelle unklar. Dank meinem Handy finde ich den genauen Weg und uns allen ist geholfen. Ursel und Bruno kommen aus Deutschland, verbringen aber die meiste Zeit in Spanien und wenn sie nicht im Wohnmobil unterwegs sind, sind sie sicher auf einem der Jakobswege, so wie zur Zeit von Salamanca nach Santiago. Hier verlasse ich die Via de la Plata und gehe auf dem Mozarabischen Weg weiter. Genau genommen heisst er ab Granja de Moreriela Camino Sanabrés, diesen werden auch die meisten andern Pilger weiter gehen. Irgendwie verlieren wir uns wieder, treffen aber per Zufall bei einem begeisterten Pilgerfreund unterwegs wieder zusammen.
Auch am Abend sind wir in derselben Herberge und gehen gemeinsam zum Abendessen.
Ohne Frühstück will ich nicht starten, so bin ich anschliessend wieder ganz alleine unterwegs. Es sind nur 23 Km, fast schon langweilig kurz für mich. Und wirklich, kurz vor 13 Uhr stehe ich in der schönen neuen Herberge und weiss nicht recht was ich tun soll. Nein, ich gehe weiter, was soll ich jetzt schon hier. Das Kirchenportal ist mit einer Jakobusfigur geschmückt welche auch immer wieder auf dem Weg erscheint.
Ich verlasse Santa Marta de Croya, hoffentlich ist meine Entscheidung richtig. Lange geht es dem Fluss Tera entlang, anschliessend einem Bewässerungskanal und ich habe keine Ahnung wo ich heute lande. Da taucht eine Werbetafel für eine Bar mit Pilgerunterkunft am Wegrand auf, noch 3 Km, genau richtig für mich. Um 16 Uhr treffe ich ein, eine Pilgerin, Dominice aus dem Schweizerjura, ist anwesend. Gut habe ich gewählt, die Unterkunft passt ausgezeichnet, das Abendessen ist prima. Zu viert übernachten wir hier, schön ruhig und gemütlich.
Die Bar ist geschlossen aber die Wirtin hat vorgesorgt und wir können uns selber Frühstück zubereiten. Pünktlich um 7.30 Uhr bin ich unterwegs, heute sind es 40 Km die auf mich warten. Es geht super die Gegend ist schön und ich bin ganz alleine, so stöhre ich niemanden und kann gehen wie ich will. Die gleichen vier wie gestern sind wir heute Abend wieder, niemand sonst kommt hier an. Recht so, es ist wieder ruhig und früh schlafen wir, morgen sind es noch einmal 40 Km und dann wird es wieder etwas ruhiger und besser mit den Herbergen.
Ja um 7 Uhr ist Tagwache, Dominice ist nicht mehr zu sehen. Nach 4 Km, schön die Bar ist geöffnet, es gibt Frühstück. Kurze Zeit später mahnt mich eine Kirchentüre zur Eile.
Diese Darstellung entspricht dem Leiden in der Hölle, und sollte die Pilger antreiben um möglichst schnell nach Santiago zu gehen um von den Sünden befreit zu werden. Ich lasse mir Zeit und geniesse die Flusslandschaft. Langsam steigt es nun an und zum Abend bin ich auf dem höchsten Punkt des Mozarabischen Weges, dem Passo Pardonello, auf 1360 Metern. Nur noch 2.5 Km und ich bin am Ziel für heute. Im Hotel in Padornelo finde ich Unterkunft, es waren lange 31 Km, ich freue mich auf ein gutes warmes Bett.
Ich bin ganz alleine im Hotel, Dominice hat einen Zettel hinterlassen, sie ist weiter, die beiden anderen wollten heute nicht so weit gehen. Das passt, morgen bin ich wieder total frei.
Bei Vollmond starte ich in den Tag, es ist 7.30 Uhr und noch keine Sonne in Sicht.
Dank der Baustelle für die Hochgeschwindigkeitsbahn darf ich heute sehr lange auf der Strasse gehen. Im Pilgerführer steht, hier handelt es sich um den schönsten Streckenabschnitt des ganzen Weges. Stimmt zur Zeit überhaupt nicht, viele Lastwagen und im ganzen Tal Baulärm und Staub. Endlich erreiche ich die Passhöhe von A Canda und somit überschreite ich die Grenze zu meiner letzten Provinz die ich durchwandere. Ich bin in Galicien, die Wegauszeichnung ist wieder ganz anders.
Es geht bergab und so komme ich gut voran. In Gudina möchte ich übernachten, ich bin erst der 2. Pilger. Dominice wartet hier, es wäre zu weit bis zur nächsten Herberge. Schön so habe ich wieder eine ruhige Nacht vor mir. Noch etwas mehr als 200 Km trennen mich von Santiago, ein etwas komisches Gefühl steigt in mir auf. Freude auf das daheim, aber auch die Gewissheit, dieser Weg geht sehr bald zu Ende.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo Hansruedi
AntwortenLöschenVielen Danke für die immer schönen interessanten Reise Berichte. Schön, dass das Wetter gut ist und du hoffentlich den restlichen Weg voll geniessen kannst.
Wir wünschen dir auf dem weiteren Weg, noch viele schöne Begegnungen und eine gute Zeit, freuen uns aber auch dich wieder zu sehen
liebe Grüsse
Bernadette und Godi