Samstag, 24. Mai 2014

Den Weg kenne ich

19. Mai 2014, Der Rucksack ist gepackt, die übrige Wäsche auf der Post und somit auf dem Weg nach Hause, und der Pilger Johann verabschiedet sich im Heiligen Bezirk, damit kann der Weg beginnen. 

                                

Einige Etappen sind nun gleich wie im letzten Jahr, trotzdem wieder spannend und abwechslungsreich. Bei schönstem, warmen Wetter breche ich auf, nur 18 Km stehen auf dem Program heute. Bald einmal merke ich, dass es genug wird, der Winterspeck lässt grüssen. Es dunkelt immer mehr, ein Gewitter ist in Anzug. Mit den ersten Regentropfen erreiche ich das Kloster in Betheram, mein erstes Quartier. 
Schon früh bin ich auf den Beinen, so weit wie möglich möchte ich noch trocken gehen, auf Mittag ist wieder Regen angesagt. Ich komme gut voran, aber die letzten 3 Std. werden bei strömendem Regen abgehalten. Endlich gegen 18 Uhr erreiche ich Arudy. Das Pfarrhaus hier besuche ich nun schon zum 4. Mal, der Pfarrer hat Freude mich zu sehen. So üppig wie heute habe ich hier noch nie gegessen, ständig bringt er noch etwas Neues auf den Tisch. Eine gemischte Schar aus 11 Pilgern sitzt am Tisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch wird gesprochen. 
Zum Glück ist das Wetter besser wie versprochen, bei Sonnenschein wandere ich los, 28 Km sind heute angesagt. Herrlich diese Wanderwege, ich kann es so richtig geniessen muss ich doch nicht all zu sehr auf die Zeichen achten, alles kommt mir vertraut vor.  Wiederum verschlechtert sich das Wetter und ich beeile mich Oleron zu erreichen. Es nützt nichts, schon um 3 Uhr zieht ein Gewitter über das Land, die Wege werden glitschig und der Pilger Johann ziemlich nass. Regen macht schön, leider merke ich nichts davon. 
Richtung Somportpass verlasse ich Oleron, wiederum sind es wunderschöne einsame Wanderwege oft im Wald und meist dem Fluss entlang. 

                                   

Heute hält das Wetter, trocken erreiche ich Sarrance, ein Kloster lädt zum Schlafen ein. In der Regel sollte der Rucksack nur ca 10 % des Körpergewichtes betragen. Bei mir sind es ca 15%, ich müsste folglich viel schwerer sein. So macht mir der Winterspeck ordentlich zu schaffen, bin ich froh, wenn der Rucksack nicht schwerer wird und trotzdem plötzlich 20% meines Körpergewichtes beträgt. Wer weiss, vielleicht gelingt es ja. In fröhlicher Runde wird mit den zwei letzten verbliebenen Patres im Kloster das Abendessen eingenommen.

                            

Heute habe ich keine andere Wahl, schon am Morgen regnet es und das hört auch den ganzen Tag nicht auf. Trotzdem ist auch der heutige Tag wunderschön sehr oft im Wald und praktisch nie auf der Strasse, so richtig die Gedanken gehen lassen, ist hier möglich. Schon um 3 Uhr bin ich in der Herberge, die bleibt allerdings bis 17 Uhr geschlossen. Es ist unangenehm in den feuchten Kleidern zwei Stunden herumzuhängen aber es bleibt nichts anderes übrig. 
Ohne Frühstück mache ich mich auf den Weg, nach ca 1,5 Std. erreiche ich das Restaurant und mein Hunger ist gestillt. Etwas Währschaftes brauche ich heute, es sind nur 18 Km dafür 1000 Meter bergauf. Ganz schön anstrengend, aber auch das geht vorbei. Kurz vor einem heftigen Graupelschauer komme ich auf der Passhöhe an, und somit bei meinem Quartier. Einen Monat später wie im letzten Jahr bin ich hier, trotzdem fast gleich kalt und regnerischste damals, nur der Schnee fehlt noch. Allerdings brauche ich den nicht unbedingt. Nun sage ich "Au revoir" Frankreich, Ole Espania !

                              

Ab Morgen kommt mir wieder alles Spanisch vor, und das ganz bestimmt ! ! !


Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Samstag, 17. Mai 2014

Start für meinen Pilgerweg 2014

Endlich ist es soweit, der 1. Mai ist mein Abreisetag. Mit dem Zug geht es bis Zürich, mein Sohn begleitet mich bis zum Bus, ( er will sicher sein dass ich fort bin und er meine Wohnung für sich alleine hat ). 


Dieser Bus bringt mich bis Bayonne nahe der Spanischen Grenze. 18 Stunden bin ich unterwegs, genügend Zeit mich auf die kommenden total anderen Begebenheiten wieder ein zu stellen. Der Rest des Weges geht mit dem Zug, schon morgens um 08:30 Uhr treffe ich bei strömenden Regen in Lourdes ein. Zum Glück bin ich noch der Hansruedi, so genehmige ich mir ein Taxi bis zum Hotel. Nun heisse ich ab sofort wieder Pilger Johann und das heisst, ab jetzt geht es zu Fuss weiter. Eine sehr intensive aber schöne Zeit hier vergeht wie im Flug. Zum Anfang ist gerade grosse Pilgerfahrt der Malteser, überall sind sie für einige Tage anzutreffen. Da wieder wenige Helfer mit Flughafenerfahrung anwesend sind, werde ich für die erste Woche im Flughafen eingeteilt. Ende der Woche trifft die Schweizerische Pilgerschar hier ein. Schön soviel Heimat in meiner Nähe zu haben. Für die zweite Woche bin ich hier im Heiligen Bezirk eingeteilt, Dienst an allen Orten. Besonders schön und eindrücklich ist es jeweils die Prozessionen zu begleiten.


                            

Pilgermesse in der Unterirdischen Basilika, Lichterprozession am Abend vor der Rosenkranzbasilika.

                            

Seit Donnerstag findet hier eine Armee Wallfahrt statt, ca 12000 Armeeangehörige füllen die Strassen und Plätze in ganz Lourdes. Persönlich bin ich gar nicht begeistert über soviel schlechte Präsenz hier. Für viele Soldaten geht es nicht um die Wallfahrt, es ist eine willkommene Abwechslung und gesoffen wird wie beim Ballermann. Schade ich hätte mir einen schöneren Abschluss gewünscht, ich hoffe es wird danach um so ruhiger.
Nun ist auch diese Zeit schon fast zu Ende, am Montag den 19. Mai breche ich auf Richtung Santiago. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann