Freitag, 11. Juli 2014

Camino del Norte

Ohne Frühstück geht gar nichts, besonders wenn auf den nächsten 20 Km keine Einkehrmöglichkeit besteht. In Gijon finde ich ein geöffnetes Lokal und da wird ausgiebig gefrühstückt. 


Nun geht es auf den Weg, lange in Vororten und durch Industriegebiete. Kurz danach zum  Anfang der Etappe ist ein 200 Meter hoher Hügel zu bewälltigen, anschliessend ist es ziemlich flach. Vor einem Jahr bin ich diesen Weg gegangen, ich erkenne überhaupt nichts mehr. Ich frage mich ob ich wirklich hier gelaufen bin, aber es ist so, kein anderer Weg ist hier möglich. Gut komme ich vorwärts, schon kurz nach 13 Uhr melde ich mich in der Herberge in Aviles an. Den Nachmittag verbringe ich in der Stadt, halt so richtig wie ein Tourist. 
Viele sind schon unterwegs, der Pilger Johann geht erst kurz vor 7 Uhr auf den  Weg, dafür finde ich schnell ein Kaffee das geöffnet hat, und das ist wichtig für mich.  Es wird nichts mehr geben bis Esteban de Pravia, meinem nächsten Übernachtungsort. Herrlich geht es auf und ab, immer wieder ist die Sicht auf den  Atlantik frei. Kurz nach 14 Uhr beziehe ich Quartier in der Jugendherberge in Estaban de Pravia, von den beiden deutschen Mädchen die ich am Morgen getroffen habe keine Spur. Die werden weiter gegangen sein, mir reicht es für heute. Die Hafenanlagen und das Meer geniessen, auch das gehört ab und zu zum Pilgeralltag.


Heute geht es etwas früher los, 34 anstrengende Km stehen bevor. Gleich zu Beginn geht es 200 Meter über Treppen in die Höhe, gutes Frühturnen nenne ich das. Den ganzen Tag geht es auf und ab, selten ist es längere Zeit flach. Speziell steil hinunter geht es nach Cudillero, dem schönen Fischerdorf. 



Ebenso steil steigt die Strasse wieder an, es darf auch etwas gelitten werden. Lange geht es durch Wälder und Wiesen bis gegen das Ende des heutigen Tages, zum Abschluss darf ich die letztgn 15 Km noch auf der Landstrasse gehen. Endlich kurz vor 4 Uhr erreiche ich die Pension, das Essen wird gerade noch serviert, ich muss nicht bis 20 Uhr warten. 
Frühstück und los geht es über Land, Luarca entgegen. Ganz alleine bin ich unterwegs, kaum zu glauben dass soviele Pilger auf der gleichen Strecke gehen und wir uns nicht begegnen. 


Luarca erreiche ich erst gegen 4 Uhr, die Herberge ist schon gut besucht. Ich finde ein Bett, das ist die Hauptsache. Das Städtchen bietet viele schöne Plätzchen und für den Pilger Johann sogar ein Fussbad im Atlantik. 


Früh bin ich unterwegs, wenn es geht, gibt es heute wieder einmal wenig über 40 Km. Das Wetter ist gut, meine Kondition stimmt, so gehe ich zügig durch bis Tapia de Casariego die Herberge so schön an der Steilküste gelegen. 


Alles Bestens, Platz ist noch vorhanden, so geniesse ich meine letzte Nacht am Atlantik. Auch hier ein wunderschönes Städtchen, Fischer und Tourismus, sonst nichts. 
Wunderschön geht es dem Strand entlang, das muss ich noch geniessen. In Ribadeo verlasse ich das Meer, es geht ins Landesinnere und das heisst, in die Berge. Nun bin ich in Galicien, der westlichsten Provinz Spaniens. Die Hügel sind wieder höher, der Pilger Johann mehr gefordert. Irgendwie will es mir nicht so leicht gehen, bin ich etwa wieder ein Jahr älter geworden? Nein es liegt an der Strecke. Die erste Herberge ist mir zu früh, die Zweite passt mir nicht, so geht es weiter bis Vilanova de Lourenza, das sind immerhin 43 Km, da darf ich schon etwas müde sein. Die Herberge ist voll belegt, wir, die restlichen 14 Pilger werden in einer Turnhalle untergebracht. Die Handys gehen auch hier früh los, so gehe auch ich schon um 6 Uhr aus dem Haus. Zum Glück ist die Bar geöffnet, ich würde den Weg in der Dunkelheit nicht finden. Ich kann es gemütlich nehmen, nur 26 Km werden es heute sein. Nein 2 Km kommen noch dazu für den Umweg den ich wieder einmal finde. Sehr schön ist die riesige Kathedrale in dem kleinen Ort Mondonedo.


Für heute sind wieder nur 20 Km geplant, das ist mir zu langweilig, vor allem weil Vilalba nichts zu bieten hat. Also gehe ich weiter bis Baamonde, das ist weit dafür ist der Tag gut ausgebucht. Eine schöne Herberge erwartet mich. 
Schon wieder um 6 Uhr los, bei soviel Betrieb ist kein Schlafen mehr möglich.  Pressieren müsste ich eigentlich nicht, denn vor dem 20. möchte ich nicht ankommen, auf dieses Tag habe ich das Zimmer in Santiago gebucht. Trotzdem gehe ich 42 Km, im Kloster von Sobrado dos Monxes steht die Herberge. Sehr stimmungsvoll und andächtig ist diese Herberge, ich bin gut aufgehoben in den Räumen der Mönche. 
Freitag, in drei Tagen ist mein Pilgerweg zu Ende. In Arzua, einem grossen Pilgertreffpunkt von drei Pigerwegen ist viel Betrieb. Kurz vor 1 Uhr stehe ich vor der Herberge in der Schlange an. Ca der 30. Pilger werde ich sein, 46 Betten sind vorhanden. Gut für mich, ein schönes Bett, warme Dusche und Waschmöglichkeit, alles vorhanden. Im ganzen Dorf, unheimlich viele Pilger versammeln sich hier, ich bin ja nun auf dem Camino Frances. 
Guten Tag lieber Regen, dich hätte ich nicht gebraucht. 35 Km sind es, und das den ganzen Tag im Regen. Auf dem Monte do Gozo schlafe ich noch ein letztes Mal in einer Herberge, wahrscheinlich die grösste die es gibt. 3000 Betten, 400 davon sind für Fuss- und Fahrradpilger reserviert. Eine Spanisch - Mexikanische Gruppe feiert in der Kapelle ein Fest, natürlich gehe auch ich hin um das zu erleben.


Viel Weihrauch und Musik, Kerzen und bunte Kleider braucht es dazu. 
Wir sind 6 Pilger die uns immer wieder einmal treffen unterwegs, so beschliessen wir, die letzten 5 Km heute morgen gehen wir gemeinsam. So treffen wir kurz vor 9 Uhr am Sonntagmorgen in Santiago ein. So schön, es ist einfach immer wieder ergreifend hier anzukommen. 

Ja ich bin angekommen!!!! 

 
Es bleibt noch Zeit, der Bus bringt mich  am Dienstag nach Hause, respektive kommt am Mittwoch in Zürich an. 
Ja richtig ich wollte noch länger auf dem Weg bleiben, familiäre Gründe bewegen mich hier abzubrechen. 
Ob und wie es weitergeht werden alle in einem späteren Blogeintrag weiterlesen können. Allen die mich begleitet, Komentare geschrieben haben oder sonstwie in Kontakt waren möchte ich ganz herzlich danken und verbleibe 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Montag, 7. Juli 2014

Camino San Salvador

Freitagmorgen 04. 07. Ein neuer Weg beginnt. Der Weg aus Leon heraus ist leicht zu finden, im ersten Vorort gibt es auch schon den Wegweiser für meine nächsten Tage.


Weiter geht es durch bewohntes Gebiet, plötzlich ohne Anzeichen hört die Strasse auf, eine kleine Schotterpiste führt direkt auf Weiden und Waldgebiete. Ich freue mich sehr, dieser Weg soll sehr ursprünglich und einsam sein. Herrlich geht es durch fast unberührte Natur, auf und ab, durch Kuhherden und ganz vereinzelt auch an einem Haus vorbei. Ich merke erst jetzt, ich hätte gut getan meinen Wasservorrat aufzufüllen. Ich glaube, ich habe mir da wirklich etwas sehr schönes eingebrockt. Später, ich bin auf der Suche nach einer Bar, weshalb ich nun auf der Strasse weitergehe. Nun fährt sogar die Guardia Zivil vor und will mich von der Hauptstrasse haben. Ich verstehe in diesem Fall kein Wort von dem was sie wollen, zeige in meine Richtung und sage La Robla, mein Ziel. Dass der Wanderweg nicht auf dieser Strasse ist, weiss ich eigentlich, hoffe aber so schneller ein Dorf zu finden. Sie geben auf und lassen mich ziehen. Endlich um 13 Uhr ein kleines Dorf und sogar eine Bar, meine Rettung. Gestärkt geht es zügig weiter, La Robla ist bald erreicht. Die Herberge gefällt mir nicht, es ist auch noch zu früh für Feierabend, also gehe ich weiter. Statt 28 werden es halt 38 Km dafür habe ich hier eine sehr nette Pension und sehr gutes Essen. 
Gut ausgeruht starte ich schon um 7 Uhr, heute sind es nur  28 Km. dafür sind einige Hügel zu überwinden. Auf 1000 Metern starte ich, es geht hinauf auf 1450, fällt auf 1150 und steigt wieder auf 1550 Meter. Ich habe unheimlich Mühe, diese Hügel verlangen mir alles ab. Endlich ist die Höhe erreicht,


falsch geraten, das ist nur eine Zwischenmarkierung, es geht noch einmal eine halbe Stunde aufwärts. Oben esse ich mein Sandwich und geniesse dieses herrliche Panorama. So richtig ganz in den Bergen. 



Noch einige Male geht es in kleinere Täler und wieder über Kuppen, ich kann fast nicht mehr. Sehr oft lässt sich der Weg nur erahnen, so wenig begangen wird diese Gegend, dabei ist es wirklich mein eindrücklichster und schönster Pilgerweg.


Gut habe ich gestern wenigstens diese 10 Km angehängt, die wären ja auch noch für heute geplant. Endlich, endlich erreiche ich die letzte Passhöhe und sehe  hinunter ins Tal. Vor lauter Staunen übersehe ich einen Pfeil und gehe einfach der Strasse entlang. Erst eine Weile später merke ich wie gefährlich dieser Weg ist. Es hat keinen Seitenstreifen mehr, Leitplanken und daneben geht es sehr steil hinunter. Zum Glück sind es nur noch 7 Km und ich bin am Ziel. Finde ich wohl jemanden der mir die Herberge öffnet? Samstagabend, Schulferien und die Herberge befindet sich im Schulhaus. Weit gefehlt, die Schule hier ist aufgehoben, und aus der Herberge kommt grosse Betriebsamkeit. Woher kommen nur alle diese Pilger? Kein Bett mehr frei heisst es hier. Es hat aber genügend Matrazen und so wird für mich ein Nachtlager eingerichtet. Ich könnte unmöglich noch weiter, wohin auch? Die Bar ist auch geschlossen, seither kocht die Herbergsmutter auch für alle Pilger das Abendessen. Getänke gibts im Automaten, heute ist Fussball so wird noch schnell ein grösserr Fernseher organisiert. 
Wie auf anderen Wegen, um 6 Uhr gehen die Handys los, was wollen den die schon so früh, es sind ja nur 24 Km bis Pola de Lena. Ich drehe mich noch einmal es reicht wenn ich um 8 losgehe. Wieder starte ich auf 1000 Metern es geht hinunter auf 430 M. das kann doch nicht so schlimm werden. Aber es wird schlimm, riesig geht es hinunter ins Tal, um gleich wieder aufzusteigen und wieder abzufallen, es hört einfach nicht auf. Die Gegend ist wunderschön, ich fühle mich ins Mittelalter zurück versetzt. 


So könnte die Pilgerei vor 1000 Jahren ausgesehen haben. Als letzter erreiche ich die Herberge in Pola de Lena, es hat genügend Platz also kein Problem. 
Wenn ich schon die Handys höre, kann ich auch gleich aufstehen. Noch vor 7 Uhr stehe ich auf der Strasse und ziehe los. Oviedo am Camino Primitivo ist mein Ziel. Drei Steigungrn sind unterwegs, aber heute ist das kein Problem. Um 14.30 Uhr stehe ich vor der Herberge, aber bei weitem nicht einer der Ersten. Um 15 Uhr öffnet die Herberge, ich bin ca Nummer 22 die eingelassen wird. Schnell ein Bett reservieren und zuerst einmal etwas essen gehen. In der Touristeninformation erfahre ich, es gibt keinen vernünftigen Weg nach Gijon. Für mich ist klar, morgen fahre ich mit dem Bus nach Gijon und geniesse einen pilgerfreien Tag. Schon um 8 Uhr liege ich im Bett und höre niemanden mehr anzukommen. In der Nacht erwache ich, die andern schnarchen in allen Tönen und Arten, ich überdenke meinen Entschluss. Auf meinem Handy finde ich einen Weg, mit dieser Zuversicht schlafe ich wieder ein. 
Im Bewustsein, dass ich heute viel auf der Strasse gehe, starte ich los Richtung Gijon. Sehr gut finde ich dank meinem Handy den Weg aus der Stadt und alles verläuft nach Plan, einzig ein wenig Verkehr mehr als erwartet treffe ich auf dieser Strasse an. Ich nehme Rücksicht auf die Autofahrer, sie dagegen sehr auf mich. So erreiche ich kurz nach 14 Uhr Gijon, und sogar noch ein Bett im Hostal. Ich bin angekommen am Atlantik, die Durchquerung Spaniens ist wieder bestens gelungen. Dieser Weg von Leon bis hierher ist das Urtümlichste und Beste was ich auf allen Pilgerwegen bisher erlebt habe. 


Auf geht es in den Camino del Norte, aber erst morgen früh. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann