Weiter geht es durch bewohntes Gebiet, plötzlich ohne Anzeichen hört die Strasse auf, eine kleine Schotterpiste führt direkt auf Weiden und Waldgebiete. Ich freue mich sehr, dieser Weg soll sehr ursprünglich und einsam sein. Herrlich geht es durch fast unberührte Natur, auf und ab, durch Kuhherden und ganz vereinzelt auch an einem Haus vorbei. Ich merke erst jetzt, ich hätte gut getan meinen Wasservorrat aufzufüllen. Ich glaube, ich habe mir da wirklich etwas sehr schönes eingebrockt. Später, ich bin auf der Suche nach einer Bar, weshalb ich nun auf der Strasse weitergehe. Nun fährt sogar die Guardia Zivil vor und will mich von der Hauptstrasse haben. Ich verstehe in diesem Fall kein Wort von dem was sie wollen, zeige in meine Richtung und sage La Robla, mein Ziel. Dass der Wanderweg nicht auf dieser Strasse ist, weiss ich eigentlich, hoffe aber so schneller ein Dorf zu finden. Sie geben auf und lassen mich ziehen. Endlich um 13 Uhr ein kleines Dorf und sogar eine Bar, meine Rettung. Gestärkt geht es zügig weiter, La Robla ist bald erreicht. Die Herberge gefällt mir nicht, es ist auch noch zu früh für Feierabend, also gehe ich weiter. Statt 28 werden es halt 38 Km dafür habe ich hier eine sehr nette Pension und sehr gutes Essen.
Gut ausgeruht starte ich schon um 7 Uhr, heute sind es nur 28 Km. dafür sind einige Hügel zu überwinden. Auf 1000 Metern starte ich, es geht hinauf auf 1450, fällt auf 1150 und steigt wieder auf 1550 Meter. Ich habe unheimlich Mühe, diese Hügel verlangen mir alles ab. Endlich ist die Höhe erreicht,
falsch geraten, das ist nur eine Zwischenmarkierung, es geht noch einmal eine halbe Stunde aufwärts. Oben esse ich mein Sandwich und geniesse dieses herrliche Panorama. So richtig ganz in den Bergen.
Noch einige Male geht es in kleinere Täler und wieder über Kuppen, ich kann fast nicht mehr. Sehr oft lässt sich der Weg nur erahnen, so wenig begangen wird diese Gegend, dabei ist es wirklich mein eindrücklichster und schönster Pilgerweg.
Gut habe ich gestern wenigstens diese 10 Km angehängt, die wären ja auch noch für heute geplant. Endlich, endlich erreiche ich die letzte Passhöhe und sehe hinunter ins Tal. Vor lauter Staunen übersehe ich einen Pfeil und gehe einfach der Strasse entlang. Erst eine Weile später merke ich wie gefährlich dieser Weg ist. Es hat keinen Seitenstreifen mehr, Leitplanken und daneben geht es sehr steil hinunter. Zum Glück sind es nur noch 7 Km und ich bin am Ziel. Finde ich wohl jemanden der mir die Herberge öffnet? Samstagabend, Schulferien und die Herberge befindet sich im Schulhaus. Weit gefehlt, die Schule hier ist aufgehoben, und aus der Herberge kommt grosse Betriebsamkeit. Woher kommen nur alle diese Pilger? Kein Bett mehr frei heisst es hier. Es hat aber genügend Matrazen und so wird für mich ein Nachtlager eingerichtet. Ich könnte unmöglich noch weiter, wohin auch? Die Bar ist auch geschlossen, seither kocht die Herbergsmutter auch für alle Pilger das Abendessen. Getänke gibts im Automaten, heute ist Fussball so wird noch schnell ein grösserr Fernseher organisiert.
Wie auf anderen Wegen, um 6 Uhr gehen die Handys los, was wollen den die schon so früh, es sind ja nur 24 Km bis Pola de Lena. Ich drehe mich noch einmal es reicht wenn ich um 8 losgehe. Wieder starte ich auf 1000 Metern es geht hinunter auf 430 M. das kann doch nicht so schlimm werden. Aber es wird schlimm, riesig geht es hinunter ins Tal, um gleich wieder aufzusteigen und wieder abzufallen, es hört einfach nicht auf. Die Gegend ist wunderschön, ich fühle mich ins Mittelalter zurück versetzt.
So könnte die Pilgerei vor 1000 Jahren ausgesehen haben. Als letzter erreiche ich die Herberge in Pola de Lena, es hat genügend Platz also kein Problem.
Wenn ich schon die Handys höre, kann ich auch gleich aufstehen. Noch vor 7 Uhr stehe ich auf der Strasse und ziehe los. Oviedo am Camino Primitivo ist mein Ziel. Drei Steigungrn sind unterwegs, aber heute ist das kein Problem. Um 14.30 Uhr stehe ich vor der Herberge, aber bei weitem nicht einer der Ersten. Um 15 Uhr öffnet die Herberge, ich bin ca Nummer 22 die eingelassen wird. Schnell ein Bett reservieren und zuerst einmal etwas essen gehen. In der Touristeninformation erfahre ich, es gibt keinen vernünftigen Weg nach Gijon. Für mich ist klar, morgen fahre ich mit dem Bus nach Gijon und geniesse einen pilgerfreien Tag. Schon um 8 Uhr liege ich im Bett und höre niemanden mehr anzukommen. In der Nacht erwache ich, die andern schnarchen in allen Tönen und Arten, ich überdenke meinen Entschluss. Auf meinem Handy finde ich einen Weg, mit dieser Zuversicht schlafe ich wieder ein.
Im Bewustsein, dass ich heute viel auf der Strasse gehe, starte ich los Richtung Gijon. Sehr gut finde ich dank meinem Handy den Weg aus der Stadt und alles verläuft nach Plan, einzig ein wenig Verkehr mehr als erwartet treffe ich auf dieser Strasse an. Ich nehme Rücksicht auf die Autofahrer, sie dagegen sehr auf mich. So erreiche ich kurz nach 14 Uhr Gijon, und sogar noch ein Bett im Hostal. Ich bin angekommen am Atlantik, die Durchquerung Spaniens ist wieder bestens gelungen. Dieser Weg von Leon bis hierher ist das Urtümlichste und Beste was ich auf allen Pilgerwegen bisher erlebt habe.
Auf geht es in den Camino del Norte, aber erst morgen früh.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo lieber PilgerJohann,
AntwortenLöschenNa, alles noch in Ordnung nach deinen anstrengenden Berg- und Talwanderungen? Dein umfangreiches Tagespensum, gepaart mit vorbildliche Ausdauer, erstaunt uns immer wieder. Unsere Neugier befriedigst du stets mit tollen, aufschlussreichen Bildern. Einen erlebnisreichen Sommer wünschen wir dir und freuen uns auf dein nächstes Lebenszeichen.
Liebe Grüsse, Theres und Gody