Montag den 2. Sept. Mein Weg führt mich auf der Via de la Plata Richtung Santiago, das noch 770 Km entfernt ist. Gestern waren wir 7 Pilger in der Herberge, heute um 6.30 Uhr bin ich noch alleine hier. Mit Stirnlampen bewaffnet sind die 6 anderen losgezogen, wahrscheinlich haben sie einen langen weiten Weg vor sich. Kann mir egal sein, ich habe Zeit und will sehen wo ich durchgehe. Merida wird oft auch das " spanisches Rom " genannt, sehr vieles ist hier von der Römerzeit übrig geblieben. Beim Ausgang der Stadt fasziniert mich dieses Aquädukt, wenigstens was noch davon übrig geblieben ist,
im Lichte der aufgehenden Sonne. Kurz zuvor habe ich frühstücken können, nun gibt es nichts mehr bis Aljucen meinem Übernachtungsort. Es ist wieder wunderschön ganz alleine und ohne grossen Verkehr wandere ich dem Stausee in Proserpina entgegen. Dieser Stausee wurde vor über 2000 Jahren von den Römern errichtet, als Trinkwasser Reservoir für Merida. Auf einer über 5 Km langen Hochleitung ( Aquädukt ) wurde das Wasser über ein Flusstal in die Stadt geleitet.
Ein wunderbarer Weg führt mich fast 2 Km dem Ufer entlang, bis es abzweigt, und durch Eichenwälder und Steinbrocken wandernd erreiche ich die Herberge schon am frühen Nachmittag. Siehe da, 5 von den Frühaufstehern sitzen auch schon hier und warten auf den Abend. Genügend Zeit bleibt mir alles in Ordnung zu bringen. Die Hospitaliere hat den Schlüssel zur Kirche und so können wir diese auch von innen ansehen. Endlich sehe ich meine Enkelkinder wieder einmal, Internet sei Dank.
Die 5 Frühaufsteher sind auch heute bereits kurz nach 5 Uhr wieder aktiv, um 5.40 Uhr ist Ruhe und ich schlafe noch einmal eine Stunde. Um 7 Uhr ist die Bar geöffnet, ich habe Frühstück, Wasser und Pic Nic bestellt. Um 7.30 Uhr bin auch ich unterwegs in einen kühlen aber wunderschönen Morgen hinein.
So liebe ich die Extremadura, weite Weiden und überall Steineichen. Mehrmals komme ich an Zeugen der Römerzeit vorbei, so auch diese alte aber idillische Brücke.
Weit bin ich heute gegangen, die Frühaufsteher habe ich hinter mir gelassen. Ich freue mich, ich bin ganz alleine hier und habe Platz soviel ich will. Leider nur bis um 21.20 Uhr, da treffen doch tatsächlich noch zwei Radfahrer hier ein. Macht nichts, es sind 9 Betten, also genug für alle.
Schon früh verlasse ich die Alberge, es sind viele Km die auf mich warten. Gut 2 Stunden muss ich gehen bis es Frühstück gibt, und noch einmal drei und ich bin in der Grossstadt Caceres. Eine riesige Festung bildet den Kern, daneben gibt es Platz für Bars und Läden.
Ich ziehe gleich weiter, Casar ist mein Ziel für heute. Ein einziger Pilger liegt um 4 Uhr im Bett und erholt sich vom Marsch. 18 Betten und wir sind zu zweit, das reicht sicher für beide. Doch nicht für sehr lange, um 19.30 Uhr treffen die beiden Radfahrer von gestern Abend auch hier ein. Das bestätigt meine Überzeugung, ich komme auch zu Fuss an mein Ziel.
Wieder muss ich frühstücken bevor ich losgehen kann, unterwegs gibt es nirgens etwas zu kaufen, da nützen auch die Taschen voller Euros nichts, es ist grosse Einsamkeit angesagt. Ich bekomme ein sehr schönes Sandwich mit auf den Weg und 5 Lt. Wasser müssen reichen. Mein Weg führt mich am Tajostausee entlang, eine wunderschöne Gegend und wunderbare Wege meistens fernab vom Strassenverkehr.
In Canaveral gibt es keine Herberge dafür buche ich hier ein Hotelzimmer. Der Wirt ist noch genauso unfreundlich wie im letzten Jahr, aber ich will ja keine Unterhaltung, ein gutes Abendessen und ein Bett reichen vollständig.
Auch heute morgen schmeisst er mir das Frühstück und das Pic Nic ziemlich entschlossen auf den Tisch, aber es ist alles bestens ich bin wieder für einen Tag versorgt. Nach 30.3 Km, endlich liegt das Ziel vor mir.
Es war heute sehr streng, wenigstens habe ich es so empfunden. Erst um 16 Uhr bin ich in der Herberge, erhole mich etwas und nun will ich natürlich auch diese Stadt noch etwas erkunden. Abendessen ist um 8.30 Uhr möglich, danach aber schnell ins Bett mit dem müden Pilger.
Um 7.30 Uhr ist die Bar geöffnet und es gibt Frühstück, wurde mir gestern erklärt. Heute ist um diese Zeit alles dunkel, so ziehe ich wieder einmal ohne Frühstück los. Nach 5 Km ist die erste Bar, natürlich geschlossen. Macht nichts, 6 Km später ist das nächste Dorf mit hoffentlich geöffneter Bar. Kurz vor Carcaboso überholen mich zwei Radfahrer. Was lese ich da auf ihrem Tricot? Radsport Frey, das könnten Schweizer sein. Sie machen am Dorfeingang halt und ich hole sie ein. Auf Schweizerdeutsch spreche ich sie an,und alle staunen wir über diesen Zufall. Das Paar, Christine und Heiner, kommt aus dem Rheintal, also nicht weit weg von mir zu Hause. In der nächsten Bar treffen wir uns zum Frühstück und reden natürlich über unsere Wege. Vor lauter Überraschung denke ich nicht einmal daran ein Foto von den Beiden zu machen. Aber ich treffe sie bestimmt wieder einmal am Pilgerstamm in St. Gallen. Ich ziehe weiter, es sind noch einige Km vor mir. In dieser Gegend gibt es sehr viele Kulturen mit Tabakpflanzen.
Neben diesen Äckern gibt es auch viele Weiden mit Mutterkühen und oft geht der Weg mitten durch sie hindurch. So erreiche ich Oliva meine nächste Station. Vor der Türe steht Jürgen, ein Pilger aus Deutschland der morgen hier mit dem Weg beginnt. Der Abend ist kurzweilig, schon lange habe ich keinen Deutschsprechenden Pilger mehr in einer Herberge getroffen. Eigentlich wollte ich mich hier nur erfrischen und Abendessen. Schlafen wollte ich heute im Freien unter dem Torbogen von Caparra, leider macht mir das Wetter ausgerechnet heute einen Strich durch die Rechnung. Es ist zum Abend stark bewölkt und wirklich um 9 Uhr zieht ein heftiges Gewitter über diese Region. Gut bin ich in der Herberge geblieben, ich wäre schön nass geworden.
So gibt es in der Herberge selbstgemachtes Frühstück, und los geht es Richtung Hervas. Es ist wieder wunderschön heute, alles frisch gewaschen und klar. Nach 2 Std. Stehe ich nun unter dem Torbogen und staune über die Baukunst der Römer.
Heute begleitet mich ein Spanier, die letzten Tage hat er sich oft verlaufen, jetzt geht er auf Nummer Sicher. Er ist ein armer Kerl, hat kein Geld und nichts zu essen, so mag er fast nicht gehen, will aber doch bis Santiago durch kommen. In Aldeanueva kann er gegen Spende übernachten, ich gehe weiter, ich bin noch zu wenig gefordert für heute. Eigentlich möchte ich nach Hervas, nach einem besseren Studium des Pilgerführers entschliesse ich mich aber anders. Nach Hervas ist es ein Umweg von 4 Km und morgen müsste ich über 40 Km gehen. So gehe ich auf dem direkten Weg 10 Km weiter nach Banos. Es soll dort eine schöne, gemütliche Herberge geben, was mir recht gelegen käme. Ja sie sieht gut aus, ist aber Samstag - Sonntag geschlossen, und heute ist Sonntag. Es geht also noch einmal 4 Km weiter, hier finde ich die passende Unterkunft. Steil geht es hinauf von Banos, fast auf der Passhöhe überschreite ich die Grenze nach Kastillien.
Ja die Herberge passt und ich werde sehr herzlich hier aufgenommen. Alles erledigen und schon wird das Abendessen serviert, so schnell geht es wenn man erst kurz nach 19 Uhr eintrifft. Immerhin waren es heute 42 strenge Km, da darf es schon etwas später werden.
Heute sind es dafür nur 30 Km, das kann ich gemütlich angehen. Den ganzen Tag treffe ich keinen einzigen Pilger, umsomehr staune ich bei meiner Ankunft in der Herberge, dass hier 8 Pilger tief und fest schlafen. Ich bin in einer richtigen Kult - Herberge, im Pfarrhaus von Don Blas. Aber es hat hier genügend Platz, ich bin willkommen.
Frühstück bekomme ich in der Herberge, Pic Nic habe ich gestern organisiert, so kann ich ruhig die kurze Etappe nach San Pedro de Rozados angehen. Alle anderen Pilger sind früher aufgebrochen, so ist der Weg frei für mich. Ein kurzer Pass muss überwunden werden und oben gibt es unter dem Rauschen der Windräder eine Pause.
Der Weg ist wirklich kurz um 1.30 Uhr stehe ich vor der Herberge, das ist zu früh für mich. Ich entschliesse mich noch 4 Km weiter zu gehen, dort gibt es eine kleine nette Unterkunft. Fehlanzeige, für mich ist das nichts, was nun? Ich verlängere meinen Spaziergang um weitere 20 Km und gehe durch bis Salamanca, so sind es denn heute halt wieder 53 Km geworden.
Sehr müde treffe ich endlich kurz nach 19 Uhr hier ein, aber schön ich habe eine wunderschöne und saubere Herberge. Sogar auf deutsch werde ich empfangen.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann