schön nur noch 998 Km bis Santiago. Es ist geschafft, die Stadt liegt hinter mir und die Steigung kann kommen. Und sie kommt, ist aber nicht so schlimm, um 14.30 Uhr bin ich in Cerro Muriano und habe ein schönes Zimmer für mich alleine. Klar für für mich alleine, es gibt zur Zeit keine andere Pilger auf diesem Weg. Den einzigen den ich immer wieder sehe, ich zwinkere im zu und wünsche "buen Camino" das freut mich und ihn anscheinend auch.
Sonntag in der Früh, die Bar nebenan ist entgegen dem Versprechen um 8 Uhr noch geschlossen, ohne Frühstück und Wasser gehe ich los. Zum Glück ist nach 13 Km eine Bar geöffnet, so komme ich zu Speis und Trank. Eile habe ich auch heute keine, 20 sehr bequeme Km stehen an. Schön ich bin angekommen, habe eine ganze Wohnung für mich und geniesse ein währschaftes Mittagessen. Alle Arbeiten sind gemacht, das Dorf erkundet, ich trinke auf der Terrasse noch ein Feierabendbier, ein Fussballspiel läuft im Fernsehen, die Spanier sind total dabei.
Um 7 Uhr kann ich frühstücken, meine bestellten Sachen in den Rucksack packen. Heute sind es 38 recht strenge Km. Der Wirt betreut mich ganz vorzüglich. Ich habe 3 Flaschen Wasser bestellt, zwei davon sind nun tiefgefroren da, die dritte normal kalt. Zwei Sandwiches liegen bereit, das mit Käse ist mein Frühstück, jenes mit Schnitzel werde ich nach ca 20 Km verspeisen. Um 7.30 Uhr starte ich in den Tag, genau rechtzeitig um einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben.
Den ganzen Tag geniesse ich frisches, kühles Wasser, dem Wirt sei danke gesagt. Es geht ganz ordentlich, um 17 Uhr stehe ich an der Reception des Hostals in Alcaracejos, 39 km durch herrliche Einsamkeit liegen hinter mir, so kann ich guten Gewissens meine Unterkunft buchen. Heute geniesse ich erst spät mein Abendessen, für Mittag hat es nicht mehr gereicht.
Es hat keine Eile, es sind nur 22 Km und das ist locker zu gehen ohne Hast. Alles ist flach und unendlich weit, und niemand drängt zum weitergehen. Es ist auch keine Frage ob ich noch Platz habe, nein gefährlicher ist es das geschlossen ist in der Zeit der kleinen Nachfrage. Aber alles halb so schlimm, auch heute finde ich ein Bett auf Anhieb. In Hinojosa del Duque nur ca 8000 Einwohner steht ein riesiger Vergnügungspark und der ist am Abend auch sehr gut besucht.
Heute morgen ist es sehr schwer eine offene Bar zu finden. Ohne Frühstück und Wasser möchte ich nicht aufbrechen, die nächsten 33 Km gibt es nichts einzukaufen. So warte ich bis um 8 Uhr, jetzt aber klappt es wunderbar. Ich habe gefrühstückt, Wasser und Proviant sind im Rucksack und los geht es wieder in die Einsamkeit. Es geht ganz gut, das Wetter ist bestens und ich gehe zügig vorwärts. Nach 23 Km sind zwei Arbeiter daran eine Farm instand zu stellen. Spontan laden sie mich zu einem Bier ein. Es zeigt sich, der eine hat diese Farm erworben und in einem Monat werden die Tiere hier ankommen. Er möchte auch allen Pilgern die hier vorbei kommen eine offene Türe anbieten und sie einladen hier Rast zu machen.
Ich bin sehr froh um diese Pause, erfahre viel über den Weiterweg und ziehe frohgelaunt weiter. Es sind noch ca 2.5 Std zu gehen und die Wolken verdunkeln sich zusehens. Ich ziehe aus, wäre schön wenn ich Monterubio noch vor dem Regen erreichen könnte. Dem ist nicht so, kurz nach der Grenze zur Extremadura
fallen die ersten Tropfen. Ich halte Ausschau nach einem geeigneten Platz um mein Regenzeugs zu montieren. Es hupt von hinten, ein Auto hält und der Eine von der Farm grinst aus dem Auto und bittet mich ein zu steigen. Ich mache es und es ist gut so. Er fährt mich die 3 Km noch in die Stadt, direkt vor das Hotel. 10 Minuten später schliesst dieses bis um 18.30 Uhr. Schön so habe ich noch ein Zimmer bekommen vor 16 Uhr und kann mich erfrischen und die Stadt besichtigen. Ich besuche den Gottesdienst und wundere mich über die vielen Besucher, kein Wunder ich bin wieder einmal an einer Beerdigung dabei.
Heute warten wieder 41 Km auf mich, trotzdem ist keine Eile geboten, die Alberge in Campanario öffnet erst um 18.30 Uhr. Links und rechts von meinem Weg gewittert es den ganzen Vormittag, ich wandere trocken und kühl auf meinem Weg. Ab Mittag klart es auf und es ist wieder sehr warm. Ich komme gut voran und sitze um 18.15 Uhr vor der geschlossenen Herberge. Ich erwarte einen muffigen, schmudeligen Raum in diesem alten Bahnhofsgebäude. Ich muss mich korrigieren, ein sehr schönes 4 Bettzimmer mit Klimaanlage erwartet mich, natürlich zur alleinigen Benützung, da andere Pllger fehlen. Im Güterschuppen ist die Bar, ein feines Abendessen geniesse ich vor dem Schlafengehen.
Das Frühstück habe ich gestern aus der Bar mitgenommen, heute gibt es die ersten 20 Km nichts auf dem Weg. Doch gibt es. Im ersten Dorf nach 13 Km nehme ich eine andere Wegführung als beschrieben, aber auch als Weg gekennzeichnet, und stehe plötzlich vor einer geöffneten Bar. Ich lasse mich nicht 2 Mal bitten, froh endlich doch etwas gefunden zu haben. Jetzt geht es wieder zügiger vorwärts, die Bar im nächsten Dorf lasse ich links liegen und erreiche kurz nach Mittag Don Benito, bereits sind wieder total 26 Km hinter mir. Wunderbar der Weg gefällt mir immer besser. Dann aber 12 Km später in Medellin die grosse Enttäuschung, das Hostal ist ausgebucht, natürlich nicht mit Pilgern, grosse Ratlosigkeit macht sich breit. Ich schaue auf meine Updates zu meinem Pilgerführer und da steht es gäbe noch eine private Unterkunft. Ich lasse mir den Weg erklären und Gott sei Dank es ist ein Bett frei. Oh wie wohl ist mir, ich bin gerettet. Micaela ist eine tolle Gastgeberin und sofort fühle ich mich wohl und heimelig in diesem Haus. Medellin ist sehr schön, gut habe ich einige Zeit mich hier um zu sehen.
Den Abend geniesse ich am Fluss, nahe der Römerbrücke die ich morgen als erstes überqueren werde.
Nie hätte ich gedacht, dass es in der Extramadura so fruchtbare Gegenden gibt. Schon lange wandere ich an riesigen Ackerflächen entlang, plötzlich hat es sehr ausgedehnte Obstbaumplantagen und nun bin ich im Gebiet der Tomaten. Ja Tomaten so weit das Auge reicht. Eine riesige Fabrik für Tomatenconserven steht direkt am Wegesrand. Lastwagenweise und mit grossen Traktoren werden tonnenweise Tomaten angeliefert.
Einen Bauern frage ich ob ich 2 Tomaten nehmen kann, er lacht ich dürfe viel mehr nehmen es hat genug. Ich nehme 2 doch er winkt ab und kommt auf mich zu, habe ich ihn eventuell falsch verstanden? Nein er zeigt mir, dass ich das Kraut umdrehen muss um Früchte vom Schatten zu ernten, die sind kühl und schmecken köstlich. An einem anderen grossen Feld stehen 2 Traktoren mit Aufliegerböcken, die nehmen die Auflieger direkt mit auf den Acker, füllen ihn und übergeben ihn dem Laster zum Transport.
So ist meine Pilgerei sehr interessant und die Zeit und die Km vergehen ohne dass ich es richtig mitbekomme. Eigentlich wären es heute 46 Km, aber das ist mir zuviel. In San Pedro buche ich ein Zimmer, übernachte und gehe die restlichen 18 Km morgen.
Das ist nun ein Spaziergang am Sonntagmorgen, alles der Autobahn entlang bis Merida. Um 11.30 erreiche ich diese alte Römerstadt. Die Herberge ist noch geöffnet, kurz danach ist Siesta, so finde ich die Unterkunft für die nächste Nacht.
Damit ist mein Mozarabischer Weg abgeschlossen wenigstens für die nächsten Tage. Ab Morgen geht es auf der Via de Plata weiter, zum Schluss werde ich dann noch einmal einige Tage auf dem Mozarabischen wandern.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann