Sonntag, 25. August 2013

2. Teil Mozarabischer Jakobsweg

Samstagmorgen ich nehme es gemütlich. Die Messe feiere ich noch einmal in der riesigen Kathedrale, geniesse ein Frühstück und los geht es. Heute sind es nur 18 Km aber es geht 500 Meter in die Höhe. Am Ausgang der Stadt steht diese Hinweistafel,


schön nur noch 998 Km bis Santiago. Es ist geschafft, die Stadt liegt hinter mir und die Steigung kann kommen. Und sie kommt, ist aber nicht so schlimm, um 14.30 Uhr bin ich in Cerro Muriano und habe ein schönes Zimmer für mich alleine. Klar für für mich alleine, es gibt zur Zeit keine andere Pilger auf diesem Weg. Den einzigen den ich immer wieder sehe, ich zwinkere im zu und wünsche "buen Camino" das freut mich und ihn anscheinend auch.


Sonntag in der Früh, die Bar nebenan ist entgegen dem Versprechen um 8 Uhr noch geschlossen, ohne Frühstück und Wasser gehe ich los. Zum Glück ist nach 13 Km eine Bar geöffnet, so komme ich zu Speis und Trank. Eile habe ich auch heute keine, 20 sehr bequeme Km stehen an. Schön ich bin angekommen, habe eine ganze Wohnung für mich und geniesse ein währschaftes Mittagessen. Alle Arbeiten sind gemacht, das Dorf erkundet, ich trinke auf der Terrasse noch ein Feierabendbier, ein Fussballspiel  läuft im Fernsehen, die Spanier sind total dabei. 
Um 7 Uhr kann ich frühstücken, meine bestellten Sachen in den Rucksack packen. Heute sind es 38 recht strenge Km. Der Wirt betreut mich ganz vorzüglich. Ich habe 3 Flaschen Wasser bestellt, zwei davon sind nun tiefgefroren da, die dritte normal kalt. Zwei Sandwiches liegen bereit, das mit Käse ist mein Frühstück, jenes mit Schnitzel werde ich nach ca 20 Km verspeisen. Um 7.30 Uhr starte ich in den Tag, genau rechtzeitig um einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben.


Den ganzen Tag geniesse ich frisches, kühles Wasser, dem Wirt sei danke gesagt. Es geht ganz ordentlich, um 17 Uhr stehe ich an der Reception des Hostals in Alcaracejos, 39 km durch herrliche Einsamkeit liegen hinter mir, so kann ich guten Gewissens meine Unterkunft buchen. Heute geniesse ich erst spät mein Abendessen, für Mittag hat es nicht mehr gereicht. 
Es hat keine Eile, es sind nur 22 Km und das ist locker zu gehen ohne Hast. Alles ist flach und unendlich weit, und niemand drängt zum weitergehen. Es ist auch keine Frage ob ich noch Platz habe, nein gefährlicher ist es das geschlossen ist in der Zeit der kleinen Nachfrage. Aber alles halb so schlimm, auch heute finde ich ein Bett auf Anhieb. In Hinojosa del Duque nur ca 8000 Einwohner steht ein riesiger Vergnügungspark und der ist am Abend auch sehr gut besucht.
Heute morgen ist es sehr schwer eine offene Bar zu finden. Ohne Frühstück und Wasser möchte ich nicht aufbrechen, die nächsten 33 Km gibt es nichts einzukaufen. So warte ich bis um 8 Uhr, jetzt aber klappt es wunderbar. Ich habe gefrühstückt, Wasser und Proviant sind im Rucksack und los geht es wieder in die Einsamkeit. Es geht ganz gut, das Wetter ist bestens und ich gehe zügig vorwärts. Nach 23 Km sind zwei Arbeiter daran eine Farm instand zu stellen. Spontan laden sie mich zu einem Bier ein. Es zeigt sich, der eine hat diese Farm erworben und in einem Monat werden die Tiere hier ankommen. Er möchte auch allen Pilgern die hier vorbei kommen eine offene Türe anbieten und sie einladen hier Rast zu machen. 


Ich bin sehr froh um diese Pause, erfahre viel über den Weiterweg und ziehe frohgelaunt weiter. Es sind noch ca 2.5 Std zu gehen und die Wolken verdunkeln sich zusehens. Ich ziehe aus, wäre schön wenn ich Monterubio noch vor dem Regen erreichen könnte. Dem ist nicht so, kurz nach der Grenze zur Extremadura


fallen die ersten Tropfen. Ich halte Ausschau nach einem geeigneten Platz um mein Regenzeugs zu montieren. Es hupt von hinten, ein Auto hält und der Eine von der Farm grinst aus dem Auto und bittet mich ein zu steigen. Ich mache es und es ist gut so. Er fährt mich die 3 Km noch in die Stadt, direkt vor das Hotel. 10 Minuten später schliesst dieses bis um 18.30 Uhr. Schön so habe ich noch ein Zimmer bekommen vor 16 Uhr und kann mich erfrischen und die Stadt besichtigen. Ich besuche den Gottesdienst und wundere mich über die vielen Besucher, kein Wunder ich bin wieder einmal an einer Beerdigung dabei. 
Heute warten wieder 41 Km auf mich, trotzdem ist keine Eile geboten, die Alberge in Campanario öffnet erst um 18.30 Uhr. Links und rechts von meinem Weg gewittert es den ganzen Vormittag, ich wandere trocken und kühl auf meinem Weg. Ab Mittag klart es auf und es ist wieder sehr warm. Ich komme gut voran und sitze um 18.15 Uhr vor der geschlossenen Herberge. Ich erwarte einen muffigen, schmudeligen Raum in diesem alten Bahnhofsgebäude. Ich muss mich korrigieren, ein sehr schönes 4 Bettzimmer mit Klimaanlage erwartet mich, natürlich zur alleinigen Benützung, da andere Pllger fehlen. Im Güterschuppen ist die Bar, ein feines Abendessen geniesse ich vor dem  Schlafengehen. 
 

Das Frühstück habe ich gestern aus der Bar mitgenommen, heute gibt es die ersten 20 Km nichts auf dem Weg. Doch gibt es. Im ersten Dorf nach 13 Km nehme ich eine andere Wegführung als beschrieben, aber auch als Weg gekennzeichnet, und stehe plötzlich vor einer geöffneten Bar. Ich lasse mich nicht 2 Mal bitten, froh endlich doch etwas gefunden zu haben. Jetzt geht es wieder zügiger vorwärts, die Bar im nächsten Dorf lasse ich links liegen und erreiche kurz nach Mittag Don Benito, bereits sind wieder total 26 Km hinter mir. Wunderbar der Weg gefällt mir immer besser. Dann aber 12 Km später in Medellin die grosse Enttäuschung, das Hostal ist ausgebucht, natürlich nicht mit Pilgern, grosse Ratlosigkeit macht sich breit. Ich schaue auf meine Updates zu meinem Pilgerführer und da steht es gäbe noch eine private Unterkunft. Ich lasse mir den Weg erklären und Gott sei Dank es ist ein Bett frei. Oh wie wohl ist mir, ich bin gerettet.  Micaela ist eine tolle Gastgeberin und sofort fühle ich mich wohl und heimelig in diesem Haus. Medellin ist sehr schön, gut habe ich einige Zeit mich hier um zu sehen. 


Den Abend geniesse ich am Fluss, nahe der Römerbrücke die ich morgen als erstes überqueren werde.


Nie hätte ich gedacht, dass es in der Extramadura so fruchtbare Gegenden gibt. Schon lange wandere ich an riesigen Ackerflächen entlang, plötzlich hat es sehr ausgedehnte Obstbaumplantagen und nun bin ich im Gebiet der Tomaten. Ja Tomaten so weit das Auge reicht. Eine riesige Fabrik für Tomatenconserven steht direkt am Wegesrand. Lastwagenweise und mit grossen Traktoren werden tonnenweise Tomaten angeliefert.


Einen Bauern frage ich ob ich 2 Tomaten nehmen kann, er lacht ich dürfe viel mehr nehmen es hat genug. Ich nehme 2 doch er winkt ab und kommt auf mich zu, habe ich ihn eventuell falsch verstanden? Nein er zeigt mir, dass ich das Kraut umdrehen muss um Früchte vom Schatten zu ernten, die sind kühl und schmecken köstlich. An einem anderen grossen Feld stehen 2 Traktoren mit Aufliegerböcken, die nehmen die Auflieger direkt mit auf den Acker, füllen ihn und übergeben ihn dem Laster zum Transport.


So ist meine Pilgerei sehr interessant und die Zeit und die Km vergehen ohne dass ich es richtig mitbekomme. Eigentlich wären es heute 46 Km, aber das ist mir zuviel. In San Pedro buche ich ein Zimmer, übernachte  und gehe die restlichen 18 Km morgen. 
Das ist nun ein Spaziergang am Sonntagmorgen, alles der Autobahn entlang bis Merida. Um 11.30 erreiche ich diese alte Römerstadt. Die Herberge ist noch geöffnet, kurz danach ist  Siesta, so finde ich die Unterkunft für die nächste Nacht. 
Damit ist mein Mozarabischer Weg abgeschlossen wenigstens für die nächsten Tage. Ab Morgen geht es auf der Via de Plata weiter, zum Schluss werde ich dann noch einmal einige Tage auf dem Mozarabischen wandern. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann  

Dienstag, 20. August 2013

Warm Wärmer Wunderschön

Samstagmorgen 17. August
Kurz vor 8 Uhr stehe ich vor dem Kloster Real Monasterio de las Madres Comendadores de Santiago, dem offiziellen Beginn des Mozarabischen Jakobsweges in Granada.


Der Stämpel ist im Pass, es kann los gehen mit den nächsten 1200 Km. Ganz unterschiedlich sind die Etappenlängen, alles richtet sich nach den Unterkünften. Heute sind es nur 17 Km, das geht locker und die Wärme ist noch kein Thema. Der Weg führt durch die Stadt und Vororte, alles gut gekennzeichnet aber eher langweilig von der Aussicht her. Früh bin ich im Hotel und geniesse den Nachmittag, immer wird es nicht so gemütlich ab gehen. Per Zufall stehe ich um 18.30 vor der Kirche, trete ein und sehe dass hier viel Betrieb ist. Der Pfarrer erklärt mir, dass erst um 20 Uhr Messe ist, vorher ist noch eine Hochzeitsmesse. Ich frage ob ich da störe, natürlich nicht, und so kann ich diese Hochzeit miterleben. 
Heute werde ich etwas mehr gefordert, es sind immerhin 37 Km und 900 Meter bergauf und 550 Meter bergab, und es sind 40 Grad zu erwarten. Ich wurde ja gewarnt, ich habe nicht zu klagen. Auf dem höchsten Punkt angekommen geniesse ich ein grosses kühles Bier um gleich darauf in dieTiefe zu stechen.


Es passt alles, um 18.30 Uhr bin ich im Hotel, müde aber glücklich diese Herausforderung geschafft zu haben. Ein schönes Hotel ist der Lohn, dafür ist es nicht ganz gratis, es hat ja nichts anderes und so kann man ohne weiteres den Preis festlegen. Egal, ich geniesse die Nacht und stärke mich für morgen. 
24 Km das ist hier eine sehr günstige Distanz, ich starte um 7.30 Uhr und kann um 13.30 - 14 Uhr am Ort sein. Und es ist so, auch mit einigen Steigungen bringe ich den Weg noch vor der grossen Hitze hinter mich. Es ist wunderschön hier zu wandern. Ich bekomme fast nie jemanden zu sehen, schon gar nie Pilger. Olivenbäume beherrschen in dieser Gegend alles Gelände, Millionen von Bäumen säumen meinen Weg. 


Kaum zu glauben, aber diese Gegend gefällt mir unheimlich gut. Sie ist so menschenleer und trotzdem so faszinierend. Ich will es geniessen, schon sehr bald wird sich das Landschaftsbild total ändern, die Extremadura ist wieder total anders.


Noch ist es nicht so weit, es hat immer noch, nur Olivenbäume. 
Auch heute wird es nicht all zu streng. Nur eine kurze Steigung, dafür viel Gefälle erwarten mich  und das auf nur 25 Km. Proviant und Wasser ist dabei, die nächsten 6 Std. gibt es keine Einkaufsmöglichkeit. Leider geht meine Rechnung nicht ganz auf, seit langem verlaufe ich mich heute ganz gehörig. Ich brauche mehr als 2 Stunden zusätzlich, das Wasser ist leer und um 15 Uhr ist es nun sehr heiss. Kurz vor meinem Zielort finde ich ein bewohntes Haus, der Pilger Johann wird zum Bettler. Ein Liter Wasser verschwindet ohne grosse Pause, einen weiteren Liter darf ich in meine Flasche abfüllen. Ich bin am Ziel, alle Mühen sind vergessen, ich geniesse einige Biere und ein feines Mittagessen um 16.30 Uhr. Abendessen gäbe es erst um 20.30 Uhr, das ist mir zu spät. Morgen will ich wieder früh los. 
Leider gibt es erst um 8 Uhr Frühstück, ohne kann ich nicht losgehen, heute hat es wieder gar nichts unterwegs. Aber das geht schon, es sind ja wieder nur 21 Km und jeden Tag brauche ich mich nicht zu verlaufen. Von Baena bis Castro del Rio wandere ich alles auf einer Asphaltstrasse die aber kaum befahren wird. So ist die Gefahr vom Verlaufen sehr klein. 


Schön auch hier vor der grossen Wärme einzutreffen, in einer kleinen Pension ist ein Zimmer frei für mich. Das ist eine gute Zeit, auch hier esse ich um 16.30 Uhr ein Mittagsmenü und brauche danach nichts mehr. Früh gehe ich schlafen, morgen wird es ziemlich hart werden. 
Vor 6 Uhr ruft mein Handy und schon kurze Zeit später stehe ich auf der Strasse und steuere die erste Bar an. Ein Frühstück, ein Bocadillo für unterwegs, drei grosse Flaschen Wasser, meine Trinkflasche ebenfalls auffüllen so lautet meine Bestellung. 5 Kg Wasser trage ich mit mir beim Verlassen der Bar um 6.30 Uhr. Es ist noch dunkel aber der Mond gibt genügend Licht den Weg zu finden. 39 Km warten auf mich heute, viele kleine Hügel sind zu überwinden und warm ist es auch heute wieder. Aber auch heute, es ist wunderschön durch diese Landschaft zu pilgern. Jetzt hat es zwischen den Olivenbaumplantagen immer wieder Ackerland mit Getreide, das aber bereits geerntet ist, überall stehen auch die Felder mit Sonnenblumen, diese Ernte beginnt gerade jetzt.


Es geht heute sehr gut, alles ist bestens und um 16 Uhr treffe ich in Cordoba ein. Kurze Zeit später ist ein Bett gefunden und ich erkunde die Stadt, allerdings bin ich sehr müde und lege mich früh schlafen. 
Ich bleibe einen Tag hier, es gibt sehr viel zu sehen . Cordoba war in früherer Zeit das Mekka der Muslimen des westlichen Mittelmeerraums, davon zeugen noch heute sehr viele Bauten. Die heutige Kathedrale wurde in die ehemalige Moschee hineingebaut. 


Schnell ist der Tag vorbei, ich bereite alles für morgen vor, ich will wieder früh losgehen. Noch einmal schlendere ich durch die Stadt, geniesse diese Stimmung und ein Glas Wein am Flussufer. 


Nun gute Nacht Pilger Johann.

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Freitag, 16. August 2013

Santiago - Granada

Sonntag, den 11. Aug. 2013 15 Uhr
Santiago ist voll von Pilgern und Touristen, und ich komme soeben auch noch dazu. Zum Glück hat meine Reservation im Hotel geklappt. Einige suchen sehr lange für ein günstiges Bett, ich schlafe wieder direkt neben der Kathedrale. Viele Pilgerfreunde finde ich auf dem Hauptplatz wieder, noch bis zum Montagabend treffen sie laufend hier ein. Für 2 - 3 Tage ist es sehr schön dieser Stimmung und dem Treiben zu zusehen, dann aber treibt es mich weiter. Obwohl ich drei Nächte gebucht habe, bleibe ich nur zwei Nächte hier, das freie Bett wird natürlich sofort wieder gebucht, kein Problem wegen der Reservation. Die nächste Nacht verbringe ich im Bus. Am Dienstagabend um 11 Uhr fährt mein Bus nach Madrid. Gleich nach Ankunft dort geht es weiter nach Granada wo ich um 14 Uhr eintreffe. Eine wunderschöne Fahrt  durch sehr abwechslungsreiche Gegenden, in sehr schönen modernen Bussen. In der Ankunftshalle von Granada steht eine Touristeninformation und die nette Dame reserviert für mich ein Bett in einer Pension in der Innenstadt. So kann ich schon um 15 Uhr ohne Rucksack die Stadt  erkunden. Auf der Information in der Stadt hole ich mir Unterlagen und frage mehr aus Spass, ob jemand deutsch spreche, da es abseits des Hauptpilgerweges doch sehr selten ist.  Siehe da, ja am Schalter drei bitte. Ich melde mich dort und Christine fragt wo ich herkomme und nun staune ich noch mehr als sie total fehlerfrei sagt "denn redäd mer schwizertütsch". Ja sie ist hier aufgewachsen, hat aber Schweizer Wurzeln und spricht perfekt schweizerdeutsch. Sie hat viel Zeit und erklärt mir alle Sehenswürdigkeiten und berät mich im Planen meines Aufenthaltes. Mit einem drei Tagespass verlasse ich das Büro und beginne meinen Rundgang in der Kathedrale. 


Am Donnerstagmorgen habe ich den Eintritt in die Alhambra buchen können, laut Internet sind für die nächsten 4 Tage keine  Eintritte mehr zu bekommen, sie aber hat noch solche zu vergeben. Auch der Besuch der Nasridenpaläste ist gebucht, welch ein Glück hat der Pilger Johann.  Alle halben Stunden werden 300 Besucher eingelassen, ich muss mich um 9.20 Uhr anstellen und kann dann um 9.30 in diese Gemäuer gehen. 


Um 14 Uhr muss ich die gesamte Anlage verlassen. Jetzt kann ich verstehen warum alles so von der Alhambra schwärmt, es ist wirklich fantastisch in diesem Palastpark mit seinen riesigen prunkvollen Bauten.


Zum Abschluss dieses Besuches gönne ich mir im ehemaligen Franziskanerkloster, was jetzt ein Paradorhotel ist, und in der Anlage drinnen steht, noch einen Kaffee und ein Stück Klostertorte. 


Mein Pass gibt mir in vielen Klöstern, Kirchen und Museen Einlass. Auch den Ortsbus darf ich 5 Mal benützen. So komme ich in alle Ecken dieser sehr interessanten Stadt. Beim Pilgern  werde ich nicht so müde, die Stadt fordert mich gewaltig. Die Zeit vergeht und schon ist mein Urlaub wieder zu Ende. Alles ist bereit, morgen geht mein Weg Richtung Santiago  los und das heisst pilgern und nicht mehr schlemmen. 



Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann 

Sonntag, 4. August 2013

Mit deutschsprachigem Pilgerführer unterwegs

Samstag, 3. Aug. 07.30 Uhr, ich verlasse Porto. Eine Stunde geht es durch die Stadt und die Vororte, endlich bin ich am Atlantic. Auf schönen Holzstegen geht es den endlosen Badestränden entlang, Bars hat es in Hülle und Fülle, tapfer gehe ich an den meisten vorbei. 


Mein Ziel ist der Campingplatz von Lafra. 23 Km, die nehme ich gemütlich und trotzdem liege ich kurz nach 3 Uhr am Pool und sonne meinen weissen Bauch. Das ist mein erstes Sonnenbaden auf meinem Pilgerweg. Ich habe ein sehr schönes Bungalow bekommen für 10.50 € die Nacht. Zum Abschluss des Tages genehmige ich mir am Strand ein feines Nachtessen und geniesse den  Sonnenuntergang.


Um 7.30 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Rates, die erste offizielle Herberge nach Porto. Dieser Weg wird weniger begangen von den Pilgern, eine einzige Pilgerin aus Korea habe ich getroffen. Die meisten fahren mit der Metro oder dem Bus ein Stück aus der Stadt und wandern dann im Landesinnern direkt bis Rates. Dabei ist es so wunderschön am Meer entlang und durch Villa de Conde. Mir soll es recht sein, ich habe keinen Stress und geniesse das Alleinsein.  Am Eingang des Dorfes steht als Begrüssung ein sehr schönes Kachelbild wie es hier oft als Werbung verwendet wird. 


 Erst um 16 Uhr treffe ich ein, und siehe da ich bin nicht mehr alleine. Anscheinend sind einige in Porto gestartet und durchgelaufen bis hierher. Eine einzige Pilgerin habe ich heute gesehen, und hier wimmelt  es nur so von Leuten dieser Art.  Ich bekomme ein Bett, damit bin ich zufrieden. 
Heute hänge ich zwei kurze Etappen zusammen, in der  Hoffnung, dass das nicht alle tun werden. Sie tun es aber fasst alle. Es geht über sehr schöne Wege, meistens abseits der Autostrassen. 


Zu fünft kommen wir um 14 Uhr bei der Herberge an und sind die ersten für heute. Die Herberge füllt sich langsam, die letzte Unterkunft konnte nicht viele überzeugen. Diese hier ist aber sehr schön und der Empfang ist herzlich. Das Restaurant nebenan hat heute geschlossen, so bleibt nur ein Abendspaziergang von einem Km hin und auch wieder einem zurück, zwischendurch gibt es Pizza oder Hamburger. 
Das übliche Prozedere, um 5.30 Uhr gehen die Handys los. Ich stehe auf und bereits um 6.20 bin ich auf dem Weg, nein auf der Flucht. Die grosse Gruppe der Italiener geht heute nach Ponte de Lima, ich werde weiter gehen wenn das möglich ist. Das Wetter ist gut, leicht bewölkt nicht allzu warm und ich fühle mich fit. 


Schon um 12.30 Uhr bin ich in Ponte de Lima, ich habe also Zeit noch etwas anzuhängen. Es sind sehr schöne Wege, wenig Verkehr und viel Abwechslung. Ja ich gehe weiter bis Rubiaes, und finde dort eine Unterkunft. Leider bin ich nun einer noch viel grösseren Gruppe aufgelaufen und der Hospitaliero gibt mir zu verstehen, dass ausgebucht ist. Ich mache wahrscheinlich einen sehr deprimierten Eindruck. Er winkt mir mit zu kommen und zeigt mir ein Einzelzimmer, ob ich wohl einverstanden bin ? Klar bin ich, es ist das Zimmer für Behinderte, und um diese Zeit ist niemand mehr zu erwarten. Ein riesen Glück, dieses Bett noch zu erhalten, weitergehen wäre kaum mehr möglich gewesen. Heute scheint ein Glückstag zu sein, im nahen Restaurant wird mir ein sehr gutes Nachtessen serviert. Überall, in jeder Ecke und jeder Nische, ja sogar im Rasen vor dem Haus, überall schlafen Pilger. 
Schon wieder geht ein Handy los, klar für heute ist es einmal mein Eigenes. Ich will früh unterwegs sein, und auch diese Gruppe hinter mir lassen, also muss es weiter wie Tui sein , denn bis dorthin werden die meistrn gehen, so wandere ich durch den Rest von Portugal und erreiche am Mittag Tui in Spanien. 


Nicht gerade schön aber sehr eindrücklich die Stahlbrücke über den Minho, den Grenzfluss zu Spanien. Ich gehe also weiter, bis O Porrino werde ich kommen. Es hat sich gelohnt, eine sehr schöne und saubere Herberge ist mein Ziel. Es hat noch Platz, aber zum Schluss ist auch hier alles belegt. Ich hätte nie gedacht, dass auf diesem Weg auch soviel Betrieb herrscht. 
Früh starte ich, es ist sowieso schon alles am Packen oder schon unterwegs. Redonela steuern die meisten Pilger an, ich werde weitergehen bis Pontevedra und so hoffentlich der grossen Masse entfliehen. Falsch gerechnet Pilger Johann. Schon um 16 Uhr stehe ich vor der Herberge und es ist bereits ausgebucht. Obwohl es für mich unerklärlich ist, ändern kann ich daran nichts. In der Stadt finde ich eine Pension, auch das ist mir recht. 
Auch heute gehe ich bei Tagesanbruch los, ich möchte wieder weiter wie die meisten in der Hoffnung ein Bett zu finden. Beim Überqueren der grossen Brücke ruft jemand den Johann. Es sind die beiden Spanier mit denen ich schon 3 Mal übernachtet habe und die ich in Porto ein letztes Mal gesehen habe. Nun sind sie plötzlich auch wieder hier, ich hätte geglaubt die wären viel weiter.


Einige hundert Meter gehen wir gemeinsam, aber ich muss sie ziehen lassen, so schnell bin ich nicht. Gegen 15 Uhr erreiche ich die Herberge, und bin erst der achte Pilger, Platz genug um ein Bett auszulesen. Die Waschmaschine ist sogar frei, und Leinen zum Wäschehängen sind auch noch frei, was für ein Glücksgefühl. So schnell kann man wieder zufrieden sein, es braucht gar nicht mehr. 
So einen kurzen Pilgertag gab es schon lange nicht mehr. Es sind nur 12 Km zur Herberge. Zuerst gehe ich nach Padron, einer sehr schönen Kleinstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, zB. Den kleinen Jakobus auf dem Berg. 


Das gehört natürlich zum Pflichtprogramm eines Jakob Pilgers. Nach einem Umweg von 2.5 Km erreiche ich das Kloster Herbon mit seiner Herberge. Um 15 Uhr bin ich der erste Pilger hier, klar die Herberge öffnet erst um 16 Uhr. Da diese Herberge abseits des Weges liegt, und nur im deutschen Reiseführer vermerkt ist, sind entsprechend viele Deutsche hier. Die Hospitalieros sind aus den Niederlanden und betreuen uns vorzüglich. 


Wir haben noch das Glück eine Führung im Kloster erleben zu dürfen. In der Blütezeit bot dieses Kloster bis zu 200 Mönchen ein zu Hause. Bis gestern lebten hier noch zwei Mönche, der eine ist umgesiedelt und der andere zieht am Montag hier aus, das Kloster wird geschlossen. Sehr schade um diese Oase der Ruhe und Besinnlichkeit. Wenigstens bleibt die Herberge bis auf weiteres bestehen. Noch selten habe ich einen so schönen und gemütlichen Abend in einer Herberge verbracht, allen die zu dieser Stimmung beigetragen haben gilt ein herzlicher Dank. Ein wirklich schöner Abschluss meines Caminos Portugeses. 
Niemand darf einen Wecker benutzen, es wird mit Musik Tagwache gemacht, anschliessend gibt es Frühstück und erst dann wird die Türe der Herberge geöffnet. Auch das ist so speziell, am Morgen diese Ruhe und keine Hast. Es sind nur noch 26 Km bis Santiago da braucht es keine Eile. Ich gehe meinen Weg, treffe ab und zu jemanden den ich schon auf dem Weg getroffen habe und erreiche um 15 Uhr Santiago. Ja ich bin da, ich stehe mit Freunden des Weges hier vor der Kathedrale.


Mit frohem, ja jauchzendem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann