Mein Ziel ist der Campingplatz von Lafra. 23 Km, die nehme ich gemütlich und trotzdem liege ich kurz nach 3 Uhr am Pool und sonne meinen weissen Bauch. Das ist mein erstes Sonnenbaden auf meinem Pilgerweg. Ich habe ein sehr schönes Bungalow bekommen für 10.50 € die Nacht. Zum Abschluss des Tages genehmige ich mir am Strand ein feines Nachtessen und geniesse den Sonnenuntergang.
Um 7.30 Uhr mache ich mich auf den Weg nach Rates, die erste offizielle Herberge nach Porto. Dieser Weg wird weniger begangen von den Pilgern, eine einzige Pilgerin aus Korea habe ich getroffen. Die meisten fahren mit der Metro oder dem Bus ein Stück aus der Stadt und wandern dann im Landesinnern direkt bis Rates. Dabei ist es so wunderschön am Meer entlang und durch Villa de Conde. Mir soll es recht sein, ich habe keinen Stress und geniesse das Alleinsein. Am Eingang des Dorfes steht als Begrüssung ein sehr schönes Kachelbild wie es hier oft als Werbung verwendet wird.
Erst um 16 Uhr treffe ich ein, und siehe da ich bin nicht mehr alleine. Anscheinend sind einige in Porto gestartet und durchgelaufen bis hierher. Eine einzige Pilgerin habe ich heute gesehen, und hier wimmelt es nur so von Leuten dieser Art. Ich bekomme ein Bett, damit bin ich zufrieden.
Heute hänge ich zwei kurze Etappen zusammen, in der Hoffnung, dass das nicht alle tun werden. Sie tun es aber fasst alle. Es geht über sehr schöne Wege, meistens abseits der Autostrassen.
Zu fünft kommen wir um 14 Uhr bei der Herberge an und sind die ersten für heute. Die Herberge füllt sich langsam, die letzte Unterkunft konnte nicht viele überzeugen. Diese hier ist aber sehr schön und der Empfang ist herzlich. Das Restaurant nebenan hat heute geschlossen, so bleibt nur ein Abendspaziergang von einem Km hin und auch wieder einem zurück, zwischendurch gibt es Pizza oder Hamburger.
Das übliche Prozedere, um 5.30 Uhr gehen die Handys los. Ich stehe auf und bereits um 6.20 bin ich auf dem Weg, nein auf der Flucht. Die grosse Gruppe der Italiener geht heute nach Ponte de Lima, ich werde weiter gehen wenn das möglich ist. Das Wetter ist gut, leicht bewölkt nicht allzu warm und ich fühle mich fit.
Schon um 12.30 Uhr bin ich in Ponte de Lima, ich habe also Zeit noch etwas anzuhängen. Es sind sehr schöne Wege, wenig Verkehr und viel Abwechslung. Ja ich gehe weiter bis Rubiaes, und finde dort eine Unterkunft. Leider bin ich nun einer noch viel grösseren Gruppe aufgelaufen und der Hospitaliero gibt mir zu verstehen, dass ausgebucht ist. Ich mache wahrscheinlich einen sehr deprimierten Eindruck. Er winkt mir mit zu kommen und zeigt mir ein Einzelzimmer, ob ich wohl einverstanden bin ? Klar bin ich, es ist das Zimmer für Behinderte, und um diese Zeit ist niemand mehr zu erwarten. Ein riesen Glück, dieses Bett noch zu erhalten, weitergehen wäre kaum mehr möglich gewesen. Heute scheint ein Glückstag zu sein, im nahen Restaurant wird mir ein sehr gutes Nachtessen serviert. Überall, in jeder Ecke und jeder Nische, ja sogar im Rasen vor dem Haus, überall schlafen Pilger.
Schon wieder geht ein Handy los, klar für heute ist es einmal mein Eigenes. Ich will früh unterwegs sein, und auch diese Gruppe hinter mir lassen, also muss es weiter wie Tui sein , denn bis dorthin werden die meistrn gehen, so wandere ich durch den Rest von Portugal und erreiche am Mittag Tui in Spanien.
Nicht gerade schön aber sehr eindrücklich die Stahlbrücke über den Minho, den Grenzfluss zu Spanien. Ich gehe also weiter, bis O Porrino werde ich kommen. Es hat sich gelohnt, eine sehr schöne und saubere Herberge ist mein Ziel. Es hat noch Platz, aber zum Schluss ist auch hier alles belegt. Ich hätte nie gedacht, dass auf diesem Weg auch soviel Betrieb herrscht.
Früh starte ich, es ist sowieso schon alles am Packen oder schon unterwegs. Redonela steuern die meisten Pilger an, ich werde weitergehen bis Pontevedra und so hoffentlich der grossen Masse entfliehen. Falsch gerechnet Pilger Johann. Schon um 16 Uhr stehe ich vor der Herberge und es ist bereits ausgebucht. Obwohl es für mich unerklärlich ist, ändern kann ich daran nichts. In der Stadt finde ich eine Pension, auch das ist mir recht.
Auch heute gehe ich bei Tagesanbruch los, ich möchte wieder weiter wie die meisten in der Hoffnung ein Bett zu finden. Beim Überqueren der grossen Brücke ruft jemand den Johann. Es sind die beiden Spanier mit denen ich schon 3 Mal übernachtet habe und die ich in Porto ein letztes Mal gesehen habe. Nun sind sie plötzlich auch wieder hier, ich hätte geglaubt die wären viel weiter.
Einige hundert Meter gehen wir gemeinsam, aber ich muss sie ziehen lassen, so schnell bin ich nicht. Gegen 15 Uhr erreiche ich die Herberge, und bin erst der achte Pilger, Platz genug um ein Bett auszulesen. Die Waschmaschine ist sogar frei, und Leinen zum Wäschehängen sind auch noch frei, was für ein Glücksgefühl. So schnell kann man wieder zufrieden sein, es braucht gar nicht mehr.
So einen kurzen Pilgertag gab es schon lange nicht mehr. Es sind nur 12 Km zur Herberge. Zuerst gehe ich nach Padron, einer sehr schönen Kleinstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, zB. Den kleinen Jakobus auf dem Berg.
Das gehört natürlich zum Pflichtprogramm eines Jakob Pilgers. Nach einem Umweg von 2.5 Km erreiche ich das Kloster Herbon mit seiner Herberge. Um 15 Uhr bin ich der erste Pilger hier, klar die Herberge öffnet erst um 16 Uhr. Da diese Herberge abseits des Weges liegt, und nur im deutschen Reiseführer vermerkt ist, sind entsprechend viele Deutsche hier. Die Hospitalieros sind aus den Niederlanden und betreuen uns vorzüglich.
Wir haben noch das Glück eine Führung im Kloster erleben zu dürfen. In der Blütezeit bot dieses Kloster bis zu 200 Mönchen ein zu Hause. Bis gestern lebten hier noch zwei Mönche, der eine ist umgesiedelt und der andere zieht am Montag hier aus, das Kloster wird geschlossen. Sehr schade um diese Oase der Ruhe und Besinnlichkeit. Wenigstens bleibt die Herberge bis auf weiteres bestehen. Noch selten habe ich einen so schönen und gemütlichen Abend in einer Herberge verbracht, allen die zu dieser Stimmung beigetragen haben gilt ein herzlicher Dank. Ein wirklich schöner Abschluss meines Caminos Portugeses.
Niemand darf einen Wecker benutzen, es wird mit Musik Tagwache gemacht, anschliessend gibt es Frühstück und erst dann wird die Türe der Herberge geöffnet. Auch das ist so speziell, am Morgen diese Ruhe und keine Hast. Es sind nur noch 26 Km bis Santiago da braucht es keine Eile. Ich gehe meinen Weg, treffe ab und zu jemanden den ich schon auf dem Weg getroffen habe und erreiche um 15 Uhr Santiago. Ja ich bin da, ich stehe mit Freunden des Weges hier vor der Kathedrale.
Mit frohem, ja jauchzendem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
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