Gut habe ich geschlafen, die ersten Km kenne ich vom Camino Norte her, so wandere ich frohen Mutes Oviedo entgegen.
Nach 4 Km muss ich mich bereits entscheiden den regulären Weg oder den Umweg über ein Kloster unter die Füsse zu nehmen. Ich entscheide mich für den Umweg und das lohnt sich allemal. Die Gegend ist sehr schön und ruhig, sonst wäre mein Weg auf der Strasse verlaufen. Das Kloster in Valdedios ist sehr schön, der Hospitaliero zeigt mir die ganze Anlage.
Nun steigt es hinauf auf 400 Meter leider ist alles im Nebel aber es ist ruhig und ich bin ganz alleine hier unterwegs. Keine Anstrengung braucht es mehr für heute, es geht immer leicht bergab und schon um 16 Uhr stehe ich vor der wunderschönen Herberge in Pola de Siero. Auch hier, ich bin ganz alleine und so habe ich Platz und Zeit für meine Arbeiten. Im Restaurant nebenan gibt es ein super Abendessen, der Preis hat sich dem Essen angepasst. Nun ist plötzlich doch noch ein Pilger aufgetaucht, aber die 18 Betten reichen trotzdem.
Um 7 Uhr ist für mich Tagwache, vom andern Pilger ist nichts mehr zu sehen. Herrlich ist es heute, 28 Km und fast keine Höhenmeter, ein richtiger Sonntagsspaziergang. Oviedo ist eine grosse Stadt, trotzdem finde ich den Weg sehr gut. Auch hier gibt es wieder einen Umweg der sich lohnt, trotz einigen Höhenmetern dafür mit schöner Aussicht und wieder Naturwege statt Strassen.
Die Herberge in Escamplero ist gut besucht. Ich bin sehr überrascht, habe ich doch nur 2 Pilger unterwegs gesehen. Hier gibt es 12 Liegen und bereits um 18.30 Uhr ist alles belegt. Eine Holländerin ist hier und so habe ich wieder jemanden der deutsch spricht. Gemeinsam gehen wir zum Anendessen, danach werde ich sie nie mehr sehen, da sie nur 15 - 20 Km geht pro Tag. Das ist mir doch etwas zuwenig, 20 - 30 Km sind optimal für mich.
Heute bin ich ein Pilger mit Hund. Vor der Herberge sass schon gestern ein kleiner Hund und wollte in die Herberge. Nun bei meinem Start schliesst er sich mir an und alles zurückjagen nützt nichts, er kommt einfach mit. Ich überlege wie ich ihn los werde. Sobald ich auf der Strasse bin, werde ich ein Polizeiauto anhalten und den Hund denen übergeben. Nach 9 Km gehe ich an einem Haus vorbei in dessen Garten bellt ein Hund sehr scharf. Die Besitzerin hält ihren Hund und die Gartentüre zu, es funktioniert nicht. Der Hund reisst sich los, springt über die Mauer, jetzt ist es um mich oder den kleinen Hund geschehen. Der Schäferhund hat keine Augen für mich, dafür wird der kleine sehr unsanft durchgeschüttelt. 2 andere Frauen eilen zu Hilfe, endlich können sie den Hund an eine Kette nehmen. Die eine Frau kümmert sich um den kleinen und nachdem ich ihr erklärt habe wie ich zu diesem kleinen Ding gekommen bin, verspricht sie mir sie werde sich um alles kümmern. Fröhlich pilgere ich ohne Hund weiter, es ist bedeutend einfacher. Es ist herrlich, meistens geht es auf Feldwegen und Pfaden durch Wald, Wiesen und an Bächen entlang, halt Natur pur. Cornellana ist heute mein Ziel, in einem ehemaligen Kloster finde ich eine sehr schöne und gute Unterkunft.
Heute geht es so richtig los mit dem Camino Primitivo. Bis hierher war es meistens ziemlich flach, nun aber kommen die Berge. 19.5 Km sind geplant, dafür sind auch noch 670 Höhenmeter zu bewälltigen. Ich starte um halb Acht Uhr, mache in der Mitte eine grössere Rast, zufällig herrscht hier gerade noch Markt, und steige noch den Rest hinauf. Um 15.30 Uhr bin ich als erster Pilger in dieser speziellen Herberge. So langsam füllt sich das Haus, aber es hat genügend Platz für alle. Endlich kann ich wieder einmal meine Kleider in der Maschine waschen.
Schon um 7 Uhr bin ich abmarschbereit, heute wird es ziemlich warm. Es geht viel durch Wald und immer etwas in der Höhe, wunderschön so zu pilgern. Bin ich froh, oft war das Aufgeben näher als das Weiterlaufen, ich habe mich für das Zweite entschieden. Es gefällt mir inzwischen sehr auf dem Weg und ich geniesse jeden Meter. Mein Tempo und die Distanz stimmen wieder, ich bin richtig glücklich noch möglichst lange unterwegs zu sein. Doch für heute endet der Weg schon kurz vor drei Uhr in der Herberge in Borres.
Donnerstag 4 Juli die Königsetappe steht auf dem Programm. Schon um 6 Uhr wird es hektisch, alle sind gespannt auf den heutigen Tag. Zum Frühturnen geht es erst einmal 600 Meter hinauf. Nun habe ich auch bereits mein Frühstück verdient. Mitten in Kühen und Pferden finde ich einen idealen Picknickplatz.
Ich bin gestärkt, es geht aber ganz gemütlich auf und ab bis Berducedo meinem nächsten Übernachtungsort. Es ist faszinierend in dieser Bergwelt zu pilgern, ich konnte mir nie vorstellen dass es so etwas in Spanien gibt, in der Schweiz ist das klar, aber hier?
Noch einige kleinere Hügel sind zu bewälltigen, zum Glück bin ich früh in der Herberge, keine halbe Stunde später ist sie voll belegt. Ich gehe etwas essen, jetzt kann ich bestellen was ich will, danach gibt es erst um 20 Uhr wieder etwas, dann möchte ich bald schlafen und nicht mehr essen gehen. Ich geniesse den langen Abend, hoffe auf ein Rumyspiel, und anschliessend gute Nacht Pilger Johann.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann