Freitag, 14. Juni 2013

Ab in die Berge


In Güemes haben wir von diesem Kloster gehört und nun habe ich nachgelesen, dass es sich um einen ganz speziellen Ort handelt. 
Es ist Mittwochmorgen der 12. Juni und schon um 7 Uhr ziehe ich ohne grosse Vorbereitung los, ich möchte dieses Kloster sehen und erleben. Es soll alles signalisiert sein, so finde ich den Weg bestimmt. Das erste was ich finde ist ein Wegweiser da steht dass es 63 Km sind und die Wegzeit ist mit 18 Std. angegeben. In diesem Fall sind einige Höhenmeter zu bewältigen. Ich gehe alles auf einer Landstrasse mit sehr wenig Verkehr. Über einen Pass bin ich schon gekommen bis es endlich Frühstück gibt, es ist kurz nach elf Uhr. Noch einmal sind es zwei Pässe die mir das Leben schwer machen. Bars sind keine mehr zu finden, mein Wasser ist ausgegangen und die Sonne brennt wunderbar. In einem Bergbach kann ich mich etwas abkühlen, ich getraue mich sogar daraus zu trinken. Es ist nichts passiert, nicht einmal Durchfall trat ein. ( Im schlimmsten Falle hätte ich noch einen Kräuterschnaps vom Grabserberg dabei ) Endlich wieder ein Dorf in Sicht, ich habe zwei Möglichkeiten. 700 bergauf zu einer Privatherberge oder 400 Meter zur Bar, klar wofür sich der Pilger Johann entscheidet. Bei einem Bier erfahre ich dass diese Herberge exklusiv und teuer ist, in der nächsten Ortschaft nach 5 Km gibt es drei Hotels. Gestärkt mit 2 Bier geht das ganz gut. Gegen 18 Uhr treffe ich in La Hermida ein und finde sofort eine passende Unterkunft. 
Frühmorgens, es regnet und ich mache mich auf für die restlichen 15 Km. Heute geht es alles der Hauptstrasse entlang und unter Lebensgefahr bewege ich mich weiter. Die Strasse ist sehr schmal, auf der einen Seite durch Felswände begrenzt, auf der anderen Seite ist eine Mauer Richtung Bach. Haarscharf fahren die Autos an mir vorbei, und ich schwöre mir, falls ich den Rückweg noch erlebe, dass dieser im Bus stattfinden wird. Ich erreiche Potes gegen Mittag und bin überrascht wie gross dieses Städtchen ist. 


In der Information hole ich Unterlagen, erfahre auch dass es hier eine Herberge gibt. Die buche ich für die nächste Nacht und kann sofort meinen Rucksack dort deponieren. Das Kloster öffnet erst um 16 Uhr, so habe ich Zeit den Ort etwas zu erkunden. Von den Picos de Europa sehe ich gar nichts, alles im Nebel und Regen. Trotzdem steige ich die 4 Km hoch um dieses Kloster Santo Toribio de Liebana zu besuchen. Es wird wirklich erst um 16 Uhr geöffnet, so bleibt mir Zeit die vielen Eremitenruinen zu besuchen. Sehr eindrücklich wo und wie diese Einsiedler überall gewohnt haben. 


Natürlich bin ich um 4 Uhr bereit um dieses Kloster auch von innen kennen zu lernen. Hier wird die grösste Reliquie des Kreuzes Jesu Christi aufbewahrt, was diesen Ort auch so speziell macht. Nur in Jerusalem, Rom, Santiago und hier darf ein Heiliges Jahr gefeiert werden wenn der Namenstag des Heiligen auf einen Sonntag fällt, hier der 16. April. Ich sitze in der Kirche und plötzlich wird es laut. Eine Gruppe Jugendlicher stürmt herein und ein Pater kommt zum Tor der Seitenkapelle. Normalerweise ist dieses Holz des Kreuzes nur von weitem durch Gitterstäbe zu sehen. Diese Gruppe hat reserviert, und auch wir Pilger können  uns anschliessen alles aus der Nähe zu betrachten. Ein wirklich grosses Geschenk das mir hier zuteil wird. Im Souvenierladen hole ich mir den Pilgerstämpel, den hat nun wirklich nur selten jemand in seinem Pilgerpass.  Zurück im Städtchen die normale Arbeit eines Pilgers. Eine spezielle und sehr schöne Herberge gehört heute Nacht mir ganz alleine. 


Hinter diesen Fensterbögen befinden sich 10 Schlafräume mit je 8 Betten. 
Freitagmorgen um 6.30 geht mein Handy los, um 7 Uhr fährt mein Bus zurück nach San Vincente de la Barquera wo ich vorgestern gestartet bin. Ich fahre zurück und möchte den Weg dort aufnehmen wo ich ihn verlassen habe. Um 8 Uhr gehe ich auf den Weg und komme sehr schnell voran. In Unquera betrete ich die Provinz Asturien und kurz darauf treffe ich diese Frau in Asturischer Tracht. 


Um 18 Uhr habe ich nach 41 Km mein Ziel erreicht. Llanes ist ein schönes Städtchen direkt am Meer aber davon sehe ich erst morgen, heute bin ich zu müde für einen Abendspaziergang.
Wir sind zu zweit im Zimmer und schon kurz nach 6 Uhr geht das Handy von Bruno los. Ich kann nicht mehr schlafen und so starte ich auch bereits um 7 Uhr. Ich finde keine Ruhe und gehe heute über 50 Km. Dafür ist am Abend eine schöne Herberge der Dank für die Anstrengung. 


Auch hier in La Isla wird früh Tagwache gemacht. Ich habe keine Ruhe ich will einfach nur weiter. Kurz nach 6 Uhr stehe ich auf der Strasse und los gehts, ich muss einfach gehen. Die Etappe ist bis am Mittag gelaufen, so kann ich gut noch etwas anhängen. Zum Schluss sind es wieder 44 Km bei schönstem Wetter und die Unterkunft ist ein Campingplatz kurz vor Gijon. Schöne 6er Bungalows stehen hier dem Pilger zur Verfügung, wir sind zu viert in einem untergebracht. 


An schlafen ist nicht mehr zu denken und so verlasse ich um 7 Uhr den Campingplatz.  Gijon ist mein erstes Ziel, hier gibt es Frühstück. Am Meer entlang geht es 5 Km ziemlich flach aber danach kommen schon wieder einige Hügel. Das geht aber sehr gut und ich wandere bis Salinas wo es einen wunderschönen Strand gibt. Herberge ist hier keine, dafür finde ich eine günstige Pension. Heute schlafe ich wieder einmal ohne Geschnarche um mich herum. 


Gut habe ich geschlafen, so ruhig ist es hier. Ich denke es werden wieder gegen 40 Km sein die ich heute gehen will. Und es ist so. Über viele Hügel geht es oft nahe dem Meer entlang, es ist einfach überwälltigend alle diese Stimmungen und Schönheiten zu erleben. Ein Umweg von 2,4 Km bringt mich in das schöne enge Städtchen Cudillero.


Trotzdem bin ich um 5 Uhr in der Herberge und habe Zeit für meine Arbeiten, Abendessen gibt es erst um 20.30 Uhr.
In dieser Herberge geht es wieder sehr früh los mit Wecker klingeln und Vorbereitungen für den Weg. So mache ich mich halt auch schon wieder sehr früh auf den Weg. Luarca liegt direkt am Weg, im Reiseführer wird  Werbung dafür gemacht, darum nehme ich mir die Zeit um mich in diesem Städtchen  umzusehen, es ist sowieso Zeit für meinen ersten Halt heute Morgen. 


Es geht weiter und irgendwie habe ich das Gefühl ich komme nicht vom Fleck. Ich gehe und gehe und es wird einfach nicht Abend, respektive die Herberge ist immer noch weit entfernt. Endlich kurz vor 7 Uhr ist es geschafft, ich habe ein Bett. Wenn ich nachrechne, klar brauchte ich diese Zeit es sind heute stolze 56 Km zusammen gekommen. 
Heute schlafe ich etwas länger, habe ich gedacht. Schon um 5.30 Uhr ist Betrieb und ich kann nicht mehr liegen bleiben. Um 7 Uhr gehe ich los wie weit ist noch unklar. Schon in der ersten Ortschaft brauche ich etwas zu trinken, entweder trank ich gestern zu wenig oder villeicht  zu viel auf alle Fälle habe ich Durst. Es geht sehr gut heute, ich bin viel schneller wie ich gerechnet habe. Es sind auch keine Hügel im Weg, alles flach und mein letzter Tag dem Meer entlang. Ich erreiche Ribadeo, eigentlich möchte ich hier übernachten, aber was soll ich schon um 15 Uhr in der Herberge? 

Diese 700 Meter lange Brücke über den Fluss Eo bringt mich in die Provinz Gallicien. Hier verlasse ich das Meer, mein Weg führt nun ins Landesinnere. Mit riesen Schritten nähere ich meinem Ziel. Der Monolith zeigt nicht einmal mehr 200 Km bis Santiago. Ich gehe noch 8 Km und bin trotzdem früh in einer schönen Herberge mit 34 Betten wovon heute deren 31 leer bleiben. 


Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

1 Kommentar:

  1. Hallo Pilger Johann aus der Schweiz.
    Wir sehen du bist immer noch flott auf den Beinen unterwegs und geniesst weiterhin deine Reise. Wenn wir deinen Blogg lesen, juckt es uns unheimlich unter den Füssen. Dein Blogg ist cool! Werden sicher deinen Blogg weiterverfolgen.

    Schöne Grüsse aus Pfyn

    Pilgerpärchen
    Cris & Sarah (Begegnug in Irun)

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