Um 7.30 Uhr bin ich wieder auf dem Weg, es ist stark bewölkt und sieht sehr nach Regen aus. Obwohl die Natur unbedingt Wasser brauchen könnte, es ist auch heute nichts damit. Gegen Mittag ist es wieder klar und recht heiss. Ich komme gut voran und stehe um 16.30 Uhr vor einem verschlossenen Pfarrhaus, in dem anscheinend die Unterkunft sein soll. Durch Zeichen wird mir erklärt ich solle einfach warten, ich könne hier schlafen. Bis zur nächsten Unterkunft wäre es viel zu weit, ich hoffe also sehr auf den Herrn Pfarrer. Die beiden Spanier treffen eine Stunde später auch hier ein. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Mann auf, der hat die Schlüssel zur Unterkunft, also haben wir einen Schlafplatz. Es ist die Garage des Pfarrhauses, sehr einfach und auch sehr schmudelig, egal, ich will ja nur schlafen.
Wenigstens die Wegweiser sind sehr schön, und werden anscheinend nicht beschädigt.
Ohne Frühstück gehe ich los, die beiden anderen geniessen ihre trockenen Brote. Sie sind so schnell, die überholen mich bald wieder. Und es ist so, sie gehen vorbei wie ein Schnellzug. In der ersten Bar sind wir aber wieder gleich weit. So geht es den ganzen Tag wir treffen uns immer wieder wo es Schatten gibt. Coimbra ist mein Ziel, hier möchte ich einen Tag bleiben. Das Hotel ist allerdings teuer, aber die Stadt ist sehr interessant.
Viele Kirchen und Klöster gibt es hier zu bestaunen und eine riesengrosse Universität. Alle studierenden tragen Einheitskleidung
was sehr lustig aussieht. Eine Studentin lerne ich kennen, die als Stadtführerin ihr Sackgeld verdient. Da sie nur portugiesisch und englisch spricht, verzichte ich auf ihre Dienste. Ich erkunde die Stadt auf eigene Art und Weise. Auch den weiteren Weg aus der Stadt habe ich gefunden, morgen geht es weiter Richtung Porto. Sichtheitshalber habe ich mir hier bereits einen Portwein gegönnt, das treibt mich bestimmt auf den richtigen Weg.
Früh verlasse ich Coimbra, es regnet, was für eine Wohltat für die Natur. Die Wälder riechen sehr gut, hier gibt es viele Eucaliptusbäume. In Mealhada ist eine ganz neue und sehr schöne Herberge entstanden, diese erreiche ich um 16 Uhr. Inzwischen ist es auch wieder trocken und schön warm, so geniesse ich den Abend im Garten.
Fast schon kitschig schön ist diese kleine Kirche die, was in Portugal auch sehr selten ist, offen steht und zum verweilen einlädt.
Die neue Woche beginnt, ich bin wieder früh unterwegs, es kann ein langer Tag werden. Nach Aguada sind es 25 Km. Seit Coimbra bin ich mit einer Italienerin unterwegs, was mich etwas zurückhält, dafür unterhaltsamer ist. Das Städtchen ist einladend geschmückt, was hier gefeiert wird ist unklar.
Trotzdem gehen wie weiter, wir wollen unseren Rucksack ablegen können.
Wir erreichen die Herberge gegen 17 Uhr, sie ist uralt und geschlossen. Wir entscheiden uns für den Weiterweg und finden eine Pension nach 1.5 Km. Sehr gemütliche Einerzimmer erwarten uns, wir stimmen zu und geniessen den Komfort. Die Übernachtung für 20 € schliesst ein sehr reichhaltiges Frühstücksbuffet mit ein, das können wir brauchen.
37 Km erwarten uns heute, das wird für Anneliesa sehr schwer werden. Ich habe es befürchtet, aber sie hält sich tapfer, mit letzter Kraft erreichen wir unser Ziel, erst gegen 19 Uhr aber wir sind wenigstens angekommen. Die einzige Übernachtungsmöglichkeit besteht bei der Feuerwehr. Im Bereitschaftsraum sind 7 Betten, wir dürfen hier schlafen. Auch in Sachen Abendessen ist keine grosse Auswahl angeboten, nebenan gibt es Hamburger oder Sandwichs. Schlemmen können wir ja in Porto wieder.
Nach einer etwas unruhigen Nacht, machen wir uns früh auf den Weg, der wird noch etwas länger sein wie gestern. Ich will bis Porto durchgehen, Annelisa muss sich beeilen, da sie den Rückflug ab Santiago gebucht hat und etwas im Rückstand auf den Wegplan ist. Wir gehen zügig voran, aber ich merke schon, das geht nicht auf mit unserem Plan. Am Mittag lasse ich sie zurück, sie wird langsam bis zur nächsten grösseren Ortschaft gehen und dort mit dem Bus nach Porto fahren. Dafür bin ich nicht zu haben, diese 45 Km schaffe ich bis zum Abend wenn ich jetzt alleine gehen kann. Um 18.30 Uhr stehe ich in der Information in Porto und lasse mir erklären wo es eine günstige Herberge gibt. Es ist geschafft, um 7 Uhr habe ich ein Zimmer für die drei nächsten Nächte.
Ja ich bleibe 2 Tage hier und möchte Porto geniessen, nachdem ich im letzten Jahr mir hier zuwenig Zeit genommen habe.
Ich kaufe mir einen 2 Tagespass für den offenen Bus, gönne mir eine Bootsfahrt auf dem Douro und lasse mir eine Führung in einem Portweinkeller nicht entgehen. Einfach wieder einmal 2 Tage Tourist in vollen Zügen.
Schnell ist die Zeit vorbei, morgen bin ich wieder Pilger und ziehe weiter Richtung Santiago.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann