Samstag, 27. Juli 2013

Via Lusitana

Ja so heisst der Weg auf dem ich hoffentlich nach Porto komme. Um 7.30 Uhr besuche ich die Frühmesse und gehe sofort danach auf den Weg. Ich habe keinen Wegbeschrieb mehr, verlasse mich also total auf die gelben Pfeile. Es geht ganz gut und gegen 19 Uhr bin ich in der ganz neu eingerichteten Herberge in Alvaiazere. Eine wunderschöne Unterkunft mit ganz netten Betreuern, welch eine Überraschung. Meine Wäsche kann ich abgeben, das wird hier von Fachleuten erledigt. Die Rechnung überrascht mich dann noch mehr. Eine kurze Wanderhose, eine Unterhose, ein T-Shirt 2 Nastücher waschen, bei der Wanderhose eine Naht 5 cm reparieren und alles noch heute Abend bitte, kostet total 2 €, das nenne ich günstig. Ein junges Paar aus Spanien findet den Weg auch hierher, so teilen wir uns die Unterkunft zu dritt. 


Um 7.30 Uhr bin ich wieder auf dem Weg, es ist stark bewölkt und sieht sehr nach Regen aus. Obwohl die Natur unbedingt Wasser brauchen könnte, es ist auch heute nichts damit. Gegen Mittag ist es wieder klar und recht heiss. Ich komme gut voran und stehe um 16.30 Uhr vor einem verschlossenen Pfarrhaus, in dem anscheinend die Unterkunft sein soll. Durch Zeichen wird mir erklärt ich solle einfach warten, ich könne hier schlafen. Bis zur nächsten Unterkunft wäre es viel zu weit, ich hoffe also sehr auf den Herrn Pfarrer. Die beiden Spanier treffen eine Stunde später auch hier ein. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Mann auf, der hat die Schlüssel zur Unterkunft, also haben wir einen  Schlafplatz. Es ist die Garage des Pfarrhauses, sehr einfach und auch sehr schmudelig, egal, ich will ja nur schlafen. 


Wenigstens die Wegweiser sind sehr schön, und werden anscheinend nicht beschädigt. 
Ohne Frühstück gehe ich los, die beiden anderen geniessen ihre trockenen Brote. Sie sind so schnell, die überholen mich bald wieder. Und es ist so, sie gehen vorbei wie ein Schnellzug. In der ersten Bar sind wir aber wieder gleich weit. So geht es den ganzen Tag wir treffen uns immer wieder wo es Schatten gibt. Coimbra ist mein Ziel, hier möchte ich einen Tag bleiben. Das Hotel ist allerdings teuer, aber die Stadt ist sehr interessant. 
Viele Kirchen und Klöster gibt es hier zu bestaunen und eine riesengrosse Universität. Alle studierenden tragen Einheitskleidung


was sehr lustig aussieht. Eine Studentin lerne ich kennen, die als Stadtführerin ihr Sackgeld verdient. Da sie nur portugiesisch und englisch spricht, verzichte ich auf ihre Dienste. Ich erkunde die Stadt auf eigene Art und Weise. Auch den weiteren Weg aus der Stadt habe ich gefunden, morgen geht es weiter Richtung Porto. Sichtheitshalber habe ich mir hier bereits einen Portwein gegönnt, das treibt mich bestimmt auf den richtigen Weg. 
Früh verlasse ich Coimbra, es regnet, was für eine Wohltat für die Natur. Die Wälder riechen sehr gut, hier gibt es viele Eucaliptusbäume. In Mealhada ist eine ganz neue und sehr schöne Herberge entstanden, diese erreiche ich um 16 Uhr. Inzwischen ist es auch wieder trocken und schön warm, so geniesse ich den Abend im Garten. 


Fast schon kitschig schön ist diese kleine Kirche die, was in Portugal auch sehr selten ist, offen steht und zum verweilen einlädt. 
Die neue Woche beginnt, ich bin wieder früh unterwegs, es kann ein langer Tag werden. Nach Aguada sind es 25 Km. Seit Coimbra bin ich mit einer Italienerin unterwegs, was mich etwas zurückhält, dafür unterhaltsamer ist. Das Städtchen ist einladend geschmückt, was hier gefeiert wird ist unklar. 


Trotzdem gehen wie weiter, wir wollen unseren Rucksack ablegen können. 
Wir erreichen die Herberge gegen 17 Uhr, sie ist uralt und geschlossen.  Wir entscheiden uns für den Weiterweg und finden eine Pension nach 1.5 Km. Sehr gemütliche Einerzimmer erwarten uns, wir stimmen zu und geniessen den Komfort. Die Übernachtung für 20 € schliesst ein sehr reichhaltiges Frühstücksbuffet mit ein, das können wir brauchen.
37 Km erwarten uns heute, das wird für Anneliesa sehr schwer werden. Ich habe es befürchtet, aber sie hält sich tapfer, mit letzter Kraft erreichen wir unser Ziel, erst gegen 19 Uhr aber wir sind wenigstens angekommen. Die einzige Übernachtungsmöglichkeit besteht bei der Feuerwehr. Im Bereitschaftsraum sind 7 Betten, wir dürfen hier schlafen. Auch in Sachen Abendessen ist keine grosse Auswahl angeboten, nebenan gibt es Hamburger oder Sandwichs. Schlemmen können wir ja in Porto wieder. 
Nach einer etwas unruhigen Nacht, machen wir uns früh auf den Weg, der wird noch etwas länger sein wie gestern. Ich will bis Porto durchgehen, Annelisa muss sich beeilen, da sie den Rückflug ab Santiago gebucht hat und etwas im Rückstand auf den Wegplan ist. Wir gehen zügig voran, aber ich merke schon, das geht nicht auf mit unserem Plan. Am Mittag lasse ich sie zurück, sie wird langsam bis zur nächsten grösseren Ortschaft gehen und dort mit dem Bus nach Porto fahren. Dafür bin ich nicht zu haben, diese 45 Km schaffe ich bis zum Abend wenn ich jetzt alleine gehen kann. Um 18.30 Uhr stehe ich in der Information in Porto und lasse mir erklären wo es eine günstige Herberge gibt. Es ist geschafft, um 7 Uhr habe ich ein Zimmer für die drei nächsten Nächte. 


Ja ich bleibe 2 Tage hier und möchte Porto geniessen, nachdem ich im letzten Jahr mir hier zuwenig Zeit genommen habe. 
Ich kaufe mir einen 2 Tagespass für den offenen Bus, gönne mir eine Bootsfahrt auf dem Douro und lasse mir eine Führung in einem Portweinkeller nicht entgehen. Einfach wieder einmal 2 Tage Tourist in vollen Zügen. 


Schnell ist die Zeit vorbei, morgen bin ich wieder Pilger und ziehe weiter Richtung Santiago. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Donnerstag, 18. Juli 2013

Camino Portugese

Der Start ist geglückt, Mittwoch 17. 07. um 10 Uhr bin ich bereit. Nachdem ich im letzten Jahr so enttäuscht war von diesem Weg, versuche ich es noch einmal, dieses Mal in der richtigen Richtung. Ich pilgere von Lissabon über Fatima und Porto nach Santiago. 
Heute sind es nur 10 Km alles durch die Stadt und die Vororte. Ich habe Zeit, spaziere durch die Altstadt, besuche einige wichtige Orte und verabschiede mich von Lissabon in der Kathedrale. 


Gleich nebenan finde ich den ersten gelben Pfeil, hier geht es also los. Nun geht es endlos den Häuserschluchten entlang bis zum Ausstellungsgelände der Weltausstellung 1998. Kurz darauf finde ich die riesige Jugendherberge und somit auch mein Nachtlager. 
Alles der gleichen Strasse entlang bis zum Fluss, so hat es geheissen. Und es stimmt, am Ufer finde ich die gelben Pfeile wieder, und somit meinen Weg. Auf schönen Wanderwegen geht es dem Rio Tejo entlang. Der Hunger macht sich bemerkbar und zur rechten Zeit ist ein Einkaufszentrum am Wegesrand. Verpflegt geht es weiter, es sollte bald einmal ein Dorf kommen, es ist schon ziemlich warm. In Villa Franca kann bei der Feuerwehr übernachtet werden, das probiere ich aus. Fehlalarm, die nehmen mich nicht, wenigstens geben sie mir eine Adresse wo ich schlafen kann. Ich lande in einem Altersheim von Klosterfrauen geführt. Im Theraphieraum gibt es Matratzen und genügend Platz für den müden Pilger. 
Um 7 Uhr gehe ich los, die Morgenfrische noch etwas ausnützend. Heute geht es alles auf kleinen Strassen mit wenig Verkehr aber doch mit 2-3 Bars am Wege durch die Landschaft. Das ist sehr wichtig, die Temparatur ist ständig um 30 Grad herum, und so brauche ich viel Flüssigkeit, das Bier genehmige ich mir erst am Ziel. Es ist ein schönes, modernes Hotel das mich in Azambuja erwartet, etwas anderes gibt es in dieser Gegend nicht, obwohl es in der oberen Preislage ist buche ich für heute Nacht. 
Gut ausgeruht und mit Frühstück im Magen geht es weiter. Leider sind heute die ganzen 28 Km auf der Hauptstrasse zu laufen. Es ist sehr eng und die vielen Lastwagen gefallen mir gar nicht, aber ändern tut sich deshalb daran gar nichts. Bin ich froh, endlich um 3 Uhr bin ich in Santarem und finde eine Pension. Nun erledige ich meine Hausaufgaben und endlich erhalte ich mein wohl verdientes Bier mit Beilage. 


Ich schlendere durch die Stadt und warte sehr hungrig bis es endlich 19.30 Uhr ist, dann gibt es Abendessen. 
Heute gibt es eine Fitnessprüfung. Von Santarem nach Fatima sind es gemäss Pilgerführer 52,3 Km. Übernachtungsmöglichkeiten sind keine auf dieser Strecke. Ich habe 3 Möglichkeiten, die mit dem Bus streiche ich als erstes, es wird nicht gefahren. Ich laufe soweit ich komme, lege mich irgendwo ins Gras oder auf eine Bank um zu schlafen oder ich gehe durch bis Fatima. 
Zuerst wird gefrühstückt, und kurz nach 8 Uhr mache ich mich auf den Weg. Es geht wieder derselben Hauptstrasse entlang wie gestern aber schon nach 8 Km zweige ich nach links ab, nun geht es auf kleinen Teerstrassen und oft auch auf Naturwegen durch das Land. Der Nachteil ist, diese Wege führen selten in die Dörfer und so kann ich erst nach 11 Uhr etwas frisches trinken. Und weiter geht es bergauf und bergab. Ja jetzt sehe ich plötzlich dass es auch in Portugal Hügel gibt. Insgesammt sind es 800 Höhenmeter die noch dazu kommen. Um 3 Uhr bin ich an einem Campingplatz und da gibt es Essen und Trinken für den schon etwas angeschlagenen Pilger Johann. Nun geht es wieder ganz ordentlich bis mir irgend jemand diesen Hügel in die Quere stellt. 


Aber auch dieser wird erklommen und gleich geht es wieder hinunter ins Tal, leider sehe ich schon den nächsten Höhenzug den ich zu bewälltigen habe. Dafür ist es jetzt nicht mehr so warm, der Abend ist schon bedrohlich nahe. 


Oben angelangt, jetzt bin ich überzeugt, der müde Pilger schläft heute in einem Bett in Fatima. 3 Km vor Fatima werde ich vom einzigen Pilger eingeholt der heute unterwegs ist. Er ist 37 Jahre jung, Polizist und nur ein Eintagespilger, hat also einen sehr kleinen leichten Rucksack. Er staunt nicht schlecht über meine Leistung. Er ist auch in Santarem gestartet, eine Stunde nach mir, und hat mich erst kurz vor Fatima eingeholt. Den Rest des Weges gehen wir gemeinsam und so vergehen die letzten Km sehr kurzweilig. Um 9 Uhr ist alles in Ordnung, mein Zimmer ist gebucht, das Duschen kann noch warten ich brauche zuerst ein oder zwei Bier. Zum kauen bin ich zu müde, essen werde ich morgen wieder. Gute Nacht. 
Lange schlafe ich, ich habe es auch verdient. Nun erkunde ich Fatima besuche eine Messe in der schönen Basilika und geniesse das Nichtstun.


Am Nachmittag wandere auf den Wegen der Hirtenkinder denen die Gottesmutter erschienen ist, studiere ihre Geschichten und beschäftige mich mit dem Kreuzweg und den schönen Marmor Skulpturen die diesen Weg säumen. 


Zurück in Fatima habe ich noch etwas Zeit meinen Rücken zu strecken bevor es zum Abendessen geht. Ich sitze an einem internationalen Tisch. Geischa ist Albanerin, Ricardo ist Portugiese und wir alle 3 reden schweizerdeutsch. Die beiden wohnen in Stans NW und besuchen in dieser Gegend seine Grossmutter. Per Zufall habe ich gehört dass sie deutsch sprechen, so habe ich mich als Schweizer bemerkbar gemacht. 
Den ganzen Tag verbringe ich in Fatima, lasse mir Zeit und geniesse diese Atmosphäre. Es hat ziemlich viele Pilger, ist aber nicht so überlaufen wie an den grossen Pilgertagen jeweils am 10. 11. 12. jeden Monat. Nun ist mein Rucksack wieder bereit, morgen in der Frühe werde ich meinen Weg fortsetzen. Heute esse ich wieder einmal Fisch, gehe um 21.30 Uhr an die Lichterprozession und dann heisst es ab ins Bett.

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Mittwoch, 17. Juli 2013

Schon wieder Pilgerferien


Freitag, den 12. Juni 2013 


Dieses Mal ist das Ankommen ganz anders als wie vor zwei Wochen. Ich habe diesen Weg genossen und habe mir genügend Zeit gelassen. Santiago kenne ich schon, trotzdem gibt es immer wieder neues zu entdecken. Immer wieder ziehe ich über die Plätze und durch die Gassen, treffe Pilger die ich auf dem Weg kennen gelernt habe und gönne mir ab und zu eine Pause in den vielen  Bars und Tischen am Strassenrand. 


Schnell vergehen meine Tage, ich bereite meinen nächsten Weg vor. Dreimal besuche ich die Pilgermesse um 12 Uhr, und jedesmal wird das grosse Rauchfass in Betrieb genommen. Was eigentlich ungewöhnlich ist, normal wird es nur 2-3 Mal die Woche eingeheizt. Es hat sehr viele Pilger hier, vielleicht ist das der Grund.
Montagmorgen, es heisst packen und Santiago verlassen. Um 12 Uhr fährt mein Bus nach Lissabon, ja ich habe jetzt so geplant. Von einigen Pilgern die die Situation kennen hat es geheissen, das ist unmöglich jetzt in Granada los zu laufen. 40 Grad im Schatten, und solchen gibt es nicht auf diesem Weg, das ist sehr gefährlich. Ich will ja nichts riskieren, und gehe deshalb noch ca einen Monat dem Meer entlang, ich habe ja Zeit. So verbringe ich den Tag im Bus, um 21 Uhr werde ich in Lissabon eintreffen. Das Zimmer ist gebucht, alles deutet auf Ferien und nicht auf Pilgerweg. Es klappt alles, schon vor 10 Uhr bin ich im Hotel und freue mich auf einen Tag Grossstadt. 

                  ( Stierkampfarena )

Ich löse ein Tagesticket für den offenen Bus, fahre ein Stück, verlasse den Bus um etwas anzusehen und steige beim nächsten wieder ein. Sicher 2 Mal umrunde ich die Stadt, und sehe so sehr viel von Lissabon. Ich komme mir schon sehr als Tourist vor, mit pilgern hat das nicht mehr viel zu tun. Das sind schliesslich auch meine Ferien, pilgern werde ich ab morgen wieder. 


Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann



Freitag, 5. Juli 2013

Nur noch wenige Tage Höhenluft

Früh wird Tagwache gemacht, dabei sind es nur 20 Km die zu gehen sind. Zuerst steigt es noch einmal 300 Meter um gleich 800 Meter in ein Tal abzufallen. Das geht ganz schön in die Knie, aber alles halb so schlimm ich darf anschliessend gleich wieder 400 Meter in die Höhe steigen, das gleicht somit wieder aus. Ja die Berge sind auch in Spanien nicht flach. Kurz nach eins bin ich in der Herberge, und diese ist auch wieder gut besucht. Es gibt wieder kein rechtes Abendessen, aber einen Laden hat es wenigstens. 


Schon um 5 Uhr gehen die Handys los, fast wie auf dem Camino Frances. Um 6.30 Uhr bin auch ich startklar, mit 500 Höhenmetern werde auch ich wach. Es ist wieder herrlich durch diese Nebellandschaft zu pilgern und immer wieder zu ahnen oben ist Sonne und schöne Sicht. Auch ich komme in diese Höhe, geniesse die Wärme, Aussicht und die schönen Wege durch viele Wälder. 


Ganz in der Ferne ist Fonsagrada zu erkennen, da will ich hin. Geschafft, noch vor der grössten Hitze erreiche ich mein Ziel und Platz ist auch noch in der Herberge. Nun habe ich Zeit für meine Arbeiten und das Studium des nächsten Tages. 
Früh gehe ich los, fast 30 Km sind es heute, nur wenige Höhenmeter sind zu überwinden. Auf der Höhe steht eine Ruine einer Pilgerherge. Bin ich froh, haben sich die Unterkünfte weiter entwickelt. Auch wenn mir ab und zu die Herbergen sehr einfach erscheinen, sie sind nicht zu vergleichen mit jenen von früher, da lebe ich ja im grössten Luxus. Zum Schluss geht es nur noch bergab und um 14.30 Uhr stehe ich wieder einmal als erster vor der neuen Herberge von Castroverde. Eigentlich ist erst ab 15 Uhr geöffnet, aber ich werde jetzt schon eingelassen. Alles ist frei für mich, das beste Bett, die Dusche, die Wäscheleine und die Sitzecke. Ich erledige meine Arbeiten bevor ich mich ins Dorf begebe um mir mein wohlverdientes Bier zu genehmigen. 
Montag früh, keine Bar, kein Laden ist geöffnet, in einer Bäckerei ohne Laden erhalte ich trotzdem ein frisches Brot. Das reicht bis in die Stadt, es sind nur 22 Km. Vor 12 Uhr bin ich in Lugo, einer sehr schönen und interessanten Kleinstadt. Bis ich meinen Rucksack ablegen kann dauert es noch, hier wird die Herberge erst um 13 Uhr geöffnet. Auf der alten Stadtmauer umrunde ich die ganze Altstadt.


Sogar die riesige Kathedrale steht offen und darf gratis besucht werden. 


Ab Lugo gehe ich nicht mehr auf der allgemeinen Route. Hier starten sehr viele Spanier um schnell einmal die 100 Km zurück zu legen und die Urkunde in Santiago ab zu holen. Ich nehme die längere aber landschaftlich schönere und vor allem sehr einsame nördliche Variante. Und das ist gut so. An einem kleinen Bach entlang pilgere ich 2 Stunden ohne auch nur jemanden zu sehen oder zu hören. ( in erster Linie hören sie mich nicht singend durch die Gegend zu gehen )


Ich geniesse diese Ruhe und das Alleinsein, im Wissen das sich das bald wieder ändert. Bis Friol meinem Übernachtungsort treffe ich keinen Pilger an. Hier ist eine Pension für die wenigen Pilger vorhanden. Einzelzimmer, sehr ruhig, ich geniesse es sehr. Zu meinem Erstaunen ist doch noch eine Pilgerin hier, sie ist gestern schon angekommen und hat hier einen Tag Rast gemacht. Sie ist aus Deutschland, 71 und total alleine unterwegs und kann kein Wort spanisch.  Nochmehr geniesse ich die Rechnung am andern Morgen. Übernachtung 12€, Abendessen 3 Gänge, mit Wein und Wasser 10€, Frühstück 2€. Das nenne ich günstig. 
Helga und ich essen gemeinsam Frühstück und starten auch gemeinsam in den Tag. Sie möchte sich mir anschliessen für die ersten 8 - 9 Km, denn soweit soll der Weg nicht sehr gut gekennzeichnet sein. Klar finden wir zusammen den Weg, und wo alles wieder beschildert ist, geht sie wieder ihren Trott. Wir werden uns später im Kloster Sobrado dos Monces wieder treffen, das ist unsere Herberge für heute. So ist es auch, ca 2 Std. nach meiner Ankunft trifft auch sie hier ein. Es ist wieder ein ganz spezielles Gefühl in diesen alten Gemäuern zu nächtigen. 


Donnerstag es geht in Richtung Camino Frances, und das bedeutet Hektik und vor allem sehr viele Leute. 22 Km bin ich noch alleine, in Arzuo ändert das nun schlagartig. Schon vor 12 Uhr stehen die Pilger Schlange vor den Herbergen mir gefällt das gar nicht. Ich gehe nocheinmal 11 Km und werde dort übernachten. Kurz vor der Herberge ruft jemand aus einer Gartenwirtschaft Hallo Pilger Johann! Eine Familie, Vater, Mutter, Tochter und Sohn habe ich schon einige Male in den Herbergen getroffen, nun sind sie hier. In Lugo haben sie die südliche Richtung genommen, nun sind wir wieder gleich weit. Noch ein Ehepaar aus Barcelona ist mit dabei, mit ihm kann ich mich etwas auf deutsch verständigen. Wir beschliessen gemeinsam noch etwas weiter zu gehen und dort zusammen essen zu gehen, so als Abschluss unseres Weges. Leider ist in Pedrouzo alles belegt, immerhin 120 Betten in der öffentlichen Herberge, aber in einer Pension finden wir Unterschlupf. Wir geniessen den Abend, wer weiss ob wir morgen in Santiago noch einmal zusammen sitzen. 
5 Uhr die Handys rufen gnadenlos zum Aufstehen. Gegen 6 Uhr bequemt sich auch der Pilger Johann aus seinem Schlafsack. Eine halbe Stunde später, es ist gerade hell geworden, bin auch ich auf dem Weg. Da es gestern 42 Km waren brauche ich heute nur mehr deren 21 und ich bin am Ziel. Es heisst heute Kollonnen laufen und jede Bar ist überfüllt.


Auf dem Monte do Gonzo treffe ich wieder meine Pilgerfreunde und wir laufen gemeinsam in Santiago ein.



Mein Zimmer ist reserviert und um 12 Uhr ist alles geregelt und ich kann meinen Aufenthalt hier geniessen. Der Besuch bei Jakobus, abholen der Compostella und meines Päckleins aus der Schweiz, alles klappt bestens. Der Pllger Johann ist glücklich und schmiedet die weiteren Pilgerpläne. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann