Schon um 5 Uhr gehen die Handys los, fast wie auf dem Camino Frances. Um 6.30 Uhr bin auch ich startklar, mit 500 Höhenmetern werde auch ich wach. Es ist wieder herrlich durch diese Nebellandschaft zu pilgern und immer wieder zu ahnen oben ist Sonne und schöne Sicht. Auch ich komme in diese Höhe, geniesse die Wärme, Aussicht und die schönen Wege durch viele Wälder.
Ganz in der Ferne ist Fonsagrada zu erkennen, da will ich hin. Geschafft, noch vor der grössten Hitze erreiche ich mein Ziel und Platz ist auch noch in der Herberge. Nun habe ich Zeit für meine Arbeiten und das Studium des nächsten Tages.
Früh gehe ich los, fast 30 Km sind es heute, nur wenige Höhenmeter sind zu überwinden. Auf der Höhe steht eine Ruine einer Pilgerherge. Bin ich froh, haben sich die Unterkünfte weiter entwickelt. Auch wenn mir ab und zu die Herbergen sehr einfach erscheinen, sie sind nicht zu vergleichen mit jenen von früher, da lebe ich ja im grössten Luxus. Zum Schluss geht es nur noch bergab und um 14.30 Uhr stehe ich wieder einmal als erster vor der neuen Herberge von Castroverde. Eigentlich ist erst ab 15 Uhr geöffnet, aber ich werde jetzt schon eingelassen. Alles ist frei für mich, das beste Bett, die Dusche, die Wäscheleine und die Sitzecke. Ich erledige meine Arbeiten bevor ich mich ins Dorf begebe um mir mein wohlverdientes Bier zu genehmigen.
Montag früh, keine Bar, kein Laden ist geöffnet, in einer Bäckerei ohne Laden erhalte ich trotzdem ein frisches Brot. Das reicht bis in die Stadt, es sind nur 22 Km. Vor 12 Uhr bin ich in Lugo, einer sehr schönen und interessanten Kleinstadt. Bis ich meinen Rucksack ablegen kann dauert es noch, hier wird die Herberge erst um 13 Uhr geöffnet. Auf der alten Stadtmauer umrunde ich die ganze Altstadt.
Sogar die riesige Kathedrale steht offen und darf gratis besucht werden.
Ab Lugo gehe ich nicht mehr auf der allgemeinen Route. Hier starten sehr viele Spanier um schnell einmal die 100 Km zurück zu legen und die Urkunde in Santiago ab zu holen. Ich nehme die längere aber landschaftlich schönere und vor allem sehr einsame nördliche Variante. Und das ist gut so. An einem kleinen Bach entlang pilgere ich 2 Stunden ohne auch nur jemanden zu sehen oder zu hören. ( in erster Linie hören sie mich nicht singend durch die Gegend zu gehen )
Ich geniesse diese Ruhe und das Alleinsein, im Wissen das sich das bald wieder ändert. Bis Friol meinem Übernachtungsort treffe ich keinen Pilger an. Hier ist eine Pension für die wenigen Pilger vorhanden. Einzelzimmer, sehr ruhig, ich geniesse es sehr. Zu meinem Erstaunen ist doch noch eine Pilgerin hier, sie ist gestern schon angekommen und hat hier einen Tag Rast gemacht. Sie ist aus Deutschland, 71 und total alleine unterwegs und kann kein Wort spanisch. Nochmehr geniesse ich die Rechnung am andern Morgen. Übernachtung 12€, Abendessen 3 Gänge, mit Wein und Wasser 10€, Frühstück 2€. Das nenne ich günstig.
Helga und ich essen gemeinsam Frühstück und starten auch gemeinsam in den Tag. Sie möchte sich mir anschliessen für die ersten 8 - 9 Km, denn soweit soll der Weg nicht sehr gut gekennzeichnet sein. Klar finden wir zusammen den Weg, und wo alles wieder beschildert ist, geht sie wieder ihren Trott. Wir werden uns später im Kloster Sobrado dos Monces wieder treffen, das ist unsere Herberge für heute. So ist es auch, ca 2 Std. nach meiner Ankunft trifft auch sie hier ein. Es ist wieder ein ganz spezielles Gefühl in diesen alten Gemäuern zu nächtigen.
Donnerstag es geht in Richtung Camino Frances, und das bedeutet Hektik und vor allem sehr viele Leute. 22 Km bin ich noch alleine, in Arzuo ändert das nun schlagartig. Schon vor 12 Uhr stehen die Pilger Schlange vor den Herbergen mir gefällt das gar nicht. Ich gehe nocheinmal 11 Km und werde dort übernachten. Kurz vor der Herberge ruft jemand aus einer Gartenwirtschaft Hallo Pilger Johann! Eine Familie, Vater, Mutter, Tochter und Sohn habe ich schon einige Male in den Herbergen getroffen, nun sind sie hier. In Lugo haben sie die südliche Richtung genommen, nun sind wir wieder gleich weit. Noch ein Ehepaar aus Barcelona ist mit dabei, mit ihm kann ich mich etwas auf deutsch verständigen. Wir beschliessen gemeinsam noch etwas weiter zu gehen und dort zusammen essen zu gehen, so als Abschluss unseres Weges. Leider ist in Pedrouzo alles belegt, immerhin 120 Betten in der öffentlichen Herberge, aber in einer Pension finden wir Unterschlupf. Wir geniessen den Abend, wer weiss ob wir morgen in Santiago noch einmal zusammen sitzen.
5 Uhr die Handys rufen gnadenlos zum Aufstehen. Gegen 6 Uhr bequemt sich auch der Pilger Johann aus seinem Schlafsack. Eine halbe Stunde später, es ist gerade hell geworden, bin auch ich auf dem Weg. Da es gestern 42 Km waren brauche ich heute nur mehr deren 21 und ich bin am Ziel. Es heisst heute Kollonnen laufen und jede Bar ist überfüllt.
Auf dem Monte do Gonzo treffe ich wieder meine Pilgerfreunde und wir laufen gemeinsam in Santiago ein.
Mein Zimmer ist reserviert und um 12 Uhr ist alles geregelt und ich kann meinen Aufenthalt hier geniessen. Der Besuch bei Jakobus, abholen der Compostella und meines Päckleins aus der Schweiz, alles klappt bestens. Der Pllger Johann ist glücklich und schmiedet die weiteren Pilgerpläne.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo Johann
AntwortenLöschenSchön, dass du den Weg geschafft hast. Auch bei uns ist es nun endlich warm und schön geworden.
Wir geniessen nun endlich auch die warme Sonne und gemütliche Abende auf dem Balkon.
Gruss Rita und Peter