Heute sind es nur 10 Km alles durch die Stadt und die Vororte. Ich habe Zeit, spaziere durch die Altstadt, besuche einige wichtige Orte und verabschiede mich von Lissabon in der Kathedrale.
Gleich nebenan finde ich den ersten gelben Pfeil, hier geht es also los. Nun geht es endlos den Häuserschluchten entlang bis zum Ausstellungsgelände der Weltausstellung 1998. Kurz darauf finde ich die riesige Jugendherberge und somit auch mein Nachtlager.
Alles der gleichen Strasse entlang bis zum Fluss, so hat es geheissen. Und es stimmt, am Ufer finde ich die gelben Pfeile wieder, und somit meinen Weg. Auf schönen Wanderwegen geht es dem Rio Tejo entlang. Der Hunger macht sich bemerkbar und zur rechten Zeit ist ein Einkaufszentrum am Wegesrand. Verpflegt geht es weiter, es sollte bald einmal ein Dorf kommen, es ist schon ziemlich warm. In Villa Franca kann bei der Feuerwehr übernachtet werden, das probiere ich aus. Fehlalarm, die nehmen mich nicht, wenigstens geben sie mir eine Adresse wo ich schlafen kann. Ich lande in einem Altersheim von Klosterfrauen geführt. Im Theraphieraum gibt es Matratzen und genügend Platz für den müden Pilger.
Um 7 Uhr gehe ich los, die Morgenfrische noch etwas ausnützend. Heute geht es alles auf kleinen Strassen mit wenig Verkehr aber doch mit 2-3 Bars am Wege durch die Landschaft. Das ist sehr wichtig, die Temparatur ist ständig um 30 Grad herum, und so brauche ich viel Flüssigkeit, das Bier genehmige ich mir erst am Ziel. Es ist ein schönes, modernes Hotel das mich in Azambuja erwartet, etwas anderes gibt es in dieser Gegend nicht, obwohl es in der oberen Preislage ist buche ich für heute Nacht.
Gut ausgeruht und mit Frühstück im Magen geht es weiter. Leider sind heute die ganzen 28 Km auf der Hauptstrasse zu laufen. Es ist sehr eng und die vielen Lastwagen gefallen mir gar nicht, aber ändern tut sich deshalb daran gar nichts. Bin ich froh, endlich um 3 Uhr bin ich in Santarem und finde eine Pension. Nun erledige ich meine Hausaufgaben und endlich erhalte ich mein wohl verdientes Bier mit Beilage.
Ich schlendere durch die Stadt und warte sehr hungrig bis es endlich 19.30 Uhr ist, dann gibt es Abendessen.
Heute gibt es eine Fitnessprüfung. Von Santarem nach Fatima sind es gemäss Pilgerführer 52,3 Km. Übernachtungsmöglichkeiten sind keine auf dieser Strecke. Ich habe 3 Möglichkeiten, die mit dem Bus streiche ich als erstes, es wird nicht gefahren. Ich laufe soweit ich komme, lege mich irgendwo ins Gras oder auf eine Bank um zu schlafen oder ich gehe durch bis Fatima.
Zuerst wird gefrühstückt, und kurz nach 8 Uhr mache ich mich auf den Weg. Es geht wieder derselben Hauptstrasse entlang wie gestern aber schon nach 8 Km zweige ich nach links ab, nun geht es auf kleinen Teerstrassen und oft auch auf Naturwegen durch das Land. Der Nachteil ist, diese Wege führen selten in die Dörfer und so kann ich erst nach 11 Uhr etwas frisches trinken. Und weiter geht es bergauf und bergab. Ja jetzt sehe ich plötzlich dass es auch in Portugal Hügel gibt. Insgesammt sind es 800 Höhenmeter die noch dazu kommen. Um 3 Uhr bin ich an einem Campingplatz und da gibt es Essen und Trinken für den schon etwas angeschlagenen Pilger Johann. Nun geht es wieder ganz ordentlich bis mir irgend jemand diesen Hügel in die Quere stellt.
Aber auch dieser wird erklommen und gleich geht es wieder hinunter ins Tal, leider sehe ich schon den nächsten Höhenzug den ich zu bewälltigen habe. Dafür ist es jetzt nicht mehr so warm, der Abend ist schon bedrohlich nahe.
Oben angelangt, jetzt bin ich überzeugt, der müde Pilger schläft heute in einem Bett in Fatima. 3 Km vor Fatima werde ich vom einzigen Pilger eingeholt der heute unterwegs ist. Er ist 37 Jahre jung, Polizist und nur ein Eintagespilger, hat also einen sehr kleinen leichten Rucksack. Er staunt nicht schlecht über meine Leistung. Er ist auch in Santarem gestartet, eine Stunde nach mir, und hat mich erst kurz vor Fatima eingeholt. Den Rest des Weges gehen wir gemeinsam und so vergehen die letzten Km sehr kurzweilig. Um 9 Uhr ist alles in Ordnung, mein Zimmer ist gebucht, das Duschen kann noch warten ich brauche zuerst ein oder zwei Bier. Zum kauen bin ich zu müde, essen werde ich morgen wieder. Gute Nacht.
Lange schlafe ich, ich habe es auch verdient. Nun erkunde ich Fatima besuche eine Messe in der schönen Basilika und geniesse das Nichtstun.
Am Nachmittag wandere auf den Wegen der Hirtenkinder denen die Gottesmutter erschienen ist, studiere ihre Geschichten und beschäftige mich mit dem Kreuzweg und den schönen Marmor Skulpturen die diesen Weg säumen.
Zurück in Fatima habe ich noch etwas Zeit meinen Rücken zu strecken bevor es zum Abendessen geht. Ich sitze an einem internationalen Tisch. Geischa ist Albanerin, Ricardo ist Portugiese und wir alle 3 reden schweizerdeutsch. Die beiden wohnen in Stans NW und besuchen in dieser Gegend seine Grossmutter. Per Zufall habe ich gehört dass sie deutsch sprechen, so habe ich mich als Schweizer bemerkbar gemacht.
Den ganzen Tag verbringe ich in Fatima, lasse mir Zeit und geniesse diese Atmosphäre. Es hat ziemlich viele Pilger, ist aber nicht so überlaufen wie an den grossen Pilgertagen jeweils am 10. 11. 12. jeden Monat. Nun ist mein Rucksack wieder bereit, morgen in der Frühe werde ich meinen Weg fortsetzen. Heute esse ich wieder einmal Fisch, gehe um 21.30 Uhr an die Lichterprozession und dann heisst es ab ins Bett.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo Pilger Johann
AntwortenLöschenIch lese Deine Berichte immer noch regelmässig - meistens auf dem iPhone und da schreibe ich nicht gerne Kommentare, da ich nach wie vor zu langsam bin. So jetzt endlich bin ich mal wieder am PC auf Deiner Homepage gelandet und drum endlich auch wieder mal ein paar Grüsse von mir. Eigentlich bist du viel zu schnell unterwegs - kaum befinde ich mich "mental" auf einem Deiner Wege - schwupp - bist Du schon wieder weg. Aber offensichtlich scheint es Dir wirklich gut zu gehen und du scheinst überhaupt keine Mühe zu haben. Ebenfalls habe ich festgestellt, dass es fast keine Irr- und Umwege mehr gibt. Das einzige was ich schade finde ist, dass wenn man so schnell unterwegs ist und soooo viele Kilometer macht, die Kontakte zu den anderen Pilgern nicht mehr so intensiv sind, da man die meisten wohl nur 1 x trifft. - Findest Du das manchmal auch etwas schade? Schreibe fleissig weiter - es ist immer noch spannend zu sehen, wo du über all durchkommst und was Du so erlebst!
Ganz liege Sonnengrüsse (Schatten wär dir wahrscheinlich manchmal lieber)
Astrid