05. 06. 2012 Genf --Le Puy-en-Valey
Natürlich nicht an einem Tag. 348 Km stehen vor mir und ich freue mich riesig diese Herausforderung anzunehmen. Schon früh starte ich in Genf nicht ohne einen Gottesdienst in der Basilika Notre-Dame zu besuchen. Im Sekretariat erhalte ich den Pilgerstämpel und einen Wegführer aus dem Jahre 2010 was ich etwas belächle. Dieser zeigt sich aber nachher als sehr hilfreich, Entsdchuldigung Herr Pfarrer. Der Weg durch Genf und Carouge ist sehr gut beschildert aber ewig lange durch Häuser und Villenviertel.
Bei einem Stämpelkasten an der Grenze zu Frankreich lese ich die Nachricht "Andreas ich bin hier durch Gruss Elisabeth " ob das wohl die beiden von Brienzwiler sind ?? Bei Elisabeth handelt es sich wirklich um dieselbe, in einem anderen Eintrag hat sie mit Elisabeth aus Tettnang unterschrieben, also doch sie ist einen Tag vor mir. In Beaumont schlafe ich das erste Mal in einem Gite. Wir sind zu fünft und bekommen ein herrliches Nachtessen. Anne spricht deutsch und hat uns bestens aufgenommen.
06.06. Heute regnet es schon am Morgen und nicht alle Pilger wollen weiter. Christine, Luise und ich ziehen alle separat weiter. Jeder will seinen Weg alleine gehen, es ist gut so. Es ist sehr nass in den Wäldern und ich bin froh um mein drittes Bein, den Wanderstock, er hält mich oft wenn ich am rutschen bin. Kurz vor Chaumont meinem nächsten Ziel sitzt Christine imGras und mag nicht mehr weiter gehen. Sie hat den ganzen Tag nichts gegessen und ist entkräftet. Von oben kommt Luise, sie war kurz vor mir auf Christine aufgelaufen und hat nun ihren Rucksack oben deponiert. Gemeinsam helfen wir Christine bis zur nahen Gite und sind froh den Tag beenden zu können. Wir haben genügend Platz, sind wir doch nur zu dritt im 12 plätzigen Gite. Nebenan ist ein Restaurant in welchem wir das Pilgermenue geniessen. Für 15 Euro ein super Nachtessen inkl. Wein, Wasser und Kaffee.
07.06. Schon früh gibt es Frühstück, aufräumen der Gite und los geht es hinunter ins Tal. Die ersten 2 Km gehen wir gemeinsam und dann trennen sich unsere Wege wenigstens zeitlich. In Frangy treffen wir uns nocheinmal und sprechen mit Sascha einem Pilger aus Deutschland. Er ist nicht gut drauf, weshalb ich ein Stück mit ihm wandere, seine Sorgen und seinen Ärger anhöre. Nach der Mittagspause gehe ich weiter, er möchte etwas schlafen und nachfolgen. Es regnet fast den ganzen Tag trotzdem komme ich gut voran bis Seyssel. Ich brauche unbedingt eine SIM Karte. In Seyssel ist alles belegt und in der Information treffe ich auf Sascha und Luise die ebenfalls eine Unterkunft suchen. Das einzige was bleibt ist ein Wohnwagen auf dem Campingplatz. Schlafen können wir, aber die Kleider trocknen nicht, macht nichts ich habe ja Reserve dabei.
08. 06. In Seyssel trennen sich unsere Wege. Luise geht auf den Zug ihr Urlaub ist vorbei. Sascha macht bei diesem Regenwetter nur eine kurze Etappe. Endlich finde ich die gesuchte SIM Karte und es ist gut wieder Verbindung in die Schweiz zu haben. Bei ströhmenden Regen ziehe ich weiter nach Creman/Lussy ca 35 Km. Das ist etwa 10 Km in die nächste Etappe hinein. Dort komme ich gegen 17.00 Uhr an und bin ganz alleine. Ein Bier aus dem Kühlschrank und schon geht es mir wieder viel besser. Kurz darauf die Begrüssung durch Pascale und ich fühle mich daheim und geborgen. Ein super Nachtessen wird mir serviert mit einer Flasche Wein, Pilgerherz was willst du mehr.
09. 06. Heute startet der Tag sehr gut mit einem feinen Frühstück und sehr gutem Wetter.
Bei der Kapelle St. Romain geniesse ich die herrliche Aussicht bevor es senkrecht hinunter geht ins Rhonetal. Neben der Stadt Yenne geht es hinauf ca 700 Höhenmeter sind zu bewälltigen. Das ist sehr sehr mühsam wird aber mit einer herrlichen Aussicht belohnt. In Frankreich gibt es keine Rastplätze nur Wege Wald und Umgebung. 10 Km nach Yenne komme ich trotzdem an eine Jagdhütte und wer sitzt da imSonnenschein, Andreas den ich in Brienzwiler getroffen habe. Natürlich musste besprochen werden was man gemacht und gesehen hat in den vergangenen Tagen. Zusammen gehen wir weiter, da er in Le Vernay ein Bett gebucht hatte. Ich ging mit ihm in der Hoffnung dass noch ein weiteres Bett frei sei. Und klar es hat fast keine Pilger unterwegs und deshalb war auch ich willkommen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ein riesengrosses Haus überall angebaut und erweitert aber nichts ist fertig. Trotzdem die Unterkunft ist in Ordnung. Chantal die gute Seele des Hauses ist sehr nett und hilfsbereit. Der Hausherr Louis ist ganz speziell aber ebenso gut und herzlich. Er erklärt fast militärisch den restlichen Tagesablauf.
Ein bis zwei Bier, duschen, Wäsche machen, 18.15 Uhr Apero, 18.30 Nachtessen, 20.00 Besichtigung Galerie, 20.20 Andacht in der hauseigenen Kapelle 20.40 Abschluss in der Kellerdisco bei Schnaps. So wurde der Abend auch durchlebt. Diese beiden leben für ihr Haus und die Pilger die vorbeischauen. Auch in dieser Herberge ist alles das Essen der Wein die Stimmung einfach alles bestens, halt eben wie Gott in Frankreich.
10. 06. Wir besprechen den heutigen Tag, aber nicht beim Frühstück sondern danach so will es auch der Hausherr haben, alles zu seiner Zeit. Die beiden älteren Pilger möchten nur kurze Etappen machen, Andreas geht in Les Abrets mit dem Zug in die Heimat zurück und ich möchte bis Valencogne weiter. Jeder geht für sich weiter auf den schönen Wegen und mit seinen Gedanken. Bei der Mittagsrast organisiere ich meine erste Unterkunft bei privaten Gastgebern. In Frankreich ist dieses Angebot oft vorhanden, diese Adresse ist grandios , sofort fühle ich mich wie zu Hause. Ich benütze ihr Bad habe ein eigenes Zimmer bekomme Nachtessen alles super. Henri der Hausherr ist besorgt ob ich auch genug esse, sehe ich denn so ausgehungert aus ? Er besorgt mir gleich die nächste Übernachtung bei Leuten die er kennt.
11. 06. Bei leichter Bewölkung wandere ich bergauf und bergab abseits der Strassen durch Wiesen, Felder und Wälder. Nach dem Mittagshalt werden die Wolken immer bedrohlicher und bald schon bin auch ich wieder unter meiner Pelerine. Am Anfang des Dorfes La Frette sind an einem Hauseingang drei Muscheln montiert und ich will nachschauen ob ich schon am rechten Ort stehe. Schon kommt Gerard auf mich zu und begrüsst mich mit bonjour Johann, ich bin am Ziel. Nach einem ausgiebigen Nachtessen muss ich unbedingt die Schnapssammlung von Gerard probieren, schlafen konnte ich danach sehr gut.
12. 06. Ausgeruht und Wohlauf beginne ich diesen Morgen. Heute ist kein Regen angesagt, und das freut den Pilger Johann. In La Cote-SaintAndre Möchte ich mit meiner Postcard Geld abholen. Auf der Post kennen sie dieses Ding nicht und so gehe ich zur Bank. Auch dort werde ich komisch angeschau aber wir probieren den Automaten aus und siehe da Geld und Karte sind wieder da. Also alles in Ordnung meine Stimmung ist gut obwohl die Wolken immer dunkler werden. Schon bald giesst es in strömen und ich bin wieder in Silber unterwegs. Seit zwei Tagen habe ich keinen Pilger mehr gesehen aber das ist egal, ich gehe meinen Weg und habe Zeit für mich. Kurz nach 5 Uhr erreiche ich das Hotel und höre im Hinterzimmer dass deutsch gesprochen wird. Es sind 4 Pilger aus Deutschland und wir verbringen den Abend gemeinsam.
13. 06. Josef, Eugenie, Käthe und Anne-Maria pilgern wie Walker, Stöcke und Turnschuhe. Revel Tourdan lassen wir schnell hinter uns und ich gehe etwas schneller und schon bin ich alleine unterwegs zum TGV Trassee. Heute ist es unheimlich matschig in den Wäldern weil es schon seit Tagen immerwieder einmal regnet. Der Dreck läuft vorne in die Sandalen hinein und spritzt überall wieder hinaus. Gut wenn wieder einmal ein Bach ist um die Füsse zu waschen. Ich komme wieder an die Rhone, ganz nahe einem Kernkraftwerk. Nach der Brücke bin ich in Cavernay meinem nächsten Übernachtungsort. Weil das Gite noch nicht geöffnet hat, gehe ich zuerst in eine Bar zu meinem wohlverdienten Bier. Da sitzen Stefan aus Deutschland mit dem Solarpanell auf dem Rucksack und Blanca aus der Schweiz.Er geht noch weiter, Blanca und ich bleiben in diesem Gite.
14. 06. Frühstück liegt zur Selbstbedienung bereit, wir holen nur noch frische Brörtchen und Fleisch für die Mittagsrast. Wir beschliessen anfänglich gemeinsam zu pilgern. Da wir das gleiche Tempo haben und ungefähr die gleiche Tagesleistung vorgesehen haben bleiben wir zusammen. Bis Bourg-Argental sind es 28 Km und wir sind erst um 18.00 Uhr beim Hotel. Ein uralter Kasten aber saubrer und gemütlich gutes Essen das ist uns wichtig.
15. 06. Heute steht eine recht strenge Etappe an geht es doch zuerst einmal 700 Meter in die Höhe und trotzdem 28. Km. Gemeinsam geht es ganz gut voran und um ca 17.00 sind wir im Gite.Das ist eine super Sache. Sehr schönes Zimmer, sauberes Bad, Waschmaschine und Sehr gutes Nachtessen. Die Familie ist sehr nett und der Abend kann wirklich genossen werden.
16. 06. Ein gutes Frühstück Fototermin und weiter gehts. Die beiden Kinder begleiten uns die 400 Meter bis zum Hauptweg, herzlichen Dank für diese Aufmerksamkeit.
So macht pilgern noch mehr Spass. Kurz darauf dann die Ernüchterung. Wir übersahen einen Wegweiser und sind 3,5 Km in die falsche Richtung gegangen, also wieder zurück zum Ausgangspunkt. Aus den geplanten 20 Km werden halt wieder ca 27 Km aber was macht es das ist meine normale Tagesleistung. Zur belohnung finden wir in Tence ein gemütliches Hotel.
17. 06. Heute ist Sonntag und es sind merklich mehr Leute auf den Strassen und Wegen. Wir gehen unseren Weg immer noch gemeinsam weiter es passt einfach so. Die St. Georgs Kirche in St. Jeures ist sehr schön und eindrücklich. Da in Frankreich Kirche und Staat getrennt sind fehlt das Geld für die dringenden Renovationen schade. Weiter geht es auf den 1300 Meter hohen Raffy dem höchsten Punkt zwischen Genf und Le Puy. Kurz vor dem höchsten Punkt kommt uns ein Paar entgegen und er sagt in Schweizerdeutsch dass sie sehen soll das wären echte Pilger. Er hat nicht schlecht geszaunt, dass ich ebso in Mundart geantwortet habe, solch ein Zufall. In St. Julien beziehen wir das letzte Hotel vor Le Puy. Die vielen Treppen zur Kirche hoch schaffen wir dann alerdings nicht mehr, so sehen wir diese riesige Kirche nur von weitem.
18. 06. Im Dorfladen kaufen wir Proviant für heute Mittag und los geht es die letzte Etappe nach Le Puy. Nach zwei Stunden Wanderzeit treffen wir 4 Pilger und zwei nicht Pilger mitten auf der Strasse.
War das ein Hallo die 4 habe ich doch in Revel Tourdan getroffen, und die beiden anderen sind Elisabeth aus Tettnang und ihr Mann. Er hat sie in Le Puy abgeholtund sie sind nun auf der Rückfahrt nach Deutschland. Die 4 und wir zwei gehen ein Stück gemeinsam und dann ist für uns Mittagshalt angesagt. Kurz danach sind wir in Montjoje wo wir das erste Mal Le Puy sehen können. Bis le Puy zieht es sich aber noch lange hin aber um 15.40 Uhr stehe ich auf der Treppe zur Kathedrale. U L T R E I A ich bin angekommen. Dieser Stämpel ist ganz speziell und es rührt und bewegt mich sehr hier zu stehen.
Übrigens haben meine Beine und Füsse auch etwas Farbe angenommen
mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann