Samstag, 30. Juni 2012

21.06. 2012   Le Puy- en - Valley ----- Saint - Jean - Pied - de - Port  ca 730 km
Nachdem ich meinen Blog fertig geschrieben habe, starte ich um 10.00 Uhr diese Etappe.


Viele Schritte ergeben den Weg und wenn ich lange genug auf diese Markierung achte, komme ich auch an mein Ziel. Schon in Le Puy steigt es stark an, ich muss heute auch ca 550 Hoehenmeter hinter mich bringen. Beim hl. Rochus dem Schutzpatron der Haustiere zuende ich eine Kerze an mit der Bitte, er solle die Hunde von mir fernhalten. Schon um 16.00 Uhr bin ich im Gite und habe eine super Wahl getroffen. Das tut dem Johann gut nach 3 Tagen Jugi. Meine Zimmerkollegen fuer heute sind ein Deutscher und eine Russin. Wir kennen Sprachprobleme aber mit Haenden und Fuessen geht das allemal.

22. 06.  Zuerst fuert mein Weg nocheinmal 100 m in die Hoehe und dann 400 m steil in ein Tal hinab. Nur etwa 200 m ist es eben und dann steigt es wieder 450 m in die Hoehe, und das alles auf nur 12 km Distanz. Hier treffe ich auf Simon er hat gestern in Le Puy seinen Weg begonnen.Lange kann ich dieses Tempo nicht mithalten und so bin ich schnell wieder alleine. Auch Sven mein Zimmernachbar holt mich ein und wir gehen ein Stueck gemeinsam. Um 17.00 Uhr bin ich im Gite, welches ich im Voraus reserviert hatte und bin ganz alleine. Ploetzlich taucht Simon auf so ziemlich am Ende und fragt ob noch Platz fuer ihn sei. Na klar ich bin ja alleine und 11 Betten stehen zur Verfuegung.Duschen waschen plaudern und da kommt Sven ebenfalls ganz entkraeftet zu diesem Gite und ist sehr froh hier bleiben zu koennen. Wir bekommen ein sehr gutes Nachtessen halt so richtig wie bei Grossmutter urchig aber mit Liebe gekocht.Schon frueh ist Lichterloeschen und Erholung angesagt.

23. 06.  Wir sind hier wirklich in den Alpen und es geht zwischen Kuehen und Rindern ueber diese karge Landschaft.


Lange sehr Lange gibt es kein Haus, nichts einzukaufen oder einzukehren. Bis 14.00 Uhr muss mein Magen warten. Endlich ist ein Restaurant gefunden, das Essen ist nicht besonders dafuer der Preis etwas sehr hoch. Beide Begleiter wollen in die gleiche Gite wie ich gehen, jeder in seinem Tempo. So um 17.00 Uhr bin ich dann dort sven eine halbe Stunde spaeter und Simon kommt erst um 19.00 Uhr, aber er hat es geschafft.

24.06.  Wie abgemacht geht wieder jeder sein Tempo und seinen Weg alleine. Am Abend werden wir uns in Nasbinals treffen. Der Simon hat Blasen und geht wie auf Eiern, dem Sven schmerzen die Knie. Beide sind ca 30 Jahre und staunen wie ich schnell und gut gehe in meinen Sandalen. Ich bin nun ja auch schon lange und gut eingelaufen. Es geht auch heute wieder durch Weiden, vorbei an Rindfleisch welches hier besonders gut sein soll. Ich freue mich schon auf den Abend, ich probiere sicher eines von diesen Exemplaren. Zum Glueck habe ich schon frueh reserviert, in Nasbinals war eine Sporrtveranstaltung und ueberall ist ausgebucht. Zudem sind zwei Pilgergruppen mit Autotransport immer in gleicher Laenge wie wir unterwegs und belegen die Unterkuenfte. Nun wir haben ein Bett was brauchen wir mehr. Sven und ich gehen ein Steak mit Aligot essen, der Simon kommt wieder erst nach 20.00 Uhr zur Unterkunft und legt sich gleich ins Bett.  Da Simon doch mit uns gehen moechte, beschliessen wir fuer morgen eine Kurzetappe. Leider machen das die Autopilger ebenfalls.


25. 06.   Schon um 07.00 Uhr gibt es Fruehstueck, die Gite muss um 08.00 Uhr verlassen sein. Ganz gemuetlich nehmen wir den heutigen Tag in Angriff. Bis Aubrac sind es 9 km und dort ist bereits Mittagsrast. Weiter geht es wieder 550 m nach St. Chely hinunter. Schon um 14.30 sind wir in der Info und ergattern die letzten 3 Plaetze im Gite.Wir haben nun Zeit uns zu pflegen, den Ort anzusehen und Tagebuch zu schreiben. Hoffentlich geht es den beiden morgen wieder besser, sonst werden wir uns trennen, denn etwas mehr km moechte ich schon machen. Vielleicht kjoennen wir dann auch die Autopilger abhaengen und haben wieder mehr Platz in den Unterkuenften.

26.  06. Zuerst  kaufen wir fuer den Tag ein und essen in der Gite eine Kleinigkeit. Es ist wieder eine strenge Bergetappe hinauf und hinunter den ganzen Tag. In einem Buch habe ich gestern gelesen. In frueheren Zeiten war es besonders verwerflich einen Pilger, der mit dem Pilgerstab und der Muschel gekennzeichnet war, zu erschlagen und auszurauben. Ich hoffe sehr, dass dieses Ansinnen und die Ruecksicht auf die armen Pilger  auch heute noch Gueltigkeit hat. Bis jetzt habe ich keine Pilgerresten oder Blutlachen gefunden, die auf diese Barbarei hindeuten wuerden. Da wir immer die gleichen Etappenlaengen wie diese grosse Gruppe wird es nicht einfacher ein Zimmer zu finden. Wir haben Glueck und fuer 46 € fuer alle drei finden wir eine Unterkunft. Am Abend telefoniere ich lange fuer die naechste Nacht und erst um 21.15 Uhr finde ich eine etwas teure Unterkunft.

27. 06. Die beiden anderen wollen heute einfach nicht aufstehen und so bin auch ich zurueckgehalten und wir starten erst um 09.30 Uhr was eindeutig zu spaet ist bei dieser grossen Hitze. Nun ist es sehr streng und weit aber um 18.00 Uhr sind wir in der schoenen Unterkunft. Herrliche Aussicht und genuegend Platz sind unser Lohn. Morgen sind wir in Conques und dort hat es viele Moeglichkeiten, so muessen wir heute nichts mehr organisieren.


28. 06.  Heute ist bereits um 06.30 Tagwache wir wollen frueher sein wie an den letzten Tagen. Und wirklich, Sven und ich gehen um 08.00 los so haben wir die Morgenfrische. Heute stehen 22 km auf dem Programm, und das mueste machbar sein. Wir sind um gut 14.00 in Conques und finden sofort etwas zum schlafen. Meine Stimmung ist heute, wie auch seit zwei Tagen, nicht gerade hoch und vieles nervt mich, ich hoffe auf morgen, dann ist wieder alles anders und neu. Im Gite ist eine etwas durchgedrehte aber sehr nette Kloosterfrau. Sie hat selber einen Orden gegruendet, ist aber einzige Schwester und will nun gleich jeden fuer ihren Orden anwerben. Sie spielt unterwegs auf der Gitarre und singt, so verdient sie ihren Lebensunterhalt. In meiner Stimmung genau was ich brauche. Ich sehne mich bis es 22.00 ist, denn dann muss auch sie abstellen. Juhuiii !!!!
29. 06 Alles hat sich geaendert seit gestern. Sven bleibt fuer 1 oder 2 Tage in Conques da er erst am 2. 7. einen Zug nach Hause bestellt hat und nur noch eine Tagesetappe vom Ziel entfernt ist. Simon liess sich gestern seine Blasen behandeln und es wurde ihm nahegelegt, seine Weg abzubrechen. Er faehrrt heute mit dem Taxi zum Bahnhof und faehrt nach Hause. Beide sind sich sicher, irgendwann werden auch sie wieder auf dem Weg sein. Nun bin ich alleine und nehme mir viel vor. Schon vor 07.00 gehe ich los um der Waerme und den Autupilgern davon zu laufen. Ich fuehle mich supper und komme gut voran. Ueber 30 km gehe ich und bin sicheer eine Unterkunft ohne Massenandrang zu  finden. In dieser Gite sind nur 7 Betten und das ist gut so. Sehr schoen und ruhig, wieder einmal zu oberst auf dem Huegel. der 83 jaehrige Max aus Stansstad leistet mir im Doppelzimmer Gesellschaft. Hier ist alles sehr schoen und ruhig, pilgern wie im Maerchen.
wieder mit frohem Pilgergruss   Ultreia  Pilger Johann
 

Donnerstag, 21. Juni 2012







18. 06 2012   Meine Zeit in Le Puy

Schon von auswärts wollten wir ein Bett in Le Puy organisieren, aber das war nicht möglich. So suchen wir nach dem Besuch in der Kathedrale die Touristeninformation. Dort erfuhren wir, dass nur noch in der Jugi bezahlbare Plätze frei sind. Diesen Entscheid habe ich aber später sehr bereut. Die Jugi war wahrscheinlich vor 1000 Jahren schon uralt. Sie ist dreckig, ungepflegt, kein Warmwasser, am besten möglichst schnell zum  vergessen. Ich habe mich fürchterlich aufgeregt weil die anderen beiden Zimmermitbenützer ihre Ware auf unseren Betten ausgelegt hatten. Wenn es möglich gewesen wäre,ich hätte sofort gezügelt. So brauchte ich ein, zwei Bier, etwas zwischen die Zähne und dann ging es ab ins Bett. Kurz nach ein Uhr kommen die Beiden, wahrscheinlich direkt aus der Brauerei ins Zimmer, wenigstens roch es danach. 

19. 06 Schon um 07.00 sind wir im Pilgergottesdienst und ich darf als Messdiener behilflich sein. Welch eine Ehre, dem Bischof Brot und Wein reichen zu dürfen, das kommt auch nicht alle Tage vor. Den Rest des Tages verbringen wir mit bummeln, Stadtrundfahrt, einkaufen, Geld besorgen und am Abend ein gemütliches Nachtessen. Meine Sandalen haben seit dem Fusterli ( Luzern ) bis hierhin gehalten. Jetzt liess ich sie noch einmal nähen, kaufte aber zur Sicherheit neue Treter in Le Puy.

20.06  Heute gibt es einen faulen Tag. Tagebuch und Blog schreiben, Stadtbummel und einfach ein wenig sein. Um 12.40 Uhr verlässt mich meine Zeitfrau. Es war geplant, dass sie bis Le Puy geht und dort mit dem Zug in die Schweiz zurück fährt. 
So nun bin ich wieder alleine ohne Übersetzerin, auch keine Unterhaltung mehr. Ich wollte es ja so, und so wird es auch wieder gut sein alleine auf dem Weg. An die Umstände in der Jugi habe ich mich gewöhnt und mancher Pilger in früheren Zeiten wäre dankbar gewesen wenigstens so etwas zu finden. Gut, vor tausend Jahren war er ja auch gut bedient, da sie zu dieser Zeit etwas neuer war. Also Pilger Johann sei zufrieden und dankbar für alles was du bekommst.

21. 06. Heute nehme ich die nächste Etappe unter die Füsse und freue mich riesig meinen Weg fortsetzen zu können. Ich bin gespannt was mich wieder alles erwartet und wie ich mich fühle in dieser Weite des Hochlandes.
So wie dieser Brunnen in Le Puy fliesst auch meine Zeit, ich möchte sie nutzen und ziehe weiter.
Allen die mich begleiten in Gedanken und im Gebet, und mich mit Einträgen bestärken möchte ich ganz herzlich danken. Es ist sehr schön diese Beiträge von euch zu lesen und zu erfahren was zu Hause los ist.




Nun gut der Pilger geht auf seinen Weg bis zum nächsten Mal
mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Mittwoch, 20. Juni 2012

 05. 06. 2012  Genf --Le Puy-en-Valey

Natürlich nicht an einem Tag. 348 Km stehen vor mir und ich freue mich riesig diese Herausforderung anzunehmen. Schon früh starte ich in Genf nicht ohne einen Gottesdienst in der Basilika Notre-Dame zu besuchen. Im Sekretariat erhalte ich den Pilgerstämpel und einen Wegführer aus dem Jahre 2010 was ich etwas belächle. Dieser zeigt sich aber nachher als sehr hilfreich, Entsdchuldigung Herr Pfarrer. Der Weg durch Genf und Carouge ist sehr gut beschildert aber ewig lange durch Häuser und Villenviertel.




Bei einem Stämpelkasten an der Grenze zu Frankreich lese ich die Nachricht "Andreas ich bin hier durch Gruss Elisabeth " ob das wohl die beiden von Brienzwiler sind ?? Bei Elisabeth handelt es sich wirklich um dieselbe, in einem anderen Eintrag hat sie mit Elisabeth aus Tettnang unterschrieben, also doch sie ist einen Tag vor mir. In Beaumont schlafe ich das erste Mal in einem Gite. Wir sind zu fünft und bekommen ein herrliches Nachtessen. Anne spricht deutsch und hat uns bestens aufgenommen.
06.06. Heute regnet es schon am Morgen und nicht alle Pilger wollen weiter. Christine, Luise und ich ziehen alle separat weiter. Jeder will seinen Weg alleine gehen, es ist gut so. Es ist sehr nass in den Wäldern und ich bin froh um mein drittes Bein, den Wanderstock, er hält mich oft wenn ich am rutschen bin. Kurz vor Chaumont meinem nächsten Ziel sitzt Christine imGras und mag nicht mehr weiter gehen. Sie hat den ganzen Tag nichts gegessen und ist entkräftet. Von oben kommt Luise, sie war kurz vor mir auf Christine aufgelaufen und hat nun ihren Rucksack oben deponiert. Gemeinsam helfen wir Christine bis zur nahen Gite und sind froh den Tag beenden zu können. Wir haben genügend Platz, sind wir doch nur zu dritt im 12 plätzigen Gite. Nebenan ist ein Restaurant in welchem wir das Pilgermenue geniessen. Für 15 Euro ein super Nachtessen inkl. Wein, Wasser und Kaffee.
07.06.  Schon früh gibt es Frühstück, aufräumen der Gite und los geht es hinunter ins Tal. Die ersten 2 Km gehen wir gemeinsam und dann trennen sich unsere Wege wenigstens zeitlich. In Frangy treffen wir uns nocheinmal und sprechen mit Sascha einem Pilger aus Deutschland. Er ist nicht gut drauf, weshalb ich ein Stück mit ihm wandere, seine Sorgen und seinen Ärger anhöre. Nach der Mittagspause gehe ich weiter, er möchte etwas schlafen und nachfolgen. Es regnet fast den ganzen Tag trotzdem komme ich gut voran bis Seyssel. Ich brauche unbedingt eine SIM Karte. In Seyssel ist alles belegt und in der Information treffe ich auf Sascha und Luise die ebenfalls eine Unterkunft suchen. Das einzige was bleibt ist ein Wohnwagen auf dem Campingplatz. Schlafen können wir, aber die Kleider trocknen nicht, macht nichts ich habe ja Reserve dabei.
08. 06.  In Seyssel trennen sich unsere Wege. Luise geht auf den Zug ihr Urlaub ist vorbei. Sascha macht bei diesem Regenwetter nur eine kurze Etappe. Endlich finde ich die gesuchte SIM Karte und es ist gut wieder Verbindung in die Schweiz zu haben. Bei ströhmenden Regen ziehe ich weiter nach Creman/Lussy ca 35 Km. Das ist etwa 10 Km in die nächste Etappe hinein. Dort komme ich gegen 17.00 Uhr an und bin ganz alleine. Ein Bier aus dem Kühlschrank und schon geht es mir wieder viel besser. Kurz darauf die Begrüssung durch Pascale und ich fühle mich daheim und geborgen. Ein super Nachtessen wird mir serviert mit einer Flasche Wein, Pilgerherz was willst du mehr.
09. 06. Heute startet der Tag sehr gut mit einem feinen Frühstück und sehr gutem Wetter.



Bei der Kapelle St. Romain geniesse ich die herrliche Aussicht bevor es senkrecht hinunter geht ins Rhonetal. Neben der Stadt Yenne geht es hinauf ca 700 Höhenmeter sind zu bewälltigen. Das ist sehr sehr mühsam wird aber mit einer herrlichen Aussicht belohnt. In Frankreich gibt es keine Rastplätze nur Wege Wald und Umgebung. 10 Km nach Yenne komme ich trotzdem an eine Jagdhütte und wer sitzt da imSonnenschein, Andreas den ich in Brienzwiler getroffen habe. Natürlich musste besprochen werden was man gemacht und gesehen hat in den vergangenen Tagen. Zusammen gehen wir weiter, da er in Le Vernay ein Bett gebucht hatte. Ich ging mit ihm in der Hoffnung dass noch ein weiteres Bett frei sei. Und klar es hat fast keine Pilger unterwegs und deshalb war auch ich willkommen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ein riesengrosses Haus überall angebaut und erweitert aber nichts ist fertig. Trotzdem die Unterkunft ist in Ordnung. Chantal die gute Seele des Hauses ist sehr nett und hilfsbereit. Der Hausherr Louis ist ganz speziell aber ebenso gut und herzlich. Er erklärt fast militärisch den restlichen Tagesablauf.
Ein bis zwei Bier, duschen, Wäsche machen,  18.15 Uhr Apero, 18.30 Nachtessen, 20.00 Besichtigung Galerie, 20.20 Andacht in der hauseigenen Kapelle 20.40 Abschluss in der Kellerdisco bei Schnaps. So wurde der Abend auch durchlebt. Diese beiden leben für ihr Haus und die Pilger die vorbeischauen. Auch in dieser Herberge ist alles das Essen der Wein die Stimmung einfach alles bestens, halt eben wie Gott in Frankreich.
10. 06. Wir besprechen den heutigen Tag, aber nicht beim Frühstück sondern danach so will es auch der Hausherr haben, alles zu seiner Zeit. Die beiden älteren Pilger möchten nur kurze Etappen machen, Andreas geht in Les Abrets mit dem Zug in die Heimat zurück und ich möchte bis Valencogne weiter. Jeder geht für sich weiter auf den schönen Wegen und mit seinen Gedanken. Bei der Mittagsrast organisiere ich meine erste Unterkunft bei privaten Gastgebern. In Frankreich ist dieses Angebot oft vorhanden, diese Adresse ist grandios , sofort fühle ich mich wie zu Hause. Ich benütze ihr Bad habe ein eigenes Zimmer bekomme Nachtessen alles super. Henri der Hausherr ist besorgt ob ich auch genug esse, sehe ich denn so ausgehungert aus ? Er besorgt mir gleich die nächste Übernachtung bei Leuten die er kennt.
11. 06.  Bei leichter Bewölkung wandere ich bergauf und bergab abseits der Strassen durch Wiesen, Felder  und Wälder. Nach dem Mittagshalt werden die Wolken immer bedrohlicher und bald schon bin auch ich wieder unter meiner Pelerine. Am Anfang des Dorfes La Frette sind an einem Hauseingang drei Muscheln montiert und ich will nachschauen ob ich schon am rechten Ort stehe. Schon kommt Gerard auf mich zu und begrüsst mich mit bonjour Johann, ich bin am Ziel. Nach einem ausgiebigen Nachtessen muss ich unbedingt die Schnapssammlung von Gerard probieren, schlafen konnte ich danach sehr gut.
12. 06.  Ausgeruht und Wohlauf beginne ich diesen Morgen. Heute ist kein Regen angesagt, und das freut den Pilger Johann. In La Cote-SaintAndre Möchte ich mit meiner Postcard Geld abholen. Auf der Post kennen sie dieses Ding nicht und so gehe ich zur Bank. Auch dort werde ich komisch angeschau aber wir probieren den Automaten aus und siehe da Geld und Karte sind wieder da. Also alles in Ordnung meine Stimmung ist gut obwohl die Wolken immer dunkler werden. Schon bald giesst es in strömen und ich bin wieder in Silber unterwegs. Seit zwei Tagen habe ich keinen Pilger mehr gesehen aber das ist egal, ich gehe meinen Weg und habe Zeit für mich. Kurz nach 5 Uhr erreiche ich das Hotel und höre im Hinterzimmer dass deutsch gesprochen wird. Es sind 4 Pilger aus Deutschland und wir verbringen den Abend gemeinsam.
13. 06. Josef, Eugenie, Käthe und Anne-Maria pilgern wie Walker, Stöcke und Turnschuhe. Revel Tourdan lassen wir schnell hinter uns und ich gehe etwas schneller und schon bin ich alleine unterwegs zum TGV Trassee. Heute ist es unheimlich matschig in den Wäldern weil es schon seit Tagen immerwieder einmal regnet. Der Dreck läuft vorne in die Sandalen hinein und spritzt überall wieder hinaus. Gut wenn wieder einmal ein Bach ist um die Füsse zu waschen. Ich komme wieder an die Rhone, ganz nahe einem Kernkraftwerk. Nach der Brücke bin ich in Cavernay meinem nächsten Übernachtungsort. Weil das Gite noch nicht geöffnet hat, gehe ich zuerst in eine Bar zu meinem wohlverdienten Bier. Da sitzen Stefan aus Deutschland mit dem Solarpanell auf dem Rucksack und Blanca aus der Schweiz.Er geht noch weiter, Blanca und ich bleiben in diesem Gite.


14. 06. Frühstück liegt zur Selbstbedienung bereit, wir holen nur noch frische Brörtchen und Fleisch für die Mittagsrast. Wir beschliessen anfänglich gemeinsam zu pilgern. Da wir das gleiche Tempo haben und ungefähr die gleiche Tagesleistung vorgesehen haben bleiben wir zusammen. Bis Bourg-Argental sind es 28 Km und wir sind erst um 18.00 Uhr beim Hotel. Ein uralter Kasten aber saubrer und gemütlich gutes Essen das ist uns wichtig.
15. 06. Heute steht eine recht strenge Etappe an geht es doch zuerst einmal 700 Meter in die Höhe und trotzdem 28. Km. Gemeinsam geht es ganz gut voran und um ca 17.00 sind wir im Gite.Das ist eine super Sache. Sehr schönes Zimmer, sauberes Bad, Waschmaschine und Sehr gutes Nachtessen. Die Familie ist sehr nett und der Abend kann wirklich genossen werden.
16. 06.  Ein gutes Frühstück Fototermin und weiter gehts. Die beiden Kinder begleiten uns die 400 Meter bis zum Hauptweg, herzlichen Dank für diese Aufmerksamkeit.



 So macht pilgern noch mehr Spass. Kurz darauf dann die Ernüchterung. Wir übersahen einen Wegweiser und sind 3,5 Km in die falsche Richtung gegangen, also wieder zurück zum Ausgangspunkt. Aus den geplanten 20 Km werden halt wieder ca 27 Km aber was macht es das ist meine normale Tagesleistung. Zur belohnung finden wir in Tence ein gemütliches Hotel.

17. 06. Heute ist Sonntag und es sind merklich mehr Leute auf den Strassen und Wegen. Wir gehen unseren Weg immer noch gemeinsam weiter es passt einfach so. Die St. Georgs Kirche in St. Jeures ist sehr schön und eindrücklich. Da in Frankreich Kirche und Staat getrennt sind fehlt das Geld für die dringenden Renovationen schade. Weiter geht es auf den 1300 Meter hohen Raffy dem höchsten Punkt zwischen Genf und Le Puy. Kurz vor dem höchsten Punkt kommt uns ein Paar entgegen und er sagt in Schweizerdeutsch dass sie sehen soll das wären echte Pilger. Er hat nicht schlecht geszaunt, dass ich ebso in Mundart geantwortet habe, solch ein Zufall. In St. Julien beziehen wir das letzte Hotel vor Le Puy. Die vielen Treppen zur Kirche hoch schaffen wir dann alerdings nicht mehr, so sehen wir diese riesige Kirche nur von weitem.
18. 06. Im Dorfladen kaufen wir Proviant für heute Mittag und los geht es die letzte Etappe nach Le Puy. Nach zwei Stunden Wanderzeit treffen wir 4 Pilger und zwei nicht Pilger mitten auf der Strasse.


War das ein Hallo die 4 habe ich doch in Revel Tourdan getroffen, und die beiden anderen sind Elisabeth aus Tettnang und ihr Mann. Er hat sie in Le Puy abgeholtund sie sind nun auf der Rückfahrt nach Deutschland. Die 4 und wir zwei gehen ein Stück gemeinsam und dann ist für uns Mittagshalt angesagt. Kurz danach sind wir in Montjoje wo wir das erste Mal Le Puy sehen können. Bis le Puy zieht es sich aber noch lange hin aber um 15.40 Uhr stehe ich auf der Treppe zur Kathedrale. U L T R E I A ich bin angekommen. Dieser Stämpel ist ganz speziell und es rührt und bewegt mich sehr hier zu stehen. 


Übrigens haben meine Beine und Füsse auch etwas Farbe angenommen




mit frohem Pilgergruss Ultreia  Pilger Johann

Montag, 4. Juni 2012

03.06. Ruhetag in Genf. Bei einem Spaziergang habe ich die Basilika Notre-Dame gefunden und um 10.00 Uhr ist hier ein Gottesdienst angesagt. Den besuche ich natürlich obwohl ich fast kein Wort verstehe.
Anschliessend ist es Zeit meinen Besuch aus der Ostschweiz am Bahnhof abzuholen. Riesig musste ich staunen wer da aus dem Zug steigt.



Als ich sagte, ich vermute dass Nadine mit den Kindern mir das Austauschgepäck bringt sagte sie nur es sei sehr weit mit den Kindern 8 Std. im Zug zu verbringen. Ja so ist es weder ein ja noch ein nein, und nun stehen sie alle vor mir. Das freut mich natürlich sehr. Leider spielt das Wetter nicht mit und so gehen wir zum Mittagessen und dann gleich auf mein Zimmer um das Material und die Wäsche zu tauschen. Dieses und jenes wird noch angeschaut und schon ist es wieder Zeit für die Rückreise. Schon in Dietwil habe ich Nadine einiges mit nach Hause gegeben was ich glaube nicht mehr zu benötigen. Nun bis Genf war mein Rucksack immer noch ziemlich schwer, und so habe ich mich hier  nocheinmal von einigen Sachen getrennt. Nun glaube ich die Last tragen zu können, ich habe jetzt nur noch etwa 12 Kg ohne Proviant und das ist gut so. Danke vielmals Therese, Ralph, Nadine, Tamara, Flurin und Luana, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt.



Nachdenklich verbringe ich den Abend mit Kartenschreiben. Vieles geht mir durch den Kopf und mir wird langsam aber sicher bewusst, dass ich meine Lieben für lange Zeit nicht mehr sehen werde. Aber ich habe es ja so gewollt nun muss ich auch damit leben.

04.06. Das Wetter hat sich gebessert und so beschliesse ich einen Besuch im Botanischen Garten zu unternehmen. Dieser ist sehr schön angelegt und weitläufig.



Der anschliessende Spaziergang am Quai entlang wurde immer stürmischer. So habe ich den Jet-Eau noch nie gesehen, 10 Min. später wurde er abgestellt.



Nun sind noch einige Kleinigkeiten zu erledigen. Handy aufladen, eine Regenjacke fehlt mir noch und natürlich der Pilgerstämpel von Notre-Dame. Diesen erhalte ich allerdings erst morgen früh, das Sekretariat ist bereits geschlossen. So mache ich mich an meinen letzten Blogeintrag hier in der Schweiz. Ich weiss noch nicht wie es dann in Frankreich sein wird, aber irgendwie wird es auch wieder funktionieren.
Es bleibt mir noch allen ganz herzlich zu danken für die vielen Einträge und Bemerkungen zu meinen Blogeinträgen. So bin ich auch immer auf dem Laufenden was zu Hause so geht. Ab und zu muss ich staunen wer da schon alles meine Adresse hat, aber ich finde das sehr gut so.
Auf Wiedersehen, ich bin nun sehr bald in Frankreich und darauf freue ich mich sehr.

Mit frohem Pilgergruss  Ultreia Pilger Johann


Samstag, 2. Juni 2012

26.05. Ich starte nach einer sehr unruhigen Nacht in Interlaken. Am Thunersee geht es entlang und bald hinauf zu den Beatushöhlen. Da ich schon einmal hier bin, lasse ich mir eine Führung nicht entgehen. Sehr interessant und riesengross diese Anlage im Berginnern.







 Danach muss ich riesig Gas geben, damit ich das Schiff in Merlingen noch erreiche welches mich nach Spiez bringen soll. Genau gleichzeitig treffen wir im Hafen ein, geschafft. Nach einer schönen Wanderung durch Feld und Wald gelange ich nach Amsoldingen. Nachtessen, Wäsche waschen, Stämpel holen, was halt ein Pilger am Abend so macht.
27.5.  Schon früh geht es los, begleitet von Glocken und Schellen der vielen Fleckvieh Herden über Hügel und Bäche. Vieles ist mir noch vertraut von der Wanderung vor einem Jahr in umgekehrter Richtung. In Riggisberg treffe ich auf die Weggabelung mit dem Luzerner Jakobsweg, ich erkenne den Wegweiser sofort wieder.

Obwohl es fast keine Pilger unterwegs hat, organisiere ich meine Uebernachtung wieder über das Handy. In der Pilgerherberge in Heitenried werde ich von Frieda und Karl sehr herzlich empfangen. Luzia und Joachim zwei Pilger aus Deutschland haben es auch bis hierher geschafft. Ein aussergewöhnlich gutes und spezielles Nachtessen belohnt die Mühe des Tages. ( gefüllte Peperoni griechischer Reis mit Mandeln, Erbsen und Sultanienen und noch etwas )
28. 05. Wieder geht es in einen herrlichen Morgen hinein. Luzia und Joachim gehen zügig voran, sollen sie, denn sie sind ja noch nicht pensioniert. In Tafers, einer wichtigen Pilgerstation treffe ich die beiden wieder.


Gegenseitiger Fototermin und schon geht es weiter nach Freiburg. Nach Tafers wähle ich den Weg über das Galternthal nach Freiburg und nicht die offizielle Route durch die Vorortsgemeinden. Leider habe ich mich verlaufen und bin dann viel zu weit links gekommen. So muss ich halt wieder zurück nach Freiburg, dieses mal auf der Hauptstrasse ohne Fussgängerweg. In der Kathedrale von Freiburg habe ich eine sehr gelungene Begegnung. Mit der Sakristanin und Ordnungshüterin komme ich in ein Gespräch und erfahre, dass sie Buddistin ist aber in dieser Kirche arbeitet. Sie hat Erbarmen mit diesem armen Pilger und schenkt ihm eine Tüte Studentenfutter.

Es geht weiter und ich bestelle mein erstes Nachtquartier auf französisch. In einer Brauerei in Posieux ist ein Zimmer frei, hier erhalte ich sicher genügend Bier.
29.05 Gut habe ich geschlafen und freue mich auf diese Gegend in der ich fast gar nichts kenne. Heute ist das Programm gut gefüllt, ca 35 km stehen auf dem Programm. Leider zeigt es sich, dass 27-28 km davon auf Asphalt verlaufen. Schatten gibt es fast nirgens und Ruhebänke kennen sie hier im Waadland auch nur an sehr belebten Orten. Nirgens an den schönen Orten am Waldrand hat es solche. Dabei sollte ich doch unbedingt meine Beine vermehrt der Sonne zeigen. Seit Tagen gehe ich in kurzen Hosen. Mein Gesicht und die Arme sind schön braun gebrannt, nur die Beine sind noch so weiss, dass sie sogar die Sonnenstrahlen blenden. Auf Anhieb finde ich in Moudon mein nächste Nachtlager, dank meinem guten französisch (vielleicht). Bis dorthin geht es allerdings noch weit und immer wieder denke ich an die Zurufe aus der Bevölkerung. Einen guten Weg, bon Chemin, bon Camino, buenos Camino und ähnliches, das gibt Kraft und Zuversicht  für Pilger Johann.

30.05. Mein nächstes Ziel ist Lausanne. Der Weg ist abwechslungsreich und sehr schön. Bis zum ersten Vorort, Epalinges ist alles gut beschildert, ab dort finde ich keinen Hinweis mehr wo der Weg lang geht. Eigentlich klar, immer bergab Richtung See. Schon zu meinen Zeiten als Lastwagenchauffeur hatte ich eine zwiespältige Beziehung zu dieser Stadt. Ich fand selten die Adresse auf Anhieb und siehe da, es geht auch jetzt wieder weiter so. Ich finde einfach kein Zimmer, überall heisst es voll belegt. Also geht es zuerst einmal zu Kathedrale vielleicht gibt es dort die Erlösung oder wenigstens den rechten Gedanken.

Zum Glück gibt es die Torismusinformation, endlich ist ein Zimmer gefunden. Eigentlich wollte ich es nur mieten, aber ich glaube ich habe es gekauft. Eine Nacht für 162.50 SFr. sind nicht gerade mein Pilgerbudgett.
31.05. Sicher ist sicher, schon am Morgen reserviere ich mir in Rolle ein Zimmer bei B&B, was sich nachher nur als B herausstellt. Nun geht es dem Genfersee entlang sehr schön und ohne grössere Anstrengung. In einem Haus vollgestopft mit altem Gerümpel, Entschuldigung Antiquitäten, schlafe ich mitten in Rolle. Hier erfahre ich, dass mein Paket nicht am Freitag in Genf ankommen wird. Es kommt am Sonntagmittag mit dem Zug an, wer es bringen wird bleibt geheim.
1. 06. Von Rolle gehe ich ohne Frühstück weg, das erste Mal auf meiner Pilgerreise. Nach einer Stunde komme ich an eine Autobahnraststätte, keine Angst durch den hinteren Eingang nicht auf der Ueberholspur, und dort kann ich mich stärken. Weiter gehts nach Nyon, und dort nehme ich wieder einmal den falschen Weg. Plötzlich stehe ich in einem Migroseinkaufszentrum direkt vor dem Mister Minit. Genau richtig, mein rechter Schuh braucht dieses mal eine Nähmaschine. Jetzt geht es wieder frohgelaunt nach Coppet. Dort finde ich einfach kein Zimmer es ist wie verhext. So fahre ich mit dem Zug nach Genf und versuche dort mein Glück. Nein keine Abkürzung ich hole den Weg nach, versprochen. In der Touristinfo helfen sie mir ein Zimmer finden. Als ich am angegebeben Ort vorsprach wurde ich schon etwas komisch angeschaut und plötzlich war das Zimmer nicht mehr frei. Der Angestellte war trotzdem sehr nett und hat das Nachbarhotel angerufen und für mich ein Zimmer dort organisiert. Auch dort war die erste Frage ob ich auch zahlungsfähig sei.  Sicherheitshalber legte ich die geforderten 550.00 SFr. gleich auf den Tisch. Für 4 Nächte bleibe ich also hier und möchte mich erholen und mich für den Weiterweg bereit machen.
2. 06. Nach einer etwas lauten Nacht hier in Genf geht es mit dem Zug zurück nach Coppet, damit ich auch dieses Wegstück zu Fuss zurück legen kann. Eine schöne Wanderung mit leichtem Rucksack beendet meine Pilgerreise in der Schweiz. Nach 2 Ruhetagen werde ich am Dienstag die Strecke nach Le Puy in Angriff nehmen. Es ist schon ein erhabenes Gefèhl in Genf an der Kathedrale zu stehen, und zu wissen was man zum Erreichen dieses Zieles beigetragen hat.


Nun freue ich mich auf den morgigen Besuch, ich bin gespannt wer da aus dem Zug steigen wird. Die Zeit vertreibe ich mir bis dahin mit Blogschreiben, Tagebuchführen und hoffentlich einem guten Nachtessen. Noch ein Bier und dann schlaf wohl Pilger Johann.

Mit frohem Pilgergruss Ultreia  Pilger Johann