Danach muss ich riesig Gas geben, damit ich das Schiff in Merlingen noch erreiche welches mich nach Spiez bringen soll. Genau gleichzeitig treffen wir im Hafen ein, geschafft. Nach einer schönen Wanderung durch Feld und Wald gelange ich nach Amsoldingen. Nachtessen, Wäsche waschen, Stämpel holen, was halt ein Pilger am Abend so macht.
27.5. Schon früh geht es los, begleitet von Glocken und Schellen der vielen Fleckvieh Herden über Hügel und Bäche. Vieles ist mir noch vertraut von der Wanderung vor einem Jahr in umgekehrter Richtung. In Riggisberg treffe ich auf die Weggabelung mit dem Luzerner Jakobsweg, ich erkenne den Wegweiser sofort wieder.
Obwohl es fast keine Pilger unterwegs hat, organisiere ich meine Uebernachtung wieder über das Handy. In der Pilgerherberge in Heitenried werde ich von Frieda und Karl sehr herzlich empfangen. Luzia und Joachim zwei Pilger aus Deutschland haben es auch bis hierher geschafft. Ein aussergewöhnlich gutes und spezielles Nachtessen belohnt die Mühe des Tages. ( gefüllte Peperoni griechischer Reis mit Mandeln, Erbsen und Sultanienen und noch etwas )
28. 05. Wieder geht es in einen herrlichen Morgen hinein. Luzia und Joachim gehen zügig voran, sollen sie, denn sie sind ja noch nicht pensioniert. In Tafers, einer wichtigen Pilgerstation treffe ich die beiden wieder.
Gegenseitiger Fototermin und schon geht es weiter nach Freiburg. Nach Tafers wähle ich den Weg über das Galternthal nach Freiburg und nicht die offizielle Route durch die Vorortsgemeinden. Leider habe ich mich verlaufen und bin dann viel zu weit links gekommen. So muss ich halt wieder zurück nach Freiburg, dieses mal auf der Hauptstrasse ohne Fussgängerweg. In der Kathedrale von Freiburg habe ich eine sehr gelungene Begegnung. Mit der Sakristanin und Ordnungshüterin komme ich in ein Gespräch und erfahre, dass sie Buddistin ist aber in dieser Kirche arbeitet. Sie hat Erbarmen mit diesem armen Pilger und schenkt ihm eine Tüte Studentenfutter.
Es geht weiter und ich bestelle mein erstes Nachtquartier auf französisch. In einer Brauerei in Posieux ist ein Zimmer frei, hier erhalte ich sicher genügend Bier.
29.05 Gut habe ich geschlafen und freue mich auf diese Gegend in der ich fast gar nichts kenne. Heute ist das Programm gut gefüllt, ca 35 km stehen auf dem Programm. Leider zeigt es sich, dass 27-28 km davon auf Asphalt verlaufen. Schatten gibt es fast nirgens und Ruhebänke kennen sie hier im Waadland auch nur an sehr belebten Orten. Nirgens an den schönen Orten am Waldrand hat es solche. Dabei sollte ich doch unbedingt meine Beine vermehrt der Sonne zeigen. Seit Tagen gehe ich in kurzen Hosen. Mein Gesicht und die Arme sind schön braun gebrannt, nur die Beine sind noch so weiss, dass sie sogar die Sonnenstrahlen blenden. Auf Anhieb finde ich in Moudon mein nächste Nachtlager, dank meinem guten französisch (vielleicht). Bis dorthin geht es allerdings noch weit und immer wieder denke ich an die Zurufe aus der Bevölkerung. Einen guten Weg, bon Chemin, bon Camino, buenos Camino und ähnliches, das gibt Kraft und Zuversicht für Pilger Johann.
30.05. Mein nächstes Ziel ist Lausanne. Der Weg ist abwechslungsreich und sehr schön. Bis zum ersten Vorort, Epalinges ist alles gut beschildert, ab dort finde ich keinen Hinweis mehr wo der Weg lang geht. Eigentlich klar, immer bergab Richtung See. Schon zu meinen Zeiten als Lastwagenchauffeur hatte ich eine zwiespältige Beziehung zu dieser Stadt. Ich fand selten die Adresse auf Anhieb und siehe da, es geht auch jetzt wieder weiter so. Ich finde einfach kein Zimmer, überall heisst es voll belegt. Also geht es zuerst einmal zu Kathedrale vielleicht gibt es dort die Erlösung oder wenigstens den rechten Gedanken.
Zum Glück gibt es die Torismusinformation, endlich ist ein Zimmer gefunden. Eigentlich wollte ich es nur mieten, aber ich glaube ich habe es gekauft. Eine Nacht für 162.50 SFr. sind nicht gerade mein Pilgerbudgett.
31.05. Sicher ist sicher, schon am Morgen reserviere ich mir in Rolle ein Zimmer bei B&B, was sich nachher nur als B herausstellt. Nun geht es dem Genfersee entlang sehr schön und ohne grössere Anstrengung. In einem Haus vollgestopft mit altem Gerümpel, Entschuldigung Antiquitäten, schlafe ich mitten in Rolle. Hier erfahre ich, dass mein Paket nicht am Freitag in Genf ankommen wird. Es kommt am Sonntagmittag mit dem Zug an, wer es bringen wird bleibt geheim.
1. 06. Von Rolle gehe ich ohne Frühstück weg, das erste Mal auf meiner Pilgerreise. Nach einer Stunde komme ich an eine Autobahnraststätte, keine Angst durch den hinteren Eingang nicht auf der Ueberholspur, und dort kann ich mich stärken. Weiter gehts nach Nyon, und dort nehme ich wieder einmal den falschen Weg. Plötzlich stehe ich in einem Migroseinkaufszentrum direkt vor dem Mister Minit. Genau richtig, mein rechter Schuh braucht dieses mal eine Nähmaschine. Jetzt geht es wieder frohgelaunt nach Coppet. Dort finde ich einfach kein Zimmer es ist wie verhext. So fahre ich mit dem Zug nach Genf und versuche dort mein Glück. Nein keine Abkürzung ich hole den Weg nach, versprochen. In der Touristinfo helfen sie mir ein Zimmer finden. Als ich am angegebeben Ort vorsprach wurde ich schon etwas komisch angeschaut und plötzlich war das Zimmer nicht mehr frei. Der Angestellte war trotzdem sehr nett und hat das Nachbarhotel angerufen und für mich ein Zimmer dort organisiert. Auch dort war die erste Frage ob ich auch zahlungsfähig sei. Sicherheitshalber legte ich die geforderten 550.00 SFr. gleich auf den Tisch. Für 4 Nächte bleibe ich also hier und möchte mich erholen und mich für den Weiterweg bereit machen.
2. 06. Nach einer etwas lauten Nacht hier in Genf geht es mit dem Zug zurück nach Coppet, damit ich auch dieses Wegstück zu Fuss zurück legen kann. Eine schöne Wanderung mit leichtem Rucksack beendet meine Pilgerreise in der Schweiz. Nach 2 Ruhetagen werde ich am Dienstag die Strecke nach Le Puy in Angriff nehmen. Es ist schon ein erhabenes Gefèhl in Genf an der Kathedrale zu stehen, und zu wissen was man zum Erreichen dieses Zieles beigetragen hat.
Nun freue ich mich auf den morgigen Besuch, ich bin gespannt wer da aus dem Zug steigen wird. Die Zeit vertreibe ich mir bis dahin mit Blogschreiben, Tagebuchführen und hoffentlich einem guten Nachtessen. Noch ein Bier und dann schlaf wohl Pilger Johann.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo Pilger Johann, die Familienhelferinnen vom Kurs 53 und ihre Männer lassen dich Grüssen. Jetzt wissen wir alle warum du nicht dabei warst. Wir haben deine freundliche und liebevolle Ausstrahlung vermisst. Wir verbrachten 2 wunderbare Tage am Bodensee. Die FHs haben an dich gedacht in der Kirche St.Johann in Hagnau Deutschland, wir haben für dich Kerzen angezündet und dich in unsere Gebet eingeschlossen. Mit unseren Stimmen haben wir die Kirche gefüllt- nein nein nicht mit schwatzen, sondern mit wunderbaren Marienliedern und mit dem Lied " Grosser Gott wir loben Dich". Unsere Waly hat noch ein Jodellied gesungen, dass uns Hühnerhaut auf unseren Körper zauberte.
AntwortenLöschenWir wünschen dir eine gute Pilgerreise wir werden an dich denken, und wenn es dann heiss und heisser wird im Süden " setz dich nieder und trink ein Bier und denk an die FHs in der ganzen Schweiz.
Machs guet s Berti und alle Beteiligten
Hoi Pilger Johann, wir denken viel an Dich und freuen uns jedesmal, wenn wir etwas von Dir hören. Noch herzlichen Dank für die Karte aus Genf. Jetzt bist Du sicher schon tief in Frankreich. Weiter alles Gute auf Deiner Pilgerreise wünschen Dir Silvia, Hans und Christian
AntwortenLöschenbonjour monsieur Hansruedi
AntwortenLöschenschön ab und zu etwas von dir zu lesen. Wir hoffen, dass deine Blasen an den Füssen verheilt sind und endlich Hornhaut drauf gewachsen ist.Natürlich denken wir viel an dich, wo du auch immer bist. än liäbä Gruäss und machs guät
Rita und Marlis vo dä Poscht
Sali Hansruedi
AntwortenLöschenDu schreibst von Deinen wachsenden Französischkenntnissen und vom Französisch lernen. Soeben habe ich 7 Tage Spanischunterricht genossen/erlitten. Somit hocken wir im selben Boot. Aber Reisen mit etwas Kenntnis der Landessprache macht bedeutend mehr Spass. Wenn sich nur meine grauen Zellen nicht so sehr dagegen sträuben würden!
Bon voyage, bueno viaje! Bonne chance, Suerte!
Lukas, z.Zt. Bolivien