Fünf Minuten von der Kathedrale in Valencia schlafe ich in einem 12 Betten Zimmer für nur 18 €, zu zweit reicht der Platz bei weitem aus. So günstig war bis jetzt noch keine Jugendherberge mit solcher Zentrumslage.
Trotzdem gehe ich heute früh aus den Federn. Dienstagmorgen, der 3. Juni, ich starte zu meinem nächsten mir unbekannten Weg. 36 Km sollen es heute werden. Die ersten 15 Km sind in der Stadt und in den Vororten, leider nicht sehr interessant,denn Häuser kann ich auch zu Hause anschauen, allerdings in Nesslau nicht ganz so viele wie hier. Dann wird es aber spannender, ich habe noch nie Orangen Plantagen und Reisfelder von der Nähe gesehen. Hier gehe ich Kilometerlang durch diese Anlagen.
Mein Körper ist noch nicht auf Wärme eingestellt, so leide ich ziemlich bis ich endlich gegen 18 Uhr in der Herberge bin. Den Schlüssel bekomme ich von der Polizei in Algemesi, die Herberge, eine ganze Wohnung habe ich für mich alleine. Da heisst es, der Camino Levante sei teuer, die erste Übernachtung ist schon einmal gratis, schön so.
Heute sind es nur noch 30 Km, aber auch diese fordern mich gewalltig. Noch einmal zwei drei Grad mehr, ich komme sehr ins Schwitzen. Drei grössere Ortschaften durchwandere ich, das gibt mir Gelegenheit etwas Kühles zu trinken, nein kein Bier. Erst am Ortsanfang von Xativa, meinem Übernachtungsort genehmige ich mir zwei Biere. Die Herberge ist bald gefunden, auch diese ist wieder ganz für mich alleine.
Wieder starte ich früh, es könnte noch einmal wärmer sein wie gestern. Nach 8 Km gibt es Frühstück, natürlich bereits ein Bocadillo, zur Abwechslung einmal mit einem Omelett als Inhalt.
Langsam frage ich mich ob Orangen wirklich gesund sind ? Bei jeder Plantage steht, nicht pflücken Achtung giftig. Mehrmals soll es heute über Flüsschen gehen, die bei Wasserhochstand nicht passierbar wären. Aber dem ist nicht so, alles ist trocken, wie dieses Flussbett, und hat Durst.
Bin abwesend, muss Wasser holen!!!!
Moixent erreiche ich noch kurz vor der grossen Hitze, ich bin froh endlich wieder geniessen zu können. Die Herberge ist total einfach, ist dafür auch gratis zu benützen. Die Polizei gibt den Schlüssel dazu und der Beamte ist sehr nett und hilfsbereit. Ich habe jetzt wieder umgestellt, esse Frühstück und gegen Abend etwas a la Carte, ich kann nicht mehr bis 20 Uhr warten, ich möchte früh ins Bett und morgens früh weiter, die noch etwas kühlere Luft ausnützend.
Heute sind es nur 20 Km, die Unterkünfte zwingen dazu. Ich frühstücke im Ort, anschliessend gibt es nichts mehr bis La Font de la Figuera. Auch hier, eine total einfache Herberge, auch diese ist wieder gratis.
Die Umgebung hat sich nun geändert, meistens sind es nun Aprikosenbäume, Olivenbäume, Mandelbäume oder Reben. Auch bin ich in den Hügeln angelangt und das heisst immer wieder geht es bergauf. Heute geht es gut, um 13.30 Uhr bin ich bereits am Ziel, 28 Km liegen hinter mir. Bei Schwestern in einen Konvent bekomme ich Unterkunft, ein schönes Zimmer im kühlen Keller. Die Erholung brauche ich, morgen geht es zur Königsetappe, ich erreiche den höchsten Punkt des Camino Levantes. Ja starten kann ich genau um 6 Uhr, einige Kekse sind das Frühstück. 40 Km warten auf mich und 600 Höhenmeter sind inklusive. Keine Ortschaft, keine Bar unterwegs, 6 Liter Wasser und Pic Nic erschweren meinen Rucksack gewalltig. Aber die Landschaft entschädigt mich für die Anstrengung, es ist einfach herrlich so abwechslungsreich und speziell.
Im Gegensatz zum Gebiet um Barcelona sind hier alle Äcker und Plantagen terrassenförmig angelegt, was den Vorteil hat , bei starkem Regen wird die Erde nicht fortgeschwemmt. Letztes Jahr bin ich knöcheltief durch den Schlamm gelaufen da alle Äcker heruntergespühlt wurden. Gegen Mittag finde ich doch tatsächlich bei einem verlassenen Bauernhaus eine schattige Bank um mein Brot zu verspeisen. Schnell wieder weiter, der Weg ist noch lange. Lange gehe ich auf kleinen Naturstrassen, aber so als Dessert darf ich die letzten 12 Km auf der Teerstrasse gehen. Falls es nicht mehr geht, könnte ich es ja mit Autostopp versuchen. Nur so ein Gedanke, zum Anfang geht es ganz ordentlich, 2 oder 3 Autos überholen mich. Anschliessend kein einziges mehr, mein Kopf hätte es auch nie erlaubt so abzukürzen. Es ist hart, alles schmerzt aber die Freude ist um so grösser. Um 19 Uhr, ich habe es geschafft ( ich bin geschafft ) ich erreiche Higueruela auf 1039 Metern über Meer. Die Herberge, wieder für mich alleine geniesse ich heute ganz besonders. Das Abendessen fällt ziemlich einfach aus, ich suche schnell einmal die Horizontale.
Pfingstmontagmorgen, schon um 7 Uhr stehe ich startbereit auf der Strasse. Es sind 30 Km bis Chinchilla, das müsste zu machen sein. Schön gibt es heute nach einem Drittel des Weges eine Bar, so reichen eine Flasche Wasser und die restlichen Kekse von gestern. Der Weg ist wieder flacher, trotzdem steigt es zwischendurch ganz ordentlich an. Aber heute geht es wieder ganz gut vorwärts. Zum Glück brauche ich diesen Unterstand nicht, er ist für Schafhirten und Pilger gedacht.
Nein es ist heiss und trocken so wie ich es mir gewünscht habe beim Dauerregen in den Pyrenäen. Schon um 14 Uhr treffe ich ein, ein Hostal in Chinchilla ist heute meine Bleibe. Übrigens wie komfortabel lebe ich hier in Spanien. Bis vor wenigen Jahren haben hier Leute ohne Geld und Einkommen in diesen Höhlen gelebt, bis die Spanische Regierung fand das eine solche Situation nicht einem entwickelten Land anstehen würde. Die Leute bekamen andere Unterkünfte und es wurde verboten in den Höhlen zu leben.
Nicht allzufrüh starte ich, es sind ja nur 20 Km bis Albacete. Ich komme sehr gut voran, schon vor 11 Uhr liegt die Stadt vor mir. Soll ich gleich noch eine Etappe anhängen? Nein werde ich nicht. Es dauert ewig bis ich endlich im Zentrum ankomme. Ich merke wieder einmal wie sehr ich Städte mit mehr als 5000 Einwohnern hasse. Nicht einmal die Kathedrale finde ich, auch am gesuchten Hostal laufe ich ganz im der Nähe vorbei. Endlich kurz nach 13 Uhr erreiche ich doch noch mein Ziel. Eine kurze Pause, ohne Gepäck möchte ich die Innenstadt doch noch besuchen. Beim Preis für das Zimmer schaue ich vermutlich etwas komisch, ändern tut sich aber damit nichts. Allerdings offeriert mit der Hotelier meine Wäsche gratis zu erledigen, danke. Ich habe keine Arbeit und den Kleidern tut eine Maschinenwäsche gut. Dadurch bleibt mir Zeit für meinen Blog, es wird auch wieder einmal Zeit ein Zeichen aus Spanien zu senden.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann