Nein doch nicht.
Früh wird Tagwache gemacht, und so stehe ich bereits um halb acht Uhr auf der Strasse, ab heute gehe ich wieder auf einem mir unbekannten Weg. Ich durchwandere eine sehr abwechslungsreiche Hügellandschaft mit Kühen und Schafen auf den Weiden. Ständig geht es auf und ab, 28 sehr anstrengende Km sind mein Ziel, aber wenigstens ist es heute trocken. Ja gegen 17 Uhr treffe auch ich als einer der letzten ein, aber Hauptsache es ist noch Platz vorhanden. Hier,in der Herberge von Arres, wird von den Hospitalieros gekocht und es schmeckt vorzüglich.
Heute ist schönes Wetter angesagt, ein Grund mehr frohgelaunt in den Morgen zu starten. Sehr interessant sind heute die Gesteinsformationen. Es ist sehr brüchiges Schiefergestein, das sich bei jedem Regen abbaut und so diese Gesteinshaufen zurück lässt. Auch haben die Pilger hier sehr viele Steinfiguren aufgebaut.
Plötzlich höre ich hinter mir lautes Geschnatter. Ein Autobus hat eine Meute Pilger ausgeladen, die gehen nun diesen Weg. Leichtfüssig ohne Gepäck,dafür dauernd ein Handy am Ohr und mit grossen Muscheln am leeren Rucksäcklein, damit man auch sicher ist, sie sind auf dem Jakobsweg. Die Pilgerherberge steht auf einem Hügel im total verfallenen Dorf Ruesta, nur noch die Herberge und ein Restaurant sind in Betrieb. Der Autobus steht auf dem Parkplatz, zum Glück essen diese Pilger hier nur etwas und überlassen dann die Betten den echten Pilgern. Das Personal ist allerdings ziemlich überfordert,soviel Essen braucht es wahrscheinlich selten mitten am Nachmittag, zudem treffen auch laufend Pilger ein und die möchten auch gerne bedient sein. Alles bestens, um 20.30 Uhr können auch wir Abendessen und es ist vorzüglich was uns hingestellt wird.
Gestärkt und ausgeruht geht es wieder auf den Weg. Lang und steil geht es bergab und noch viel steiler und länger wieder auf der anderen Seite hinauf, so habe ich wenigstens das Gefühl. Der Tag ist lang aber die Gegend wird immer schöner. Ich überschreite die Grenze von Aragon nach Navarra, und sofort wird spürbar, dass hier mehr Geld vorhanden ist. Die Dörfer sind aufgeräumt, die Landwirtschaft viel intensiver und die Äcker sehr gepflegt. In der Ferne sehe ich Pamplona, ich komme in die Nähe des Camino France. Sanguesa ist die letzte Station auf dem Arogonesischen Weg, morgen bin ich einer unter vielen.
Den letzten Teil der Ruhe geniesse ich ganz besonders und bei der Kapelle in Eunate
treffe ich die ersten Pilger die von San Jean Pied de Port kommen. Sofort ist sehr viel mehr Betrieb. Weiter geht es nach Puente La Reina, dort werde ich übernachten. Aber sicher nicht ich. Die erste Herberge ist ein Hotel mit Massenlager im Keller, massenhaft stehen Leute an, ich gehe weiter. Bei der Zweiten fährt gerade ein Autobus vor, jeder "Pilger" erhält seinen Rucksack, damit er berechtigt ist in der Herberge zu übernachten, denn seinen Rucksack muss er selber in die Herberge tragen. Auch wieder nichts für mich, ich bin halt einfach zu wählerisch. 4 Km später ist auch wieder eine Unterkunft, da will ich hingehen. Nun sind die aber nicht an mir interessiert, ausgebucht heisst es hier. Es bleibt mir nichts anderes übrig, noch einmal 5 Km liegen vor mir. Ein langer Tag geht zu Ende, um 18 Uhr treffe ich in Zirauki ein, und Platz ist noch vorhanden. Zum Abendessen sitzen 4 Deutsche eine Östereicherin und zwei Schweizer am Tisch, die Gastgeberin meint wir wären alles Allemannen, stimmt nicht ganz, Gertrude ist eine Frau.
Um das Essen und Trinken muss ich mir nun keine Sorgen mehr machen, auf diesem Weg gibt es alle paar Km eine Bar. Über schöne Wege geht es dauernd auf und ab, viel Betrieb herrscht jetzt, echte Pilger und viele Touristen. Wieder sind es fast 40 Km, aber mein Ziel, eine Herberge die von Östereichern betreut wird erreiche ich kurz nach 17 Uhr. Alles ist erledigt, heute kann ich sogar die Messe in der schönen Kirche von Los Arcos besuchen.
Sonntagmorgen, mein letzter Tag auf dem Camino France, in Logrono werde ich diesen Weg beenden. Bedrohlich tief hängen die schwarzen Wolken, ich beeile mich vorwärts zu kommen.
Alles Bestens, kein Tropfen Regen, da es nur 29 Km sind, schaffe ich es bis um 15 Uhr. Schon um 16 Uhr sitze ich im Bis nach Madrid. Wie es weitergeht ist ungewiss, die Dame am Schalter sagt nur ab Madrid ist es nicht mehr ihre Gesellschaft die fährt, somit weiss sie auch nicht weiter. In Madrid löse ich die Weiterfahrt allerdings erst für den Montagmorgen. Ein Hotel, vom Taxichauffeur empfohlen nimmt mich auf und ich schlafe herrlich, darf es auch sein für 60 € ohne Frühstück. Die Prämie für den Fahrer ist vermutlich bereits inbegriffen.
Um 8.30 Uhr sitze ich im Bus und fahre Richtung Valencia, heute ist noch einmal Touristentag, morgen wandere ich los auf dem Camino Levante.
Ein Bett finde ich im Zentrum von Valencia in der Jugend Herberge. Wäsche gemacht, jetzt schlendere ich durch die Stadt und geniesse die warme Sonne.
Vom Mittelmeer geht es quer durch Spanien hinauf zum Atlantic. Ich freue mich auf diesen sicher spannenden Abschnitt.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann
Hallo Pilger Johann
AntwortenLöschenDu klagst nicht über Knieschmerzen, Blasen an den Füssen, Kurzatmigkeit bei Kraxlerei über 1000 Höhenmeter.... Gratuliere, dass du dich über den Winter so gut gehalten hast. Die paar Kilos wirst du dir bestimmt noch wegwandern. Allerdings verstehen es die Spanier, gut zu kochen (wenn sie wollen) und zur Not gibt's ja noch Churros zum Zmorge? Mir Genuss habe ich deine Berichte gelesen und freue mich auf neuen Lesestoff. Aber noch mehr wünsche ich dir gutes Unterwegssein, schöne Begegnungen und gute Gesundheit.
Liebe Grüsse Brigitte
Hoi Johann! auch ich lese deine Berichte gerne, und staune über deine grosse Leistung.Wir hoffen es geht dir noch immer gut. Wir sind soeit zwäg. Charlie ist oft beim Fischen,er hat schon einige Fische gefangen. Wir wünschen dir alles Gute, Gesundheit und Gottessegen.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Charlie&Esther