Entgegen dem Versprechen, die Bar ist um 6.30 Uhr nicht geöffnet. Ohne Frühstück gehe ich auf den Weg, nach 12 Km gibt es endlich ein Bocadillo. Dafür ist dieses sehr gut und das reicht bis ins Ziel in Almorox.
Allzufrüh kann ich heute nicht starten, die Bar öffnet erst um 7 Uhr. Es sind heute nur 25 Km so geht es wieder auf. 300 Höhenmeter sollen es sein, es werden aber einige mehr. Es stimmt schon, der Ort liegt 300 Meter höher, aber unterwegs übersteige ich einige Hügel und immer geht es wieder in die Täler hinunter. Sehr anstrengend ist es, ich habe das Gefühl, Blei in den Schuhen zu haben. Wenigstens brauche ich keine Angst zu haben von Bikern überrascht zu werden, hier sind auch diese ziemlich zahm.
Von der Natur her geniesse ich es wieder sehr, so wild romantisch.
Endlich um 14 Uhr finde ich die Herberge. Ein uraltes Haus aber sehr angenehm ausgestattet, und mit einem sehr netten Empfang. Um die Wäsche brauche ich mich nicht zu kümmern, das erledigt das Personal, nicht so richtig pilgermässig, aber sehr angenehm.
Schon früh in der morgendlichen Frische erreiche ich den höchsten Punkt des Camino Levantes. Die Passhöhe ist auf 1315 Metern, der Pllger aber darf noch 100 Meter höher über die Alpen wandern, herrlich die Aussicht und die grosse Freiheit, alleine für mich gemacht. Nun fällt der Weg in die Tiefe, die nächste Stadt liegt auf 1131 Metern und nennt sich die höchste Stadt Spaniens. Avila erreiche ich Mittags, genau richtig für die grosse Fronleichnamsprozession. Viele Blumen und Fahnen werden durch die Stadt getragen, begleitet von Bläsern und Trommlern. Die Herberge ist sehr schön, leider hat niemand Zeit sie aufzuschliessen, das Fest ist anscheinend wichtiger als wir, die Pilger. Wie aus dem Nichts, heute sind wir 5 Pilger hier. 2 sind mit Fahrrad unterwegs, die werde ich nie mehr sehen. Die beiden Deutschen wollen noch einen Tag anhängen und anschliessend nach Hause fahren.
Die Nacht ist laut, im Garten der Herberge steigt ein Fest, ich sollte direkt nebenan schlafen. Es wird ruhiger, oder höre ich einfach nichts mehr, bis der Wecker mich zum Aufbruch mahnt?
Um 6 Uhr bin ich bereits unterwegs, aber weit komme ich nicht, eine Bar ist geöffnet und so kann ich nicht wiederstehen, schnell einen Kaffee und etwas Kuchen. Wieder sollen es 550 Höhenmeter sein, aber auch dieses Mal ist es einiges mehr. 32 Km ja da liegt etwas vor mir. Total alleine pilgere ich auf diesen alten Römerstrassen und staune immer wieder über die Baukunst der Brücken.
Genau nach der Hälfte des Weges gibt es eine grössere Rast. Nun steigt es gewalltig an auf die Passhöhe.
Zwischen Kuhherden geht es talwärts über trockene Alpweiden und durch grosse Granitfelsen die zerstreut herum liegen. San Bartolome heisst mein nächster Übernachtungsort. Vor der Herberge sitzt ein Deutsches Ehepaar und wartet auf Einlass. Auch ich habe keinen Erfolg, die Verantwortliche lässt sich nicht finden. Kurz vor 20 Uhr erscheint sie, von Anwohnern auf uns aufmerksam gemacht. Sie hätte sowieso keine Pilger erwartet, das nenne ich eine super Entschuldigung. Alles halb so schlimm, wir haben ein Bett und um 21 Uhr gibt es Abendessen.
Heute geht es über den letzten Pass, anschliessend soll es wieder flacher sein.
Schön kühl ist es, alleine ziehe ich los Richtung Avila.
Zum Glück ist kurz nach dem Start eine Bar schon geöffnet. Ein Frühstück und vor allem eine Flasche Wasser bekomme ich noch in Avila. Den ganzen Tag über finde ich keine einzige Möglichkeit noch etwas einzukaufen. Kurz nach Avila bin ich klüger als die gelben Pfeile, gehe dem Stausee entlang und nach einer halben Stunde stehe ich ratlos in der Sackgasse. Keine andere Möglichkeit, ich muss zurück und den Pfeilen nachlaufen. Normalerweise tue ich das ja, weshalb heute nicht ? Da heute nur 24 Km geplant sind, ist der Umweg noch zu verkraften. Schon um 1 Uhr bin ich im Rathaus von Gotarrendura den Stempel und die Schlüssel zur Hreberge bekomme ich hier. Eine wirklich sehr schöne Herberge haben die hier. Inzwischen sind auch die beiden Deutschen hier eingetroffen, sonst ist weit und breit niemand zu sehen. Essen können wir noch in der einzigen Bar, anschliessend ist auch hier Feierabend.
Wieder alleine bin ich unterwegs, in Arevalos möchte ich übernachten. Das ist ein riesiges Hostal für Fernfahrer. Die Lastwagen stehen überall herum, und zu allen Zeiten wird hier losgefahren. Das hat für mich den Vorteil dass jederzeit Essen serviert wird, auch ist schon früh am Morgen Frühstück zu haben. Das Ganze ist auf 24 Stunden Betrieb eingestellt.
Ja um 6 Uhr habe ich gefrühstückt und mache mich auf den Weg. 32 Km bis Medina del Campo, das ist aus zu halten. Durch riesige Pinienwälder führt mein Weg, hier sehe ich wie Harz von den Bäumen gewonnen wird.
In Medina del Campo übernachte ich wieder im Kloster, sehr angenehm und günstig.
33 km treiben mich weiter, schon um 6.30 Uhr verlasse ich das Kloster, ich möchte heute Toro erreichen. Immer entlang von Getreidefeldern und neu auch Zuckerrübenäckern wandere ich total alleine vorwärts. Toro erreiche ich in der Mittagshitze, schön ein kühles Bier zu erhalten. Eine herrliche Unterkunft in einem einfachen Hostal, was will ich noch mehr?
Um 6.30 Uhr steht das Frühstück bereit, geniessen und gleich darauf aufbrechen, so will ich es machen. 34 Km sind es bis Zamora, das ist mein Ziel für heute. Gegen 15.30 Uhr stehe ich vor der Alberge, sie ist bereits geöffnet. Mein Weg, der Camino Levante endet hier an dieser Herberge. Ein sehr schöner und oft sehr einsamer Weg findet hier den Abschluss. Trotzdem ist meine Pilgerreise noch nicht zu Ende, es sind noch viele Km vor mir.
Lieber Pilger Johann
AntwortenLöschenDu bist ja wieder sehr zügig unterwegs! Deine eindrücklichen Bilder mit den Begleitberichten lassen uns im Geiste manchens nachvollziehen und entlocken uns ab und zu ein Schmunzeln (gelbe Pfeile sind eben nicht für die Katz, gell.)
Dein toller Wanderstab hat's mir angetan; passt sehr gut zu dir und erinnert mich (Theres) an unseren Vater.
Wir wünschen dir gute Gesundheit, viele interessante Begegnungen und angenehme, günstige Unterkünfte in der heissen Sommerzeit.
Liebe Grüsse, Theres und Gody