Samstag, 14. Juni 2014

La Mancha

Ohne Gepäck durchstreife ich leichtfüssig Albacete. Natürlich finde ich nun auch die verschlossene Kathedrale. 


Nicht allzulange kann ich durch die Stadt bummeln, langsam zieht ein Gewitter auf, so mache ich mich auf den Weg zurück zum Hostal. Ein ganz ordentlicher Platzregen tränkt die dürstende Natur. 
Dienstag 10. 06. sehr früh wandere ich los, 42 Km sollen es werden. Überall sind noch Pfützen und schmierige Wege, aber herrlich erfrischt zeigt sich die Natur. Unglaublich weit sehe ich nur Ackerland, wenige Olivenbäume und einige Rebpflanzungen. 


Schön und heiss ist es, ich geniesse jeden Sonnenstrahl. Wirklich geschafft, kurz nach 16 Uhr stehe ich vor der Stierkampfarena von La Roda. In einem Anbau der Arena soll eine Alberge sein. Zuerst in die nahe Bar, das Duschen kann warten, das Bier ist schön kühl. Seit Valencia habe ich noch keinen einzigen Pilger gesehen, hier kommt mir der Erste aus der Bar entgegen. Er hat den Schlüssel bereits in Empfang genommen und so gehen wir gemeinsam zurück. Duschen, waschen und das Nachtlager vorbereiten, dann geht es in die Stadt zur Besichtigung. Gegen 19.30 Uhr bin ich zurück und staune nicht schlecht, jetzt ist sogar noch ein dritter Pilger eingetroffen. 
Gemeinsam geniessen wir schon um 6 Uhr in der Früh, Kaffee und Kuchen. Auf Wiedersehen und los geht es. 


Den Radfahrer werden wir nie mehr sehen, Stefan und ich gehen alleine, werden am Abend aber wieder am gleichen Ort übernachten. Schon am Mittag treffe ich ihn wieder, wir gehen gemeinsam weiter. Schon gut, dass niemand unsere Unterhaltung hört. Er spricht nur Spanisch und ich Deutsch. Aber Hauptsache wir verstehen uns. Leider verlaufen wir uns ziemlich, schuld ist die Markierung keinesfalls einer von uns Beiden. 5 Km nördlich über die Strasse und der Schaden ist behoben. Wir sind auf dem Weg des Don Quijote und seinem Gehilfen Sancho Panza, dieses Buch lese ich sobald ich zu Hause bin, überall treffen wir auf Hinweise. 


Müde aber froh, endlich erreichen wir gemeinsam San Clemente. Sogar für eine Messe in der Jakobuskirche reicht die Zeit noch. In einem schönen Hotel schlafe ich, ich kann es geniessen, morgen gehe ich erst nach 8 Uhr auf den Weg, sind es doch nur 25 Km bis Las Pedroneras.
Gut ausgeruht, gestärkt und voller Freude geht es wieder hinaus in die Weiten der La Mancha. Getreidefelder, "Rebberge?" und sehr viele Knoblauchfelder begleiten mich heute. 


Las Pedroneras ist "Die Knoblauchstadt". Wie in Bern der Zwibelimärit ist hier im Juli ein grosses Knoblauchfest mit Handel und Spezialitätendegustation. Lastwagenweise wird zur Zeit der geerntete Knoblauch heran gefahren. In grossen Hallen werden die Knollen weiter verarbeitet, überall herscht Knoblauchduft.

 

Die heutige Herberge ist der erste grosse Reinfall seit meiner Pilgerzeit. Für 18 € eine Frechheit und Unzumutbarkeit. Aber Pilger Johann, man nimmt gnädigst an was angeboten wird!!!!! Nun gut ich werde auch diese Nacht hinter mich bringen. Zwei Hunde gehören zur Alberge, eine Kundin, nicht Pilgerin, hat auch einen dabei. Zudem ist der Fussballmatch Spanien - Holland, und viele Fliegen umschwirren mich. Ja die Nacht ist unruhig, endlich darf ich aufstehen, genau um 6 Uhr wandere ich bei hellem Mondschein los. Nach 2 Stunden ist die erste Bar noch geschlossen, zwei Stunden später alles Bestens. Zügig komme ich voran, kurz nach 14 Uhr habe ich mein Ziel erreicht. Gleich noch den Stempel in der Kirche holen, das ist immer schöner als einer von einem Hotel. Den Stadtpräsidenten und den Pfarrer lerne ich sofort kennen, beide sind begeistert vom Pilger Johann. 


Die heutige Unterkunft entschädigt für gestern. Für 15 €, ein Einerzimmer mit Dusche und WC. Sehr gutes Pilgermenue für 12 €, also wieder alles in Ordnung. Es ist Samstagabend, um 20 Uhr besuche ich den Gottesdienst, morgen wird mir keine Zeit bleiben. 
Sonntagmorgen, ja wieder um 6 Uhr geht es auf den Weg, 38 Km sind es zur nächsten Herberge. El Toboso liegt noch im Schlaf, der Pilger Johann zieht ziemlich aus. Wieder geht es herrlich neben den Strassen auf einsamen Wegen durch schöne Landschaften. Hasen treffe ich immer wieder, sogar 2 Rehe sehe ich ganz nahe vor mir. In der ersten Ortschaft ist nur schlafen im Sportumkleideraum, ich gehe weiter. In Villacanas soll es eine gute Private Herberge geben. Soll es, die ist laut der Polizei seit einiger Zeit geschlossen. Mir bleibt nur das Obdachlosenasyl der Caritas. Also stehe ich um 20 Uhr in der Reihe, und hoffe auf ein Bett. Stefan ist auch wieder hier, gemeinsam bekommen diese 2 Pilger ein Zimmer. Sehr schön und sauber !!!! Gleich nach dem Duschen gibt es Abendessen, alles in der Spende inbegriffen. 


Das Frühstück steht bereit, jeder macht sich was er will, vor allem wann er will. Wir beide sind wieder vor 6 Uhr auf, es sind wieder 42 Km zu gehen. Stefan ist schnell einmal ausser Sichtweite, ich gehe mein Tempo. Um 7.15 Uhr rufe ich meine Enkelin an, sie hat heute Geburtstag. Es wird langsam hügelig, trotzdem geht es mir ganz gut. Um 16.30 bin ich in Mora und suche ein Bett. Die Pilgerherberge gibt es nicht mehr, das empfohlene Hostal ist heute geschlossen, und das nächste sieht nicht besonders nett aus. Was solls, etwas anderes ist nicht zu haben. Ich melde mich und bin überrascht wie schön und sauber die Zimmer sind. Na also, es klappt doch. Stefan hat einen Umweg genommen und sich 15 Km früher einquartiert. Dann werde ich ihn halt nicht mehr sehen. 
Die Bar neben meinem Hostal hat schon vor 6 Uhr geöffnet, das kommt mir gelegen. Hier geniesse ich Churros, eine Spezialität dieser Gegend, zum Frühstück. Lange werde ich warten müssen bis zur nächsten Bar. Nach 20 Km endlich gibt es etwas zu essen, ich habe gerade bestellt, da steht Stefan in der Türe. Es ist klar, er hat einen Teil des Weges per Bus zurück gelegt. Es freut mich ihn zu sehen, ein Stück gehen wir anschliessend gemeinsam. Später legt er sich für eine Siesta hin, ich gehe weiter, es ist noch weit bis Toledo. Es will und will nicht werden, immer wieder geht es über einen Hügel und keine Stadt in Sicht. Stefan holt mich wieder ein, gemeinsam gehen wir nun auf die endlich vor uns liegende Stadt zu.


Endlich finden wir die Jugendherberge mitten in der Stadt. Die gewohnte Arbeit, und ab geht es ins Getümmel. Mir graut schon vor dem Morgigen Weg aus dieser Stadt. Die Kathedrale ist geschlossen, es findet dort auch keine Messe am Abend statt. In der Thomaskirche finden wir eine Messe, dafür anschliessend den Rückweg zur Alberge kaum mehr. Alles in Ordnung, um 10 Uhr liege ich im Bett und schlafe. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

1 Kommentar:

  1. Hallo Johann'm Stefan, ich bin zu Hause. Froh Blog "Knappen Sancho," Ich bin mit meinem Don Quixote Dulcinea zu sehen.
    Ich hoffe, Sie halten Beitrag auf dem Blog in Ihrer Fußstapfen zu treten.
    Ein Freund Hier haben Sie
    Ultreia und gutes Bier

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