Nun geht es auf den Weg, lange in Vororten und durch Industriegebiete. Kurz danach zum Anfang der Etappe ist ein 200 Meter hoher Hügel zu bewälltigen, anschliessend ist es ziemlich flach. Vor einem Jahr bin ich diesen Weg gegangen, ich erkenne überhaupt nichts mehr. Ich frage mich ob ich wirklich hier gelaufen bin, aber es ist so, kein anderer Weg ist hier möglich. Gut komme ich vorwärts, schon kurz nach 13 Uhr melde ich mich in der Herberge in Aviles an. Den Nachmittag verbringe ich in der Stadt, halt so richtig wie ein Tourist.
Viele sind schon unterwegs, der Pilger Johann geht erst kurz vor 7 Uhr auf den Weg, dafür finde ich schnell ein Kaffee das geöffnet hat, und das ist wichtig für mich. Es wird nichts mehr geben bis Esteban de Pravia, meinem nächsten Übernachtungsort. Herrlich geht es auf und ab, immer wieder ist die Sicht auf den Atlantik frei. Kurz nach 14 Uhr beziehe ich Quartier in der Jugendherberge in Estaban de Pravia, von den beiden deutschen Mädchen die ich am Morgen getroffen habe keine Spur. Die werden weiter gegangen sein, mir reicht es für heute. Die Hafenanlagen und das Meer geniessen, auch das gehört ab und zu zum Pilgeralltag.
Heute geht es etwas früher los, 34 anstrengende Km stehen bevor. Gleich zu Beginn geht es 200 Meter über Treppen in die Höhe, gutes Frühturnen nenne ich das. Den ganzen Tag geht es auf und ab, selten ist es längere Zeit flach. Speziell steil hinunter geht es nach Cudillero, dem schönen Fischerdorf.
Ebenso steil steigt die Strasse wieder an, es darf auch etwas gelitten werden. Lange geht es durch Wälder und Wiesen bis gegen das Ende des heutigen Tages, zum Abschluss darf ich die letztgn 15 Km noch auf der Landstrasse gehen. Endlich kurz vor 4 Uhr erreiche ich die Pension, das Essen wird gerade noch serviert, ich muss nicht bis 20 Uhr warten.
Frühstück und los geht es über Land, Luarca entgegen. Ganz alleine bin ich unterwegs, kaum zu glauben dass soviele Pilger auf der gleichen Strecke gehen und wir uns nicht begegnen.
Luarca erreiche ich erst gegen 4 Uhr, die Herberge ist schon gut besucht. Ich finde ein Bett, das ist die Hauptsache. Das Städtchen bietet viele schöne Plätzchen und für den Pilger Johann sogar ein Fussbad im Atlantik.
Früh bin ich unterwegs, wenn es geht, gibt es heute wieder einmal wenig über 40 Km. Das Wetter ist gut, meine Kondition stimmt, so gehe ich zügig durch bis Tapia de Casariego die Herberge so schön an der Steilküste gelegen.
Alles Bestens, Platz ist noch vorhanden, so geniesse ich meine letzte Nacht am Atlantik. Auch hier ein wunderschönes Städtchen, Fischer und Tourismus, sonst nichts.
Wunderschön geht es dem Strand entlang, das muss ich noch geniessen. In Ribadeo verlasse ich das Meer, es geht ins Landesinnere und das heisst, in die Berge. Nun bin ich in Galicien, der westlichsten Provinz Spaniens. Die Hügel sind wieder höher, der Pilger Johann mehr gefordert. Irgendwie will es mir nicht so leicht gehen, bin ich etwa wieder ein Jahr älter geworden? Nein es liegt an der Strecke. Die erste Herberge ist mir zu früh, die Zweite passt mir nicht, so geht es weiter bis Vilanova de Lourenza, das sind immerhin 43 Km, da darf ich schon etwas müde sein. Die Herberge ist voll belegt, wir, die restlichen 14 Pilger werden in einer Turnhalle untergebracht. Die Handys gehen auch hier früh los, so gehe auch ich schon um 6 Uhr aus dem Haus. Zum Glück ist die Bar geöffnet, ich würde den Weg in der Dunkelheit nicht finden. Ich kann es gemütlich nehmen, nur 26 Km werden es heute sein. Nein 2 Km kommen noch dazu für den Umweg den ich wieder einmal finde. Sehr schön ist die riesige Kathedrale in dem kleinen Ort Mondonedo.
Für heute sind wieder nur 20 Km geplant, das ist mir zu langweilig, vor allem weil Vilalba nichts zu bieten hat. Also gehe ich weiter bis Baamonde, das ist weit dafür ist der Tag gut ausgebucht. Eine schöne Herberge erwartet mich.
Schon wieder um 6 Uhr los, bei soviel Betrieb ist kein Schlafen mehr möglich. Pressieren müsste ich eigentlich nicht, denn vor dem 20. möchte ich nicht ankommen, auf dieses Tag habe ich das Zimmer in Santiago gebucht. Trotzdem gehe ich 42 Km, im Kloster von Sobrado dos Monxes steht die Herberge. Sehr stimmungsvoll und andächtig ist diese Herberge, ich bin gut aufgehoben in den Räumen der Mönche.
Freitag, in drei Tagen ist mein Pilgerweg zu Ende. In Arzua, einem grossen Pilgertreffpunkt von drei Pigerwegen ist viel Betrieb. Kurz vor 1 Uhr stehe ich vor der Herberge in der Schlange an. Ca der 30. Pilger werde ich sein, 46 Betten sind vorhanden. Gut für mich, ein schönes Bett, warme Dusche und Waschmöglichkeit, alles vorhanden. Im ganzen Dorf, unheimlich viele Pilger versammeln sich hier, ich bin ja nun auf dem Camino Frances.
Guten Tag lieber Regen, dich hätte ich nicht gebraucht. 35 Km sind es, und das den ganzen Tag im Regen. Auf dem Monte do Gozo schlafe ich noch ein letztes Mal in einer Herberge, wahrscheinlich die grösste die es gibt. 3000 Betten, 400 davon sind für Fuss- und Fahrradpilger reserviert. Eine Spanisch - Mexikanische Gruppe feiert in der Kapelle ein Fest, natürlich gehe auch ich hin um das zu erleben.
Viel Weihrauch und Musik, Kerzen und bunte Kleider braucht es dazu.
Wir sind 6 Pilger die uns immer wieder einmal treffen unterwegs, so beschliessen wir, die letzten 5 Km heute morgen gehen wir gemeinsam. So treffen wir kurz vor 9 Uhr am Sonntagmorgen in Santiago ein. So schön, es ist einfach immer wieder ergreifend hier anzukommen.
Ja ich bin angekommen!!!!
Es bleibt noch Zeit, der Bus bringt mich am Dienstag nach Hause, respektive kommt am Mittwoch in Zürich an.
Ja richtig ich wollte noch länger auf dem Weg bleiben, familiäre Gründe bewegen mich hier abzubrechen.
Ob und wie es weitergeht werden alle in einem späteren Blogeintrag weiterlesen können. Allen die mich begleitet, Komentare geschrieben haben oder sonstwie in Kontakt waren möchte ich ganz herzlich danken und verbleibe
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann