Freitag, 11. Juli 2014

Camino del Norte

Ohne Frühstück geht gar nichts, besonders wenn auf den nächsten 20 Km keine Einkehrmöglichkeit besteht. In Gijon finde ich ein geöffnetes Lokal und da wird ausgiebig gefrühstückt. 


Nun geht es auf den Weg, lange in Vororten und durch Industriegebiete. Kurz danach zum  Anfang der Etappe ist ein 200 Meter hoher Hügel zu bewälltigen, anschliessend ist es ziemlich flach. Vor einem Jahr bin ich diesen Weg gegangen, ich erkenne überhaupt nichts mehr. Ich frage mich ob ich wirklich hier gelaufen bin, aber es ist so, kein anderer Weg ist hier möglich. Gut komme ich vorwärts, schon kurz nach 13 Uhr melde ich mich in der Herberge in Aviles an. Den Nachmittag verbringe ich in der Stadt, halt so richtig wie ein Tourist. 
Viele sind schon unterwegs, der Pilger Johann geht erst kurz vor 7 Uhr auf den  Weg, dafür finde ich schnell ein Kaffee das geöffnet hat, und das ist wichtig für mich.  Es wird nichts mehr geben bis Esteban de Pravia, meinem nächsten Übernachtungsort. Herrlich geht es auf und ab, immer wieder ist die Sicht auf den  Atlantik frei. Kurz nach 14 Uhr beziehe ich Quartier in der Jugendherberge in Estaban de Pravia, von den beiden deutschen Mädchen die ich am Morgen getroffen habe keine Spur. Die werden weiter gegangen sein, mir reicht es für heute. Die Hafenanlagen und das Meer geniessen, auch das gehört ab und zu zum Pilgeralltag.


Heute geht es etwas früher los, 34 anstrengende Km stehen bevor. Gleich zu Beginn geht es 200 Meter über Treppen in die Höhe, gutes Frühturnen nenne ich das. Den ganzen Tag geht es auf und ab, selten ist es längere Zeit flach. Speziell steil hinunter geht es nach Cudillero, dem schönen Fischerdorf. 



Ebenso steil steigt die Strasse wieder an, es darf auch etwas gelitten werden. Lange geht es durch Wälder und Wiesen bis gegen das Ende des heutigen Tages, zum Abschluss darf ich die letztgn 15 Km noch auf der Landstrasse gehen. Endlich kurz vor 4 Uhr erreiche ich die Pension, das Essen wird gerade noch serviert, ich muss nicht bis 20 Uhr warten. 
Frühstück und los geht es über Land, Luarca entgegen. Ganz alleine bin ich unterwegs, kaum zu glauben dass soviele Pilger auf der gleichen Strecke gehen und wir uns nicht begegnen. 


Luarca erreiche ich erst gegen 4 Uhr, die Herberge ist schon gut besucht. Ich finde ein Bett, das ist die Hauptsache. Das Städtchen bietet viele schöne Plätzchen und für den Pilger Johann sogar ein Fussbad im Atlantik. 


Früh bin ich unterwegs, wenn es geht, gibt es heute wieder einmal wenig über 40 Km. Das Wetter ist gut, meine Kondition stimmt, so gehe ich zügig durch bis Tapia de Casariego die Herberge so schön an der Steilküste gelegen. 


Alles Bestens, Platz ist noch vorhanden, so geniesse ich meine letzte Nacht am Atlantik. Auch hier ein wunderschönes Städtchen, Fischer und Tourismus, sonst nichts. 
Wunderschön geht es dem Strand entlang, das muss ich noch geniessen. In Ribadeo verlasse ich das Meer, es geht ins Landesinnere und das heisst, in die Berge. Nun bin ich in Galicien, der westlichsten Provinz Spaniens. Die Hügel sind wieder höher, der Pilger Johann mehr gefordert. Irgendwie will es mir nicht so leicht gehen, bin ich etwa wieder ein Jahr älter geworden? Nein es liegt an der Strecke. Die erste Herberge ist mir zu früh, die Zweite passt mir nicht, so geht es weiter bis Vilanova de Lourenza, das sind immerhin 43 Km, da darf ich schon etwas müde sein. Die Herberge ist voll belegt, wir, die restlichen 14 Pilger werden in einer Turnhalle untergebracht. Die Handys gehen auch hier früh los, so gehe auch ich schon um 6 Uhr aus dem Haus. Zum Glück ist die Bar geöffnet, ich würde den Weg in der Dunkelheit nicht finden. Ich kann es gemütlich nehmen, nur 26 Km werden es heute sein. Nein 2 Km kommen noch dazu für den Umweg den ich wieder einmal finde. Sehr schön ist die riesige Kathedrale in dem kleinen Ort Mondonedo.


Für heute sind wieder nur 20 Km geplant, das ist mir zu langweilig, vor allem weil Vilalba nichts zu bieten hat. Also gehe ich weiter bis Baamonde, das ist weit dafür ist der Tag gut ausgebucht. Eine schöne Herberge erwartet mich. 
Schon wieder um 6 Uhr los, bei soviel Betrieb ist kein Schlafen mehr möglich.  Pressieren müsste ich eigentlich nicht, denn vor dem 20. möchte ich nicht ankommen, auf dieses Tag habe ich das Zimmer in Santiago gebucht. Trotzdem gehe ich 42 Km, im Kloster von Sobrado dos Monxes steht die Herberge. Sehr stimmungsvoll und andächtig ist diese Herberge, ich bin gut aufgehoben in den Räumen der Mönche. 
Freitag, in drei Tagen ist mein Pilgerweg zu Ende. In Arzua, einem grossen Pilgertreffpunkt von drei Pigerwegen ist viel Betrieb. Kurz vor 1 Uhr stehe ich vor der Herberge in der Schlange an. Ca der 30. Pilger werde ich sein, 46 Betten sind vorhanden. Gut für mich, ein schönes Bett, warme Dusche und Waschmöglichkeit, alles vorhanden. Im ganzen Dorf, unheimlich viele Pilger versammeln sich hier, ich bin ja nun auf dem Camino Frances. 
Guten Tag lieber Regen, dich hätte ich nicht gebraucht. 35 Km sind es, und das den ganzen Tag im Regen. Auf dem Monte do Gozo schlafe ich noch ein letztes Mal in einer Herberge, wahrscheinlich die grösste die es gibt. 3000 Betten, 400 davon sind für Fuss- und Fahrradpilger reserviert. Eine Spanisch - Mexikanische Gruppe feiert in der Kapelle ein Fest, natürlich gehe auch ich hin um das zu erleben.


Viel Weihrauch und Musik, Kerzen und bunte Kleider braucht es dazu. 
Wir sind 6 Pilger die uns immer wieder einmal treffen unterwegs, so beschliessen wir, die letzten 5 Km heute morgen gehen wir gemeinsam. So treffen wir kurz vor 9 Uhr am Sonntagmorgen in Santiago ein. So schön, es ist einfach immer wieder ergreifend hier anzukommen. 

Ja ich bin angekommen!!!! 

 
Es bleibt noch Zeit, der Bus bringt mich  am Dienstag nach Hause, respektive kommt am Mittwoch in Zürich an. 
Ja richtig ich wollte noch länger auf dem Weg bleiben, familiäre Gründe bewegen mich hier abzubrechen. 
Ob und wie es weitergeht werden alle in einem späteren Blogeintrag weiterlesen können. Allen die mich begleitet, Komentare geschrieben haben oder sonstwie in Kontakt waren möchte ich ganz herzlich danken und verbleibe 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Montag, 7. Juli 2014

Camino San Salvador

Freitagmorgen 04. 07. Ein neuer Weg beginnt. Der Weg aus Leon heraus ist leicht zu finden, im ersten Vorort gibt es auch schon den Wegweiser für meine nächsten Tage.


Weiter geht es durch bewohntes Gebiet, plötzlich ohne Anzeichen hört die Strasse auf, eine kleine Schotterpiste führt direkt auf Weiden und Waldgebiete. Ich freue mich sehr, dieser Weg soll sehr ursprünglich und einsam sein. Herrlich geht es durch fast unberührte Natur, auf und ab, durch Kuhherden und ganz vereinzelt auch an einem Haus vorbei. Ich merke erst jetzt, ich hätte gut getan meinen Wasservorrat aufzufüllen. Ich glaube, ich habe mir da wirklich etwas sehr schönes eingebrockt. Später, ich bin auf der Suche nach einer Bar, weshalb ich nun auf der Strasse weitergehe. Nun fährt sogar die Guardia Zivil vor und will mich von der Hauptstrasse haben. Ich verstehe in diesem Fall kein Wort von dem was sie wollen, zeige in meine Richtung und sage La Robla, mein Ziel. Dass der Wanderweg nicht auf dieser Strasse ist, weiss ich eigentlich, hoffe aber so schneller ein Dorf zu finden. Sie geben auf und lassen mich ziehen. Endlich um 13 Uhr ein kleines Dorf und sogar eine Bar, meine Rettung. Gestärkt geht es zügig weiter, La Robla ist bald erreicht. Die Herberge gefällt mir nicht, es ist auch noch zu früh für Feierabend, also gehe ich weiter. Statt 28 werden es halt 38 Km dafür habe ich hier eine sehr nette Pension und sehr gutes Essen. 
Gut ausgeruht starte ich schon um 7 Uhr, heute sind es nur  28 Km. dafür sind einige Hügel zu überwinden. Auf 1000 Metern starte ich, es geht hinauf auf 1450, fällt auf 1150 und steigt wieder auf 1550 Meter. Ich habe unheimlich Mühe, diese Hügel verlangen mir alles ab. Endlich ist die Höhe erreicht,


falsch geraten, das ist nur eine Zwischenmarkierung, es geht noch einmal eine halbe Stunde aufwärts. Oben esse ich mein Sandwich und geniesse dieses herrliche Panorama. So richtig ganz in den Bergen. 



Noch einige Male geht es in kleinere Täler und wieder über Kuppen, ich kann fast nicht mehr. Sehr oft lässt sich der Weg nur erahnen, so wenig begangen wird diese Gegend, dabei ist es wirklich mein eindrücklichster und schönster Pilgerweg.


Gut habe ich gestern wenigstens diese 10 Km angehängt, die wären ja auch noch für heute geplant. Endlich, endlich erreiche ich die letzte Passhöhe und sehe  hinunter ins Tal. Vor lauter Staunen übersehe ich einen Pfeil und gehe einfach der Strasse entlang. Erst eine Weile später merke ich wie gefährlich dieser Weg ist. Es hat keinen Seitenstreifen mehr, Leitplanken und daneben geht es sehr steil hinunter. Zum Glück sind es nur noch 7 Km und ich bin am Ziel. Finde ich wohl jemanden der mir die Herberge öffnet? Samstagabend, Schulferien und die Herberge befindet sich im Schulhaus. Weit gefehlt, die Schule hier ist aufgehoben, und aus der Herberge kommt grosse Betriebsamkeit. Woher kommen nur alle diese Pilger? Kein Bett mehr frei heisst es hier. Es hat aber genügend Matrazen und so wird für mich ein Nachtlager eingerichtet. Ich könnte unmöglich noch weiter, wohin auch? Die Bar ist auch geschlossen, seither kocht die Herbergsmutter auch für alle Pilger das Abendessen. Getänke gibts im Automaten, heute ist Fussball so wird noch schnell ein grösserr Fernseher organisiert. 
Wie auf anderen Wegen, um 6 Uhr gehen die Handys los, was wollen den die schon so früh, es sind ja nur 24 Km bis Pola de Lena. Ich drehe mich noch einmal es reicht wenn ich um 8 losgehe. Wieder starte ich auf 1000 Metern es geht hinunter auf 430 M. das kann doch nicht so schlimm werden. Aber es wird schlimm, riesig geht es hinunter ins Tal, um gleich wieder aufzusteigen und wieder abzufallen, es hört einfach nicht auf. Die Gegend ist wunderschön, ich fühle mich ins Mittelalter zurück versetzt. 


So könnte die Pilgerei vor 1000 Jahren ausgesehen haben. Als letzter erreiche ich die Herberge in Pola de Lena, es hat genügend Platz also kein Problem. 
Wenn ich schon die Handys höre, kann ich auch gleich aufstehen. Noch vor 7 Uhr stehe ich auf der Strasse und ziehe los. Oviedo am Camino Primitivo ist mein Ziel. Drei Steigungrn sind unterwegs, aber heute ist das kein Problem. Um 14.30 Uhr stehe ich vor der Herberge, aber bei weitem nicht einer der Ersten. Um 15 Uhr öffnet die Herberge, ich bin ca Nummer 22 die eingelassen wird. Schnell ein Bett reservieren und zuerst einmal etwas essen gehen. In der Touristeninformation erfahre ich, es gibt keinen vernünftigen Weg nach Gijon. Für mich ist klar, morgen fahre ich mit dem Bus nach Gijon und geniesse einen pilgerfreien Tag. Schon um 8 Uhr liege ich im Bett und höre niemanden mehr anzukommen. In der Nacht erwache ich, die andern schnarchen in allen Tönen und Arten, ich überdenke meinen Entschluss. Auf meinem Handy finde ich einen Weg, mit dieser Zuversicht schlafe ich wieder ein. 
Im Bewustsein, dass ich heute viel auf der Strasse gehe, starte ich los Richtung Gijon. Sehr gut finde ich dank meinem Handy den Weg aus der Stadt und alles verläuft nach Plan, einzig ein wenig Verkehr mehr als erwartet treffe ich auf dieser Strasse an. Ich nehme Rücksicht auf die Autofahrer, sie dagegen sehr auf mich. So erreiche ich kurz nach 14 Uhr Gijon, und sogar noch ein Bett im Hostal. Ich bin angekommen am Atlantik, die Durchquerung Spaniens ist wieder bestens gelungen. Dieser Weg von Leon bis hierher ist das Urtümlichste und Beste was ich auf allen Pilgerwegen bisher erlebt habe. 


Auf geht es in den Camino del Norte, aber erst morgen früh. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Samstag, 28. Juni 2014

Via de la Plata / Camino Frances

Zamora verlasse ich sehr früh, die Unordnung lässt auf ein grosses Fest gestern Abend schliessen.


Aber die Arbeiter sind fleissig am Aufräumen. Zügig geht es aus der Stadt, nach kurzer Zeit wandere ich wieder auf einsamen Wegen. Den ganzen Tag keinen Pilger auf der Via de la Plata, bin ich richtig? Ja es stimmt alles, ich bin total alleine. Nach 35 Km auch diese Herberge habe ich für mich alleine, das hätte ich nicht erwartet. 
Heute geht es lange bis zur geöffneten Bar, aber die Hospitaliere hat vorgesorgt. 2 Beutel löslichen Kaffee und 3 Madelenas können für 1.20€ bei ihr gekauft werden, gerne mache ich davon Gebrauch. Es ist Sonntag, ohne viel Verkehr geht es oft auf oder direkt neben der Hauptstrasse entlang. 34 Km sind geplant, ich bin so gut drauf und hänge noch 9 Km an. So ganz wohl ist es mir nicht über diese verrostete alte Eisenbahnbrücke zu gehen.


Aber alles ist gut, sie hat noch einmal gehalten. Ps. das Foto habe ich vor der Brücke geschossen, man weiss ja nie ob es danach noch geht. Das Angebot ist nicht riesig, eine Bar in diesem Ort und hier gibt es kein Menue. Nun gut, zur Not genüg auch eine Tortilla ( Omlett mit Kartoffeln) das stillt den Hunger auch. 
Nachdem ich auch hier alleine übernachtet habe, stöhrt es niemanden dass mein Wecker um 6 Uhr losgeht. Heute gehe ich fast den ganzen Weg einem Kanal entlang. Irgendwo heisst es, ein Graben muss überquert werden. Das ist ein Bisschen viel verlangt vom Pilger Johann !


Aber auch das wird gemeistert, weiter geht es durch herrliche Natur mit interessanten Bauwerken. 


Kurz nach 3 Uhr erreiche ich La Baneza meine letzte Übernachtung auf der Via de la Plata. Hier ist bereits ein Pilger in der Herberge, wir bleiben die beiden Einzigen. 
Noch 24 Km Via de la Plata sind es heute, ca 10 Km Camino Frances möchte ich noch anhängen. Wie gewohnt, meistens auf Pisten nahe der Strasse verläuft mein Weg. Gegen 13 Uhr ist es geschafft, die Via de la Plata endet hier in Astorga.


Schnell einen Stempel zum Beweis in der Pilgerherberge abholen, gleich geht es weiter ostwärts auf dem Camino Frances. Viele Pilger kommen mir entgegen, das erleichtert es mir den Weg zu finden. In etwas mehr als einem Monat muss ich das ja auch, und vor allem viel länger, können. Es geht gut, um 17 Uhr erreiche ich die Herberge in Hospital de Orbigo. Hopla es sind sogar 18 Km auf dem Französichen geworden. 
Früh bin ich wieder unterwegs, an Schlafen ist nicht mehr zu denken. Wenigstens brauche ich nicht viel Proviant mit zu schleppen, alle paar Km ist eine Bar am Wegesrand. Diese 37 Km sind bald einmal geschafft, für Leon lohnt es sich etwas Zeit zu lassen.


Für morgen ist wieder ein für mich neuer Weg geplant, in der Touristeninformation suche ich noch die letzten Unterlagen zusammen, so kann ich mich beruhigt ins Bett legen. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Freitag, 20. Juni 2014

Und wieder gibt es Berge

Ausserordentlich gut finde ich den Ausgang der Stadt. Nach einer halben Stunde schon gehe ich über Land. Langsam komme ich wieder in die Berge, ständig geht es auf und ab. Stefan bleibt in Toledo, Nachmittags fährt er nach Hause. Heute möchte ich 35 Km gehen, so passt es mit den Herbergen. In Torrijos schlafe ich bei Mönchen, so ist es gedacht, aber die sind inzwischen ausgestorben. Die Stadt hat aber eine sehr schöne Herberge eingerichtet, auch dieser Aufenthalt auf Spendenbasis. 
Entgegen dem Versprechen, die Bar ist um 6.30 Uhr nicht geöffnet. Ohne Frühstück gehe ich auf den Weg, nach 12 Km gibt es endlich ein Bocadillo. Dafür ist dieses sehr gut und das reicht bis ins Ziel in Almorox. 
Allzufrüh kann ich heute nicht starten, die Bar öffnet erst um 7 Uhr. Es sind heute nur 25 Km so geht es wieder auf. 300 Höhenmeter sollen es sein, es werden aber einige mehr. Es stimmt schon, der Ort liegt 300 Meter höher, aber unterwegs übersteige ich einige Hügel und immer geht es wieder in die Täler hinunter. Sehr anstrengend ist es, ich habe das Gefühl, Blei in den Schuhen zu haben. Wenigstens brauche ich keine Angst zu haben von Bikern überrascht zu werden, hier sind auch diese ziemlich zahm.


Von der Natur her geniesse ich es wieder sehr, so wild romantisch. 
Endlich um 14 Uhr finde ich die Herberge. Ein uraltes Haus aber sehr angenehm ausgestattet, und mit einem sehr netten Empfang. Um die Wäsche brauche ich mich nicht zu kümmern, das erledigt das Personal, nicht so richtig pilgermässig, aber sehr angenehm.
Die Nacht ist laut, im Garten der Herberge steigt ein Fest, ich sollte direkt nebenan schlafen. Es wird ruhiger, oder höre ich einfach nichts mehr, bis der Wecker mich zum Aufbruch mahnt? 
Um 6 Uhr bin ich bereits unterwegs, aber weit komme ich nicht, eine Bar ist geöffnet und so kann ich nicht wiederstehen, schnell einen Kaffee und etwas Kuchen. Wieder sollen es 550 Höhenmeter sein, aber auch dieses Mal ist es einiges mehr. 32 Km ja da liegt etwas vor mir. Total alleine pilgere ich auf diesen alten Römerstrassen und staune immer wieder über die Baukunst der Brücken. 


Genau nach der Hälfte des Weges gibt es eine grössere Rast. Nun steigt es gewalltig an auf die Passhöhe.


Zwischen Kuhherden geht es talwärts über trockene Alpweiden und durch grosse Granitfelsen die zerstreut herum liegen. San Bartolome heisst mein nächster Übernachtungsort. Vor der Herberge sitzt ein Deutsches Ehepaar und wartet auf Einlass. Auch ich habe keinen Erfolg, die Verantwortliche lässt sich nicht finden. Kurz vor 20 Uhr erscheint sie, von Anwohnern auf uns aufmerksam gemacht. Sie hätte sowieso keine Pilger erwartet, das nenne ich eine super Entschuldigung. Alles halb so schlimm, wir haben ein Bett und um 21 Uhr gibt es Abendessen. 
Heute geht es über den letzten Pass, anschliessend soll es wieder flacher sein.
Schön kühl ist es, alleine ziehe ich los Richtung Avila. 

 
Schon früh in der morgendlichen Frische erreiche ich den höchsten Punkt des Camino Levantes. Die Passhöhe ist auf 1315 Metern, der Pllger aber darf noch 100 Meter höher über die Alpen wandern, herrlich die Aussicht und die grosse Freiheit, alleine für mich gemacht. Nun fällt der Weg in die Tiefe, die nächste Stadt liegt auf 1131 Metern und nennt sich die höchste Stadt Spaniens. Avila erreiche ich Mittags, genau richtig für die grosse Fronleichnamsprozession. Viele Blumen und Fahnen werden durch die Stadt getragen, begleitet von Bläsern und Trommlern. Die Herberge ist sehr schön, leider hat niemand Zeit sie aufzuschliessen, das Fest ist anscheinend wichtiger als wir, die Pilger. Wie aus dem Nichts, heute sind wir 5 Pilger hier. 2 sind mit Fahrrad unterwegs, die werde ich nie mehr sehen. Die beiden Deutschen wollen noch einen Tag anhängen und anschliessend nach Hause fahren. 
Zum Glück ist kurz nach dem Start eine Bar schon geöffnet. Ein Frühstück und vor allem eine Flasche Wasser bekomme ich noch in Avila. Den ganzen Tag über finde ich keine einzige Möglichkeit noch etwas einzukaufen. Kurz nach Avila bin ich klüger als die gelben Pfeile, gehe dem Stausee entlang und nach einer halben Stunde stehe ich ratlos in der Sackgasse. Keine andere Möglichkeit, ich muss zurück und den Pfeilen nachlaufen. Normalerweise tue ich das ja, weshalb heute nicht ?  Da heute nur 24 Km geplant sind, ist der Umweg noch zu verkraften. Schon um 1 Uhr bin ich im Rathaus von Gotarrendura den Stempel und die Schlüssel zur Hreberge bekomme ich hier. Eine wirklich sehr schöne Herberge haben die hier. Inzwischen sind auch die beiden Deutschen hier eingetroffen, sonst ist weit und breit niemand zu sehen. Essen können wir noch in der einzigen Bar, anschliessend ist auch hier Feierabend.
Wieder alleine bin ich unterwegs, in Arevalos möchte ich übernachten. Das ist ein riesiges Hostal für Fernfahrer. Die Lastwagen stehen überall herum, und zu allen Zeiten wird hier losgefahren. Das hat für mich den Vorteil dass jederzeit Essen serviert wird, auch ist schon früh am Morgen Frühstück zu haben.  Das Ganze ist auf 24 Stunden Betrieb eingestellt. 
Ja um 6 Uhr habe ich gefrühstückt und mache mich auf den Weg. 32 Km bis Medina del Campo, das ist aus zu halten. Durch riesige Pinienwälder führt mein Weg, hier sehe ich wie Harz von den Bäumen gewonnen wird. 


In Medina del Campo übernachte ich wieder im Kloster, sehr angenehm und günstig. 
33 km treiben mich weiter, schon um 6.30 Uhr verlasse ich das Kloster, ich möchte heute Toro erreichen. Immer entlang von Getreidefeldern und neu auch Zuckerrübenäckern wandere ich total alleine vorwärts. Toro erreiche ich in der Mittagshitze, schön ein kühles Bier zu erhalten. Eine herrliche Unterkunft in einem einfachen Hostal, was will ich noch mehr?
Um 6.30 Uhr steht das Frühstück bereit, geniessen und gleich darauf aufbrechen, so will ich es machen. 34 Km sind es bis Zamora, das ist mein Ziel für heute. Gegen 15.30 Uhr stehe ich vor der Alberge, sie ist bereits geöffnet. Mein Weg, der Camino Levante endet hier an dieser Herberge. Ein sehr schöner und oft sehr einsamer Weg findet hier den Abschluss. Trotzdem ist meine Pilgerreise noch nicht zu Ende, es sind noch viele Km vor mir. 



Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann


Samstag, 14. Juni 2014

La Mancha

Ohne Gepäck durchstreife ich leichtfüssig Albacete. Natürlich finde ich nun auch die verschlossene Kathedrale. 


Nicht allzulange kann ich durch die Stadt bummeln, langsam zieht ein Gewitter auf, so mache ich mich auf den Weg zurück zum Hostal. Ein ganz ordentlicher Platzregen tränkt die dürstende Natur. 
Dienstag 10. 06. sehr früh wandere ich los, 42 Km sollen es werden. Überall sind noch Pfützen und schmierige Wege, aber herrlich erfrischt zeigt sich die Natur. Unglaublich weit sehe ich nur Ackerland, wenige Olivenbäume und einige Rebpflanzungen. 


Schön und heiss ist es, ich geniesse jeden Sonnenstrahl. Wirklich geschafft, kurz nach 16 Uhr stehe ich vor der Stierkampfarena von La Roda. In einem Anbau der Arena soll eine Alberge sein. Zuerst in die nahe Bar, das Duschen kann warten, das Bier ist schön kühl. Seit Valencia habe ich noch keinen einzigen Pilger gesehen, hier kommt mir der Erste aus der Bar entgegen. Er hat den Schlüssel bereits in Empfang genommen und so gehen wir gemeinsam zurück. Duschen, waschen und das Nachtlager vorbereiten, dann geht es in die Stadt zur Besichtigung. Gegen 19.30 Uhr bin ich zurück und staune nicht schlecht, jetzt ist sogar noch ein dritter Pilger eingetroffen. 
Gemeinsam geniessen wir schon um 6 Uhr in der Früh, Kaffee und Kuchen. Auf Wiedersehen und los geht es. 


Den Radfahrer werden wir nie mehr sehen, Stefan und ich gehen alleine, werden am Abend aber wieder am gleichen Ort übernachten. Schon am Mittag treffe ich ihn wieder, wir gehen gemeinsam weiter. Schon gut, dass niemand unsere Unterhaltung hört. Er spricht nur Spanisch und ich Deutsch. Aber Hauptsache wir verstehen uns. Leider verlaufen wir uns ziemlich, schuld ist die Markierung keinesfalls einer von uns Beiden. 5 Km nördlich über die Strasse und der Schaden ist behoben. Wir sind auf dem Weg des Don Quijote und seinem Gehilfen Sancho Panza, dieses Buch lese ich sobald ich zu Hause bin, überall treffen wir auf Hinweise. 


Müde aber froh, endlich erreichen wir gemeinsam San Clemente. Sogar für eine Messe in der Jakobuskirche reicht die Zeit noch. In einem schönen Hotel schlafe ich, ich kann es geniessen, morgen gehe ich erst nach 8 Uhr auf den Weg, sind es doch nur 25 Km bis Las Pedroneras.
Gut ausgeruht, gestärkt und voller Freude geht es wieder hinaus in die Weiten der La Mancha. Getreidefelder, "Rebberge?" und sehr viele Knoblauchfelder begleiten mich heute. 


Las Pedroneras ist "Die Knoblauchstadt". Wie in Bern der Zwibelimärit ist hier im Juli ein grosses Knoblauchfest mit Handel und Spezialitätendegustation. Lastwagenweise wird zur Zeit der geerntete Knoblauch heran gefahren. In grossen Hallen werden die Knollen weiter verarbeitet, überall herscht Knoblauchduft.

 

Die heutige Herberge ist der erste grosse Reinfall seit meiner Pilgerzeit. Für 18 € eine Frechheit und Unzumutbarkeit. Aber Pilger Johann, man nimmt gnädigst an was angeboten wird!!!!! Nun gut ich werde auch diese Nacht hinter mich bringen. Zwei Hunde gehören zur Alberge, eine Kundin, nicht Pilgerin, hat auch einen dabei. Zudem ist der Fussballmatch Spanien - Holland, und viele Fliegen umschwirren mich. Ja die Nacht ist unruhig, endlich darf ich aufstehen, genau um 6 Uhr wandere ich bei hellem Mondschein los. Nach 2 Stunden ist die erste Bar noch geschlossen, zwei Stunden später alles Bestens. Zügig komme ich voran, kurz nach 14 Uhr habe ich mein Ziel erreicht. Gleich noch den Stempel in der Kirche holen, das ist immer schöner als einer von einem Hotel. Den Stadtpräsidenten und den Pfarrer lerne ich sofort kennen, beide sind begeistert vom Pilger Johann. 


Die heutige Unterkunft entschädigt für gestern. Für 15 €, ein Einerzimmer mit Dusche und WC. Sehr gutes Pilgermenue für 12 €, also wieder alles in Ordnung. Es ist Samstagabend, um 20 Uhr besuche ich den Gottesdienst, morgen wird mir keine Zeit bleiben. 
Sonntagmorgen, ja wieder um 6 Uhr geht es auf den Weg, 38 Km sind es zur nächsten Herberge. El Toboso liegt noch im Schlaf, der Pilger Johann zieht ziemlich aus. Wieder geht es herrlich neben den Strassen auf einsamen Wegen durch schöne Landschaften. Hasen treffe ich immer wieder, sogar 2 Rehe sehe ich ganz nahe vor mir. In der ersten Ortschaft ist nur schlafen im Sportumkleideraum, ich gehe weiter. In Villacanas soll es eine gute Private Herberge geben. Soll es, die ist laut der Polizei seit einiger Zeit geschlossen. Mir bleibt nur das Obdachlosenasyl der Caritas. Also stehe ich um 20 Uhr in der Reihe, und hoffe auf ein Bett. Stefan ist auch wieder hier, gemeinsam bekommen diese 2 Pilger ein Zimmer. Sehr schön und sauber !!!! Gleich nach dem Duschen gibt es Abendessen, alles in der Spende inbegriffen. 


Das Frühstück steht bereit, jeder macht sich was er will, vor allem wann er will. Wir beide sind wieder vor 6 Uhr auf, es sind wieder 42 Km zu gehen. Stefan ist schnell einmal ausser Sichtweite, ich gehe mein Tempo. Um 7.15 Uhr rufe ich meine Enkelin an, sie hat heute Geburtstag. Es wird langsam hügelig, trotzdem geht es mir ganz gut. Um 16.30 bin ich in Mora und suche ein Bett. Die Pilgerherberge gibt es nicht mehr, das empfohlene Hostal ist heute geschlossen, und das nächste sieht nicht besonders nett aus. Was solls, etwas anderes ist nicht zu haben. Ich melde mich und bin überrascht wie schön und sauber die Zimmer sind. Na also, es klappt doch. Stefan hat einen Umweg genommen und sich 15 Km früher einquartiert. Dann werde ich ihn halt nicht mehr sehen. 
Die Bar neben meinem Hostal hat schon vor 6 Uhr geöffnet, das kommt mir gelegen. Hier geniesse ich Churros, eine Spezialität dieser Gegend, zum Frühstück. Lange werde ich warten müssen bis zur nächsten Bar. Nach 20 Km endlich gibt es etwas zu essen, ich habe gerade bestellt, da steht Stefan in der Türe. Es ist klar, er hat einen Teil des Weges per Bus zurück gelegt. Es freut mich ihn zu sehen, ein Stück gehen wir anschliessend gemeinsam. Später legt er sich für eine Siesta hin, ich gehe weiter, es ist noch weit bis Toledo. Es will und will nicht werden, immer wieder geht es über einen Hügel und keine Stadt in Sicht. Stefan holt mich wieder ein, gemeinsam gehen wir nun auf die endlich vor uns liegende Stadt zu.


Endlich finden wir die Jugendherberge mitten in der Stadt. Die gewohnte Arbeit, und ab geht es ins Getümmel. Mir graut schon vor dem Morgigen Weg aus dieser Stadt. Die Kathedrale ist geschlossen, es findet dort auch keine Messe am Abend statt. In der Thomaskirche finden wir eine Messe, dafür anschliessend den Rückweg zur Alberge kaum mehr. Alles in Ordnung, um 10 Uhr liege ich im Bett und schlafe. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Freitag, 6. Juni 2014

Camino Levante

Fünf Minuten von der Kathedrale in Valencia schlafe ich in einem 12 Betten Zimmer für nur 18 €, zu zweit reicht der Platz bei weitem aus. So günstig war bis jetzt noch keine Jugendherberge mit solcher Zentrumslage. 
Trotzdem gehe ich heute früh aus den Federn. Dienstagmorgen, der 3. Juni, ich starte zu meinem nächsten mir unbekannten Weg. 36 Km sollen es heute werden. Die ersten 15 Km sind in der Stadt und in den Vororten, leider nicht sehr interessant,denn Häuser kann ich auch zu Hause anschauen, allerdings in Nesslau nicht ganz so viele wie hier. Dann wird es aber spannender, ich habe noch nie Orangen Plantagen und Reisfelder von der Nähe gesehen. Hier gehe ich Kilometerlang durch diese Anlagen. 



Mein Körper ist noch nicht auf Wärme eingestellt, so leide ich ziemlich bis ich endlich gegen 18 Uhr in der Herberge bin. Den Schlüssel bekomme ich von der Polizei in Algemesi, die Herberge, eine ganze Wohnung habe ich für mich alleine. Da heisst es, der Camino Levante sei teuer, die erste Übernachtung ist schon einmal  gratis, schön so. 
Heute sind es nur noch 30 Km, aber auch diese fordern mich gewalltig. Noch einmal  zwei drei Grad mehr, ich komme sehr ins Schwitzen. Drei grössere Ortschaften durchwandere ich, das gibt mir Gelegenheit etwas Kühles zu trinken, nein kein Bier. Erst am Ortsanfang von Xativa, meinem Übernachtungsort genehmige ich mir zwei Biere. Die Herberge ist bald gefunden, auch diese ist wieder ganz für mich alleine. 
Wieder starte ich früh, es könnte noch einmal wärmer sein wie gestern. Nach 8 Km gibt es Frühstück, natürlich bereits ein Bocadillo, zur Abwechslung einmal mit einem Omelett als Inhalt. 
Langsam frage ich mich ob Orangen wirklich gesund sind ? Bei jeder Plantage steht, nicht pflücken Achtung giftig. Mehrmals soll es heute über Flüsschen gehen, die bei Wasserhochstand nicht passierbar wären. Aber dem ist nicht so, alles ist trocken, wie dieses Flussbett, und hat Durst. 

Bin abwesend, muss Wasser holen!!!!

Moixent erreiche ich noch kurz vor der grossen Hitze, ich bin froh endlich wieder geniessen zu können. Die Herberge ist total einfach, ist dafür auch gratis zu benützen. Die Polizei gibt den Schlüssel dazu und der Beamte ist sehr nett und hilfsbereit. Ich habe jetzt wieder umgestellt, esse Frühstück und gegen Abend etwas a la Carte, ich kann nicht mehr bis 20 Uhr warten, ich möchte früh ins Bett und morgens früh weiter, die noch etwas kühlere Luft ausnützend. 
Heute sind es nur 20 Km, die Unterkünfte zwingen dazu. Ich frühstücke im Ort, anschliessend gibt es nichts mehr bis La Font de la Figuera. Auch hier, eine total einfache Herberge, auch diese ist wieder gratis. 


Die Umgebung hat sich nun geändert, meistens sind es nun Aprikosenbäume, Olivenbäume, Mandelbäume oder Reben. Auch bin ich in den Hügeln angelangt und das heisst immer wieder geht es bergauf. Heute geht es gut, um 13.30 Uhr bin ich bereits am Ziel, 28 Km liegen hinter mir. Bei Schwestern in einen Konvent bekomme ich Unterkunft, ein schönes Zimmer im kühlen Keller. Die Erholung brauche ich, morgen geht es zur Königsetappe, ich erreiche den höchsten Punkt des Camino Levantes. Ja starten kann ich genau um 6 Uhr, einige Kekse sind das Frühstück. 40 Km warten auf mich und 600 Höhenmeter sind inklusive. Keine Ortschaft, keine Bar unterwegs, 6 Liter Wasser und Pic Nic erschweren meinen Rucksack gewalltig. Aber die Landschaft entschädigt mich für die Anstrengung, es ist einfach herrlich so abwechslungsreich und speziell. 


Im Gegensatz zum Gebiet um Barcelona sind hier alle Äcker und Plantagen terrassenförmig angelegt, was den Vorteil hat , bei starkem Regen wird die Erde nicht fortgeschwemmt. Letztes Jahr bin ich knöcheltief durch den Schlamm gelaufen da alle Äcker heruntergespühlt wurden. Gegen Mittag finde ich doch tatsächlich bei einem verlassenen Bauernhaus eine schattige Bank um mein  Brot zu verspeisen. Schnell wieder weiter, der Weg ist noch lange. Lange gehe ich auf kleinen Naturstrassen, aber so als Dessert darf ich die letzten 12 Km auf der Teerstrasse gehen. Falls es nicht mehr geht, könnte ich es ja mit Autostopp versuchen. Nur so ein Gedanke, zum Anfang geht es ganz ordentlich, 2 oder 3 Autos überholen mich. Anschliessend kein einziges mehr, mein Kopf hätte es auch nie erlaubt so abzukürzen. Es ist hart, alles schmerzt aber die Freude ist um so grösser. Um 19 Uhr, ich habe es geschafft ( ich bin geschafft ) ich erreiche Higueruela auf 1039 Metern über Meer. Die Herberge, wieder für mich alleine geniesse ich heute ganz besonders. Das Abendessen fällt ziemlich einfach aus, ich suche schnell einmal die Horizontale. 
Pfingstmontagmorgen, schon um 7 Uhr stehe ich startbereit auf der Strasse. Es sind 30 Km bis Chinchilla, das müsste zu machen sein. Schön gibt es heute nach einem Drittel des Weges eine Bar, so reichen eine Flasche Wasser und die restlichen Kekse von gestern. Der Weg ist wieder flacher, trotzdem steigt es zwischendurch ganz ordentlich an. Aber heute geht es wieder ganz gut vorwärts. Zum Glück brauche ich diesen Unterstand nicht, er ist für Schafhirten und Pilger gedacht. 


Nein es ist heiss und trocken so wie ich es mir gewünscht habe beim Dauerregen in den Pyrenäen. Schon um 14 Uhr treffe ich ein, ein Hostal in Chinchilla ist heute meine Bleibe. Übrigens wie komfortabel lebe ich hier in Spanien. Bis vor wenigen Jahren haben hier Leute ohne Geld und Einkommen in diesen Höhlen gelebt, bis die Spanische Regierung fand das eine solche Situation nicht einem entwickelten Land anstehen würde. Die Leute bekamen andere Unterkünfte und es wurde verboten in den Höhlen zu leben. 


Nicht allzufrüh starte ich, es sind ja nur 20 Km bis Albacete. Ich komme sehr gut voran, schon vor 11 Uhr liegt die Stadt vor mir. Soll ich gleich noch eine Etappe anhängen? Nein werde ich nicht. Es dauert ewig bis ich endlich im Zentrum ankomme. Ich merke wieder einmal wie sehr ich Städte mit mehr als 5000 Einwohnern hasse. Nicht einmal die Kathedrale finde ich, auch am gesuchten Hostal laufe ich ganz im der Nähe vorbei. Endlich kurz nach 13 Uhr erreiche ich doch noch mein Ziel. Eine kurze Pause, ohne Gepäck möchte ich die Innenstadt doch noch besuchen. Beim Preis für das Zimmer schaue ich vermutlich etwas komisch, ändern tut sich aber damit nichts. Allerdings offeriert mit der Hotelier meine Wäsche gratis zu erledigen, danke. Ich habe keine Arbeit und den Kleidern tut eine Maschinenwäsche gut. Dadurch bleibt mir Zeit für meinen Blog, es wird auch wieder einmal Zeit ein Zeichen aus Spanien zu senden. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann


Sonntag, 1. Juni 2014

Abwärts Richtung Puente La Reina

25. Mai, Sonntagmorgen das gleiche Bild wie immer. Tief im Regenschutz versteckt mache ich mich auf den Weg. Sehr steil fällt das Gelände ab, der Weg ist rutschig und gefährlich. Ich nehme für den ersten Teil der Strecke die Strasse. Das ist sicherer und erst noch schneller zu bewälltigen. 800 Höhenmeter gehts bergab und 32 Km sind heute angesagt. Nach gut vier Stunden ist endlich eine Bar am Wegesrand, ich brauche etwas zwischen die Zähne. Sofort geht es wieder weiter, um 17 Uhr erreiche ich Jaca mein Tagesziel. Eine sehr gute Herberge mit viel Platz ist der Lohn für die Mühsal des Tages. Soll ich mir hier in Jaca ein Abendessen wie in der Schweiz leisten??


Nein doch nicht. 
Früh wird Tagwache gemacht, und so stehe ich bereits um halb acht Uhr auf der Strasse, ab heute gehe ich wieder auf einem mir unbekannten Weg. Ich durchwandere eine sehr abwechslungsreiche Hügellandschaft mit Kühen und Schafen auf den Weiden. Ständig geht es auf und ab, 28 sehr anstrengende Km sind mein Ziel, aber wenigstens ist es heute trocken. Ja gegen 17 Uhr treffe auch ich als einer der letzten ein, aber Hauptsache es ist noch Platz vorhanden. Hier,in der Herberge von Arres, wird von den Hospitalieros gekocht und es schmeckt vorzüglich. 
Heute ist schönes Wetter angesagt, ein Grund mehr frohgelaunt in den Morgen zu starten. Sehr interessant sind heute die Gesteinsformationen. Es ist sehr brüchiges Schiefergestein, das sich bei jedem Regen abbaut und so diese Gesteinshaufen zurück lässt. Auch haben die Pilger hier sehr viele Steinfiguren aufgebaut. 


Plötzlich höre ich hinter mir lautes Geschnatter. Ein Autobus hat eine Meute Pilger ausgeladen, die gehen nun diesen Weg. Leichtfüssig ohne Gepäck,dafür dauernd ein Handy am Ohr und mit grossen Muscheln am leeren Rucksäcklein, damit man auch sicher ist, sie sind auf dem Jakobsweg. Die Pilgerherberge steht auf einem Hügel im total verfallenen Dorf Ruesta, nur noch die Herberge und ein Restaurant sind in Betrieb. Der Autobus steht auf dem Parkplatz, zum Glück essen diese Pilger hier nur etwas und überlassen dann die Betten den echten Pilgern. Das Personal ist allerdings ziemlich überfordert,soviel Essen braucht es wahrscheinlich selten mitten am Nachmittag, zudem treffen auch laufend Pilger ein und die möchten auch gerne bedient sein. Alles bestens, um 20.30 Uhr können auch wir Abendessen und es ist vorzüglich was uns hingestellt wird.



Gestärkt und ausgeruht geht es wieder auf den Weg. Lang und steil geht es bergab und noch viel steiler und länger wieder auf der anderen Seite hinauf, so habe ich wenigstens das Gefühl. Der Tag ist lang aber die Gegend wird immer schöner. Ich überschreite die Grenze von Aragon nach Navarra, und sofort wird spürbar, dass hier mehr Geld vorhanden ist. Die Dörfer sind aufgeräumt, die Landwirtschaft viel intensiver und die Äcker sehr gepflegt. In der Ferne sehe ich Pamplona, ich komme in die Nähe des Camino France. Sanguesa ist die letzte Station auf dem Arogonesischen Weg, morgen bin ich einer unter vielen. 
Den letzten Teil der Ruhe geniesse ich ganz besonders und bei der Kapelle in Eunate 


treffe ich die ersten Pilger die von San Jean Pied de Port kommen. Sofort ist sehr viel mehr Betrieb. Weiter geht es nach Puente La Reina, dort werde ich übernachten. Aber sicher nicht ich. Die erste Herberge ist ein Hotel mit Massenlager im Keller, massenhaft stehen Leute an, ich gehe weiter. Bei der Zweiten fährt gerade ein Autobus vor, jeder "Pilger" erhält seinen Rucksack, damit er berechtigt ist in der Herberge zu übernachten, denn seinen Rucksack muss er selber in die Herberge tragen. Auch wieder nichts für mich, ich bin halt einfach zu wählerisch. 4 Km später ist auch wieder eine Unterkunft, da will ich hingehen. Nun sind die aber nicht an mir interessiert, ausgebucht heisst es hier. Es bleibt mir nichts anderes übrig, noch einmal 5 Km liegen vor mir. Ein langer Tag geht zu Ende, um 18 Uhr treffe ich in Zirauki ein, und Platz ist noch vorhanden. Zum Abendessen sitzen 4 Deutsche eine Östereicherin und zwei Schweizer am Tisch, die Gastgeberin meint wir wären alles Allemannen, stimmt nicht ganz, Gertrude ist eine Frau. 
Um das Essen und Trinken muss ich mir nun keine Sorgen mehr machen, auf diesem Weg gibt es alle paar Km eine Bar. Über schöne Wege geht es dauernd auf und ab, viel Betrieb herrscht jetzt, echte Pilger und viele Touristen. Wieder sind es fast 40 Km, aber mein Ziel, eine Herberge die von Östereichern betreut wird erreiche ich kurz nach 17 Uhr. Alles ist erledigt, heute kann ich sogar die Messe in der schönen Kirche von Los Arcos besuchen. 
Sonntagmorgen, mein letzter Tag auf dem Camino France, in Logrono werde ich diesen Weg beenden. Bedrohlich tief hängen die schwarzen Wolken, ich beeile mich vorwärts zu kommen. 


Alles Bestens, kein Tropfen Regen, da es nur 29 Km sind, schaffe ich es bis um 15 Uhr. Schon um 16 Uhr sitze ich im Bis nach Madrid. Wie es weitergeht ist ungewiss, die Dame am Schalter sagt nur ab Madrid ist es nicht mehr ihre Gesellschaft die fährt, somit weiss sie auch nicht weiter. In Madrid löse ich die Weiterfahrt allerdings erst für den  Montagmorgen. Ein Hotel, vom Taxichauffeur empfohlen nimmt mich auf und ich schlafe herrlich, darf es auch sein für 60 € ohne Frühstück. Die Prämie für den Fahrer ist vermutlich bereits inbegriffen. 
Um 8.30 Uhr sitze ich im Bus und fahre Richtung Valencia, heute ist noch einmal Touristentag, morgen wandere ich los auf dem Camino Levante. 


Ein Bett finde ich im Zentrum von Valencia in der Jugend Herberge. Wäsche gemacht, jetzt schlendere ich durch die Stadt und geniesse die warme Sonne. 
Vom Mittelmeer geht es quer durch Spanien hinauf zum Atlantic. Ich freue mich auf diesen sicher spannenden Abschnitt. 

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Samstag, 24. Mai 2014

Den Weg kenne ich

19. Mai 2014, Der Rucksack ist gepackt, die übrige Wäsche auf der Post und somit auf dem Weg nach Hause, und der Pilger Johann verabschiedet sich im Heiligen Bezirk, damit kann der Weg beginnen. 

                                

Einige Etappen sind nun gleich wie im letzten Jahr, trotzdem wieder spannend und abwechslungsreich. Bei schönstem, warmen Wetter breche ich auf, nur 18 Km stehen auf dem Program heute. Bald einmal merke ich, dass es genug wird, der Winterspeck lässt grüssen. Es dunkelt immer mehr, ein Gewitter ist in Anzug. Mit den ersten Regentropfen erreiche ich das Kloster in Betheram, mein erstes Quartier. 
Schon früh bin ich auf den Beinen, so weit wie möglich möchte ich noch trocken gehen, auf Mittag ist wieder Regen angesagt. Ich komme gut voran, aber die letzten 3 Std. werden bei strömendem Regen abgehalten. Endlich gegen 18 Uhr erreiche ich Arudy. Das Pfarrhaus hier besuche ich nun schon zum 4. Mal, der Pfarrer hat Freude mich zu sehen. So üppig wie heute habe ich hier noch nie gegessen, ständig bringt er noch etwas Neues auf den Tisch. Eine gemischte Schar aus 11 Pilgern sitzt am Tisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch wird gesprochen. 
Zum Glück ist das Wetter besser wie versprochen, bei Sonnenschein wandere ich los, 28 Km sind heute angesagt. Herrlich diese Wanderwege, ich kann es so richtig geniessen muss ich doch nicht all zu sehr auf die Zeichen achten, alles kommt mir vertraut vor.  Wiederum verschlechtert sich das Wetter und ich beeile mich Oleron zu erreichen. Es nützt nichts, schon um 3 Uhr zieht ein Gewitter über das Land, die Wege werden glitschig und der Pilger Johann ziemlich nass. Regen macht schön, leider merke ich nichts davon. 
Richtung Somportpass verlasse ich Oleron, wiederum sind es wunderschöne einsame Wanderwege oft im Wald und meist dem Fluss entlang. 

                                   

Heute hält das Wetter, trocken erreiche ich Sarrance, ein Kloster lädt zum Schlafen ein. In der Regel sollte der Rucksack nur ca 10 % des Körpergewichtes betragen. Bei mir sind es ca 15%, ich müsste folglich viel schwerer sein. So macht mir der Winterspeck ordentlich zu schaffen, bin ich froh, wenn der Rucksack nicht schwerer wird und trotzdem plötzlich 20% meines Körpergewichtes beträgt. Wer weiss, vielleicht gelingt es ja. In fröhlicher Runde wird mit den zwei letzten verbliebenen Patres im Kloster das Abendessen eingenommen.

                            

Heute habe ich keine andere Wahl, schon am Morgen regnet es und das hört auch den ganzen Tag nicht auf. Trotzdem ist auch der heutige Tag wunderschön sehr oft im Wald und praktisch nie auf der Strasse, so richtig die Gedanken gehen lassen, ist hier möglich. Schon um 3 Uhr bin ich in der Herberge, die bleibt allerdings bis 17 Uhr geschlossen. Es ist unangenehm in den feuchten Kleidern zwei Stunden herumzuhängen aber es bleibt nichts anderes übrig. 
Ohne Frühstück mache ich mich auf den Weg, nach ca 1,5 Std. erreiche ich das Restaurant und mein Hunger ist gestillt. Etwas Währschaftes brauche ich heute, es sind nur 18 Km dafür 1000 Meter bergauf. Ganz schön anstrengend, aber auch das geht vorbei. Kurz vor einem heftigen Graupelschauer komme ich auf der Passhöhe an, und somit bei meinem Quartier. Einen Monat später wie im letzten Jahr bin ich hier, trotzdem fast gleich kalt und regnerischste damals, nur der Schnee fehlt noch. Allerdings brauche ich den nicht unbedingt. Nun sage ich "Au revoir" Frankreich, Ole Espania !

                              

Ab Morgen kommt mir wieder alles Spanisch vor, und das ganz bestimmt ! ! !


Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann