Freitag, 31. Mai 2013

Dem Meer entlang


Donnerstag 30. Mai um 8 Uhr beginne ich meinen Weg dem Atlantik entlang, 860 Km lang ist der Camino Norte. Obwohl das Meer total flach ist, gibt es sehr viele Berge und Hügel zu überwinden. Nicht selten geht es von der Meereshöhe auf über 500 Meter um gleich wieder bis ans Meer abzufallen. 
Heute sind es nur 19 Km, ich will es gemütlich nehmen, denn diesen Weg kann mir ja niemand wegnehmen. Im Pilgerführer steht, Hondarribia muss man gesehen haben. Also mache ich den Umweg und es lohnt sich wirklich, ein sehr schönes altes Städtchen.


Zu meiner Überraschung ist auf halber Höhe das Kloster Guadalupe, davon habe ich doch schon oft gehört. Natürlich besuche ich diese Kirche, ich habe nicht gewusst das dieses Kloster hier steht. 


 Leider regnet es auch heute den ganzen Tag. Trotzdem geht es zügig über den Berg und schon um 14 Uhr bin ich in Pasaia einem wunderschönen Städtchen mit grossem Hafen und einer interessanten Altstadt. Die Herberge ist 300 Meter oberhalb, ich möchte sehr gerne wenigstens meinen Rucksack deponieren. Da stehen schon 4 Pilger nass und frierend kein Vordach und die Türe ist geschlossen. Um 4 Uhr wird geöffnet und die Hospitalieros kochen grosszügigerweise heute Nachtessen.  Hier wird gestreikt und kein Restaurant oder Einkaufsladen  hat geöffnet. Ins Städtchen zu gehen hat in diesem Fall keinen Wert, es regnet und ist sehr kalt. Der Weiterweg ist auch versperrt, eine Fähre müsste uns über den Hafen fahren, aber auch die Fähre wird bestreikt. Trotz Telefonanruf von spanischen Pilgern sind die beiden Hospitalieros nicht bereit die Herberge früher zu öffnen. 


Nun, wir alle haben es überlebt und danken, dass die Hospitalieros wenigstens soweit entgegen gekommen sind.
An die überall angedrohte Klimaerwärmung glaube ich zur Zeit sehr wenig. Viel eher bin ich froh schon über 60ig zu sein, so hoffe ich, ich muss die nächste Eiszeit nicht mehr miterleben. 
Um 6.30 Uhr wird das Licht und das Radio eingeschaltet und das heisst Zeit zum Aufstehen. Um 8 Uhr muss der letzte Pilger ausser Haus sein. San Sebastian ist heute mein Ziel. Nur 15 Km aber die haben es in sich. Es stürmt und Nebel behindert die Sicht. Auf der Krete bin ich froh den Stand halten zu können so stark bläst der Wind. Um 11 Uhr bin ich total nass und durchgefroren in der Stadt. Ich suche die Touristeninformation und lasse mir ein Hotel buchen. Nur noch eine heisse Dusche und so schnell wie möglich ein warmes Bett. Überall hängen meine Kleider im Zimmer herum, und ich bin wieder einigermassen erwärmt. Bald gibt es Abendessen und anschliessend ist wieder Normalität, ab morgen soll sich das Wetter bessern, hoffentlich stimmt das auch. 


Stimmt nicht, aber ab sofort jammere ich nicht mehr. Die Gegend ist wunderschön und das Meer zu meiner Rechten geniesse ich sehr. 30 Km sind es heute, die Herberge in Zarautz ist voll mit einer Schulklasse belegt, so bleibt mir nur der Weg nach Zumaia unter die Füsse zu nehmen, also werden es heute 40 Km sein. Es lohnt sich, als Dank finde ich hier eine sehr schöne Herberge mit netten Leuten die sich um uns Pilger kümmen. Abendessen wird hier gekocht und es gibt eine sehr gute Paelea. Zum Glück sind 4 deutsche Pilger anwesend und alle mögen keine Muscheln, das ergibt genügend für mich.
Frühstück ist inbegriffen und es fällt sehr reichlich aus. Den ganzen Vormittag brauche ich nichts mehr, gegen 2 Uhr bin ich in Deba, hier bleibe ich, nocheinmal 23 Km wären zuviel für heute. Ich habe Zeit, schlendere durchs Dorf und geniesse die Tapas und den Wein.  Die Herberge ist sehr alt und schlecht gehalten, aber zum Schlafen reicht es.
Schon um 6 Uhr bin ich wach und mache mich für den Weg bereit. Wasser gibt es heute morgen nicht, so schenke ich mir die Morgentoilette. Es geht zügig voran und ich fühle mich sehr gut. So könnte es eine ausgedehnte Wanderung werden heute. Ja es ist so, 31 Km Berg auf und ab, sehr oft im Wald, einfach herrlich. Um 17 Uhr bin ich hoch oben im Kloster von Cenarruza. Eine sehr kleine, einfache Herberge aber sehr stimmungsvoll die Umgebung in diesen alten Mauern.


Eine ganz internationale Gruppe hat sich hier eingefunden. Eine Italienerin, eine Slowenin, eine Deutsche und zwei Schweizer, alle können sprachlich aushelfen und so gibt es einen sehr netten Abend an der warmen Sonne!!!!!


Das Abendgebet der Mönche besuchen wir alle gemeinsam. Zum Schluss wird jedem Pilger der Segen persönlich gespendet, was sehr eindrücklich und würdevoll geschieht. 
Um 7 Uhr ist Tagwache, und alle bereiten den Aufbruch vor. Um 8 Uhr besuche ich den Gottesdienst, ich habe Zeit, heute werde ich nur 18 Km gehen. Es geht wieder viel durch Wälder, an Bächen entlang, halt richtig durch die Natur. In Gernika angekommen gefällt es mir gar nicht, so gehe ich weiter. Nach 8 Km steht plötzlich die Slowenin am Wegesrand und studiert den Weiterweg. Sie hat in ihrem Verzeichnis eine ganz neu eröffnete Herberge, und dorthin begeben wir uns gemeinsam. Und siehe da wiederum eine sehr schöne Herberge total auf dem Lande und wir sind die einzigen Gäste. Wir haben Zeit und Platz kein Gedränge vor den Duschen und Wäscheleinen soviel wir wollen. Ein sehr gutes Abendessen wird serviert und so geniessen wir die Ruhe hier oben. Gegen neun Uhr trifft noch ein Pilger ein, total müde, ich weiss nicht wo der solange war. Um 15 Uhr habe ich ihn noch gesehen und er wollte dort bleiben. 



Wir frühstücken in der Herberge und los geht es, heute treffen wir in Bilbao ein. Nicht lange bleiben wir zusammen, dieses Tempo halte ich nicht mit. Es ist auch gut so, ich habe genug zu schauen für mich alleine. Später schliesst plötzlich der Spanier von gestern abend wieder auf. Etwas ausserhalb von Bilbao finden wir die Herberge und sind wieder erst Gäste 2 + 3. Duschen und einrichten und die Aussicht auf die Stadt geniessen. Eine Stunde später findet auch Susanna die Slovenin diese Unterkunft, sie ist froh endlich hier zu sein, kurze Zeit später schläft sie bereits. Langsam füllt sich der Schlafraum und Leben kommt in die Bude. Junge Leute aus Deutschland sind eingetroffen, ich habe sie in Irun kennen gelernt.


Donnerstag, 23. Mai 2013

Camino Tunnel San Adrian

Gut habe ich geschlafen und das einzige Handy das ich höre ist das meine. Heute sind es 32 Km und das wieder ordentlich in den Bergen. 


Da heute alle Bars geschlossen sind komme ich schnell voran. Zum Glück hält in einem kleinen Dorf ein fahrender Bäcker, von ihm kaufe ich ein halbes Brot und das muss bis zum Abend reichen. Um 16 Uhr erreiche ich das Hotel etwas ausserhalb des Dorfes. Der Service ist gemacht ich sitze hier, schreibe meinen Blog und geniesse ein Glas Rotwein. Abendessen gibt es erst ab 20.30 Uhr.
Wieder eine gute Nacht ohne viel Lärm und schon ist es Zeit meinen Rucksack zu packen. Ich ziehe los, nach 4,5 Km gibt es Frühstück, hätte ich gerne. Die Bar ist geschlossen, und ich weiss, jetzt kommt lange nichts mehr. Nun gut, so kann ich mein Gewicht endlich reduzieren. Es geht über einen Pass ca 500 Höhenmeter sind zu bewältigen. Unten im Tal, endlich gibt es Frühstück es ist bereits 11.45 Uhr. Das tut gut und die restlichen Km sind schnell erledigt. 


In der Grossstadt Vitoria Gasteiz finde ich eine tolle und günstige Herbege die zur Kathedrale gehört. Ich habe viel Zeit die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten zu durchstöbern. 
Es ist Samstag und dann sind viele Bars erst spät geöffnet. Vorsichtshalber kaufe ich in einer Bäckerei Brot und Wurst. Hätte ich nicht tun müssen, nach 5 Km steht ein Restaurant am Wegesrand mit ganz leckeren Tapas. Da ich den Weiterweg nicht finde trinke ich einen Tee und frage nach dem Weg. Der Wirt weiss anscheinend nicht, dass der Jakobsweg direkt neben seinem Haus verläuft, er schickt mich in die total falsche Richtung. Auf Umwegen finde ich den Weg dann doch wieder, dem Pilgerführer sei Dank. In Salvatierra beziehe ich ein Hotelzimmer  und schaue mich auch hier um, Zeit habe ich zur Genüge. Da es Samstag ist, besuche ich den Gottesdienst in der sehr alten Kirche. Es ist kalt und nur wenige Besucher werden erwartet, so findet die Messe in der Sakristei statt. Auch wieder einmal etwas Neues. 
Das Frühstück ist inbegriffen, der Wirt ist aber nicht bereit um 8 Uhr schon anwesend zu sein. Die Thermosflasche mit dem Wasser für den Tee steht bereit und 2  Brötchen genügen, Butter und Marmelade kann ich mir ja vorstellen. Frisch gehe ich los und freue mich auf das Naturwunder, Tunnel San Adrian. Zuerst geht es ca 9 Km ebenan und von dort steigt es ganz gewalltig von 600 Höhenmetern auf 1140 Meter über Meer. Es ist eine sehr enge Strasse und ich wundere mich, dass soviele Leute diesen Tunnel sehen möchten, dauernd fahren Autos an mir vorbei. Nach einem fast zweieinhalb stündigen Umweg, ( ich habe nicht genau geschaut ) endlich bin ich oben angelangt. Sehr eindrücklich was die Natur hier zu bieten hat. Gestern war ich im bedeutensten Kloster dieser Provinz und war ganz alleine dort.


 Hier am Tunnel hat es Leute wie in der Stadt. 


Ich gehe meinen Weg, Restaurant gibt es sowieso keines und es ist noch weit bis Zegama meinem nächsten Übernachtungsort. Dort angekommen höre ich schon von weitem Musik und Lautsprecherdurchsagen, und wieder stehen überall parkierte Autos. Jetzt erfahre ich warum am Tunnel soviele Leute waren. Hier in Zagama wurde heute zu einem Bergmarathon gestartet und in der Nähe des Tunnels war der Wendepunkt, das Ziel wieder hier im Dorf. Für Pilger steht eine orginelle Unterkunft zur Verfügung. Gemäss Pilgerführer eine Turnhalle mit Gymnastikmatrazen Heizung und warmer Dusche gratis. Die Turnhalle ist auch gerade das einzige das stimmt. Jetzt stehen Betten in der Halle mit normalen Matrazen dazu gibt es Leintuch und Kopfkissenbezug und das für 3€, leider brauchen die Sportler die Duschen so dass nur noch kaltes Wasser vorhanden ist und die Heizung finde ich auch nirgens. Ein Glas Wein mehr zum Nachtessen und den Schlafsack gut zu schnüren, und gute Nacht. 
Es ist frisch am liebsten würde ich im Schlafsack bleiben, aber heute sind es 33 Km die es zu laufen gilt, vorher gibt es keine Unterkunft. Es ist nicht sehr schön heute, alles auf der Strasse, ganz nahe an der Autobahn und keine Aussicht, zudem regnet es immer wieder. Aber auch das geht vorbei, um 17 Uhr erreiche ich Tolosa und finde ein Bett.
In einer uralten Herberge habe ich überraschend gut geschlafen. Es regnet und der Weg ist heute sehr kurz, so bleibe ich lange liegen. Meistens geht es auf geteerten Wanderwegen der grossen Strasse entlang, auf Feldwegen ist es sowieso nicht sehr gemütlich.
Ob heute die Km Angabe stimmt bezweifle ich. Ich laufe und laufe Hernani kommt einfach nicht näher. Den ganzen Tag bin ich schön auf dem Jakobsweg und doch wird es spät bis ich in der Unterkunft ankomme. Dafür hat es sich gelohnt, eine wunderschöne Herberge gibt es hier. 
Auch heute, es regnet zum Teil sehr intensiv, und kalt ist es. Mich dauern schon die Bauern und die Gemüsehändler, alles versäuft langsam aber sicher. Ich finde nur sehr selten den Jakobsweg, meistens gehe ich auf der Landstrasse. So komme ich gut voran und Aussicht gibt es bei diesem Wetter auch nicht. Endlich um 14 Uhr habe ich es geschaft, vom Mittelmeer zum Atlantik, das Ziel Irun ist erreicht.


Die erste Herberge ist belegt, bei der zweiten warte ich bis 4 Uhr, dann öffnet sie. Ich bekomme ein Bett und schon eine Stunde später ist auch hier ausgebucht. Ein nettes Päärchen aus dem Thurgau hat auch hier Unterkunft und gemeinsam verbringen wir den Abend. Sie gehen morgen weiter wie ich, sie haben nicht so viel Zeit. Morgen geht mein Weg auf dem Camino Norte los, ich freue mich auf das Neue.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Mittwoch, 22. Mai 2013

Camino France

Es ist Pfingstmontag und schon vor 6 Uhr gehen die ersten Handys los. Obwohl ich noch schlafen könnte, ich stehe auf und mach mich auf den Weg. Mir fällt sofort die Nervosität und das Gehetze auf diesem Weg auf. Im Gegensatz zu meinem Weg von Barcelona her gleicht das hier fast einer Autobahn. 


Nun gut, ich gehe meinen Weg und es kümmert mich wenig was die andern tun. Doch bin ich froh, kurz nach zwei Uhr erreiche ich die Herberge die bereits fast ausgebucht ist. Ein Einerzimmer erhalte ich gerade noch, sonst müsste ich in der öffentlichen Herberge schlafen, dort sind ca 100 Betten in einem Schlafsaal vereint. Es kostet etwas mehr aber nach diesem Tag der Hektik geniesse ich das Alleinsein. 
Auch heute ist nicht an Ausschlafen zu denken. Vor sechs Uhr geht es los, Türen schlagen und lautes Geschwätz holen mich aus dem Schlaf und so mache ich halt mit und bereite mich für den Abgang vor. Auf dem Weg geht es schon wieder zu und her wie in einem Ameisenhaufen. Jeder will, so glaube ich, der erste sein. Nach einer guten Stunde geniesse ich mein Frühstück, ich habe keine Eile es sind nur 25 Km bis Santo Domingo, natürlich immer noch in Spanien. Das Wetter ist gut und die Sonne scheint den ganzen Tag, laut dem Wetterbericht wenigstens. In Wirklichkeit ist es schon morgens bewölkt und kurz nach 10 Uhr regnet es auch schon. Um ein Uhr bin ich in der Herberge und es heisst eine Stunde Schlange stehen bis ich endlich mein Bett erhalte. Bin ich froh ist morgen Schluss mit dem Camino France, das würde ich nicht lange aushalten. Im letzten Jahr war ich in der Ferienzeit hier unterwegs und es ist nicht zu vergleichen mit heute. Zeit habe ich genug um die Kathedrale und die Stadt anzusehen es gibt erst um 20.00 Uhr Abendessen. Eine Pilgermesse mit Pilgersegnung besuche ich auch noch um anschliessend meinen wohlverdienten Schlaf zu suchen. 
Viel zu früh werde ich geweckt und  stehe deshalb auch schon auf. Ich genehmige mir in der Bar nebenan ein Frühstück und ziehe los. Nur wenige Meter sind es auf dem Camino France, denn schon bei der Kathedrale zweige ich ab auf dem Camino Tunnel San Adrian. Nun kann ich es wieder geniessen, weit und breit kein Mensch zu sehen. So geniesse ich den Pilgerweg, alleine und wunderschöne Gegenden. 


Zum Teil wieder etwas zu nass aber ich habe mich daran gewöhnt. Zum Glück habe ich schon gefrühstückt, denn die erste Bar hat noch geschlossen. So wird es 12 Uhr bis ich wieder etwas trinken kann. Es geht weiter zwischen Rebbergen durch zum Hauptort von " La Rioja " , in Haro finde ich ein freies Bett, geniesse die Ruhe und den Rioja. Lange suche ich bis ich den begehrten Stämpel in meinem Pilgerpass habe. Nun kann ich in Ruhe schlafen, alles ist erledigt, sogar der Pilger Johann. 
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Mittwoch, 15. Mai 2013

Im Tal des Ebro


Heute wird es ein gemütlicher Tag. Ich schlafe bis mich der Sonnenschein weckt  und doch bin ich kurz vor neun Uhr unterwegs, es sind nur 22 Km und das geht locker. Doch beim Frühstück nach gut zwei Stunden sehe ich im Fernsehen, morgen wird es ziemlich stark regnen, das ausgerechnet wenn 37 Km auf dem Program sind. Gut habe ich den Pilgerführer, so sehe ich, heute könnte ich zehn Km weiter gehen und hätte ein Hotel. So mache ich es und das ist sehr gut denn das Hotel ist in Ordnung und ich habe morgen nur 17 Km zu gehen. Artischockenpflanzen habe ich noch gar nie gesehen und hier hat es riesige Felder  die zur Zeit bereits geerntet werden.


15. Mai die Kalte Sophie die letzte der Eisheiligen macht ihrem Namen alle Ehre. Es ist bitter kalt und es regnet über den ganzen Tag. Die Meteorologen machen ein finsteres Gesicht, ich glaube die haben ein schlechtes Gewissen, sagen sie doch bis auf 1300 Meter Schnee an, und das Mitte Mai hier in Spanien. Ich glaube es ihnen, den ganzen Tag friere ich und bin froh um 16.30 Uhr ein Hotel gebucht zu haben. Eine warme Dusche frische Kleider und alles ist wieder in Ordnung. Der Schnee ist allerdings wieder sehr nahe.


Tudela verlasse ich bei guten Wetterbedingungen aber schon einige Stunden später regnet es wieder. Schon um 16 Uhr bin ich in der Herberge. Sie ist sehr, sehr einfach, dafür gratis zu benützen. Es hat nur kaltes Wasser und davon habe ich unter Tags genug bekommen. Ich verzichte auf Dusche und Kleider waschen und gehe sehr früh in meinen Schlafsack. 
Früh bin ich unterwegs und in der ersten Bar brauche ich einen heissen Tee, ich komme fast nicht auf normale Körpertemparatur. Von allen Kirchendächern ertönt das Klappern der Störche, ich bin total fasziniert so viele Nester zu sehen. 


Seit Tagen gehe ich den Bahngeleisen entlang und immer wieder kommen Güterzüge vollgeladen mit Opel Corsa, sie werden hier in der Nähe hergestellt. Immer sind es 17 Wagen mit je 12 Autos. Viele denken das ist doch langweilig so alleine durch die Gegend zu gehen, ist es aber überhaupt nicht, so abwechslungsreich ist alles hier. Schon nähere ich mich Calahorra meinem nächsten Übernachtungsort. Von weitem sieht es total verlottert aus, ist es aber gar nicht. Eine so schöne Herberge habe ich noch selten gesehen, das entschädigt mich für gestern. 


Kirchen haben sie hier in Spanien, ich denke es kostet unheimlich viel diese zu unterhalten und zu renovieren, viele hätten es allerdings unbedingt nötig. Ich schaue mir die Stadt an und erkunde gleichzeitig meinen morgigen Weiterweg. Um 8 Uhr gibt es Abendessen und bald darauf suche ich mein warmes Bett auf. 


Heute muss ich gleich beim Start schon frühstücken, es gibt danach den ganzen Tag keine Bar und keine Einkaufsmöglichkeit. Samstag früh aber ich habe Glück und finde kurz vor dem Ausgang der Stadt ein Cafe das auch schon Sandwiches bereit hält. Die Gegend ist wieder sehr abwechslungsreich, leider regnet es fast den ganzen Tag. Die Wege sind matschig manchmal versinke ich tief im Schlamm, ich weiss nicht wie das wäre mit Wanderschuhen, ich kann meine Sandalen ins Wasser tauchen und so etwas abspühlen.


Waren es vorher viele Obstkulturen so sind es jetzt fast ausschliesslich Gemüseäcker und Getreidefelder. Auch schlagartig sind die Störche verschwunden, heute habe ich dieses klappern noch gar nicht gehört. Um 15 Uhr bin ich in Alcanadre, hier werde ich übernachten. Der Schlüssel für die Unterkunft muss in der Bar abgeholt werden. Ich erkundige mich ob ich um 7 Uhr Abendessen haben kann. Das geht nicht, jetzt um 15 Uhr kann ich ein Menue bekommen und sonst erst um 20.30 Uhr.   So ist halt bereits um diese Zeit Abendessen für mich. Morgen ist Pfingsten und so bin ich froh heute Abend eine Messfeier besuchen zu können. Nun aber schnell ins Bett morgen wird ein strenger Tag.
Die ganze Nacht regnet es, die Wege werden dadurch nicht besser. Doch um 7 Uhr mache ich mich auf und siehe da, von oben ist es trocken. Zügig schreite ich voran es sind heute 37 Km bis Logrono am Camino France. Auf diesen Feldwegen fahren nur selten Autos, heute überholt  mich ein Geländewagen, der Fahrer grüsst freundlich, es gefällt ihm einen Pilger vor sich zu haben. Ich staune nicht schlecht, als er etwas später in der Strasse steht und auf mich wartet. Die Strasse ist überspühlt und er bitter mich ins Auto zu steigen für die Überfahrt. Herzlichen Dank das ist Gastfreundschaft und Nächstenliebe.


Nach vier Stunden endlich die langersehnte Bar, jetzt gibt es endlich Frühstück. Nur eine Stunde später ist das nächste Dorf mit Bar, die letzte bis zum Abend. Ganz geschickt gehe ich durchs Dorf und laufe so daran vorbei, dafür habe ich das Geld noch im Sack. Eine weitere Stunde später finde ich eine Tankstelle und dort gibt es wenigstens eine Büchse Bier. Das reicht und gegen 5 Uhr bin ich bereits am Ziel. Der Camino Catalan ist zu Ende, ich bin am Camino France angelangt. In der riesigen Herberge in Logrono finde ich ein Bett. 


Eingang von Logrono am Ebro.

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Montag, 13. Mai 2013

Mein neuer Wegabschnitt


Nach einer sehr guten Nacht in der Jugendherberge verlasse ich Lleida. Zum Anfang geht es alles dem Rio Segre entlang, er führt Hochwasser was immer wieder interessante Schauspiele in der ufernahen Umgebung ergibt. Nun gehe ich über einige Hügel und komme frühzeitig in Fraga meinem nächsten Übernachtungsort an. Fraga hat schon bessere Zeiten erlebt, hier ist die Krise sehr stark spürbar. In der Pension ist Platz und ich werde wieder verwöhnt denn es gibt selten hier noch Gäste. 


Heute sind es 27 Km und ich starte früh, zum Anfang sind 250 Höhenmeter zu bewältigen, dafür gibt es oben in der Bar ein schönes Frühstück, steht im Pilgerführer. Natürlich, diese Bar scheint seit Jahren geschlossen zu sein. Macht nichts, nach 6 Km ist eine Tankstelle mit Verpflegung. Gut ist wenigstens der Shop offen, das Restaurant musste ebenfalls schliessen. Ich kaufe Picnic ein und verpflege mich auf einem unbequemen Stein. Schön, heute bin ich kurz nach zwei Uhr am Übernachtungsort. Habe ich gedacht, zwei Pensionen gibt es hier und beide haben Samstags geschlossen. Das Hotel ist etwas Ausserorts und nimmt keine Pilger auf, egal ob sie bezahlen können oder nicht. Der Bus fährt um vier Uhr, den  werde ich benützen bis zur übernächsten Ortschaft. Leider fällt er aus, so gehe ich zu Fuss die nächsten 10 Km und warte hier auf den Nächsten. In Bujaraloz ist die Übernachtung auch nicht sicher, so fahre ich bis nach Saragossa durch. Gegen neun Uhr treffe ich dort ein und frage mich, finde ich um diese Zeit noch ein Zimmer ? Die Informationen sind geschlossen, so bin ich auf mich selbst gestellt. Ich habe Glück. Das erste Hotel das ich in der Innenstadt sehe trägt zwei Sterne und das sollte erschwinglich sein. Ja für 37€ ist ein sehr schönes Zimmer frei, das freut mich sehr, ich buche für zwei Nächte, in Saragossa lege ich einen Ruhetag ein. 


Es ist Sonntag und ich erkunde Saragossa mit seine Sehenswürdigkeiten. Grosse Teile der Stadt sind abgesperrt, es findet ein Marathon in den Gassen der Altstadt statt. Am nächsten Tag lese ich in der Zeitung dass fast 3000 Teilnehmer am Start waren. 




Diese gewaltige Basilika habe ich bestaunt, so etwas wäre heute kaum mehr denkbar. So vergeht mein Ruhetag sehr schnell und morgen bin auch wieder auf meinem Weg. 
Schon früh starte ich in den herrlichen Morgen. Es ist noch frisch aber zum Wandern genau richtig. Lange geht es dem Ebro entlang, einmal sehr nahe und später etwas weiter weg, aber immer  im sehr fruchtbaren Tal des Ebros. Das heisst es ist den ganzen Tag sehr flach, was mich gut voran kommen lässt. Schon vor fünf Uhr bin ich im Hotel und kann mich erfrischen und erholen. Auf dem Kirchturm nebenan haben die Störche viel zu tun um ihre Jungen zu füttern.


Bei einem feinen Nachtessen geniesse ich das Wunschkonzert des Schweizer Radios und schreibe meinen Blog. Übrigens habe ich noch selten eine so schöne Bar gesehen wie in diesem Hotel, sie ist eigentlich geschlossen, aber der Wirt zeigt sie mir voller Stolz. Nun nähere ich mich schon sehr bald dem Camino France welchen ich vom letzten Jahr her kenne. 
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann 

Dienstag, 7. Mai 2013

Barcelona ade

Schon früh mache ich mich auf, Barcelona zu verlassen. Zu Fuss geht es durch die Stadt und sehr weit geht es gut, dann steht der Pilger Johann plötzlich vor einem Tunnel, Fussgänger verboten, kann ich das übersehen ? Nein !!  Kurz zuvor habe ich doch eine U-Bahnstation gesehen. Zurück und mit der Bahn diesen Tunnel umgehen. Alles bestens ich wandere in der richtigen Richtung. Die Spanier haben anscheinend grosse Freude am Pilger Johann. Immer wieder hupen die Autos und nicht wenige winken mir zu, allerdings komisch, oft winken sie nur mit einem Finger und der zeigt Richtung Kopf. Was solls sobald ich am rettenden Strassenrand bin winke ich fröhlich zurück. Bis gegen drei Uhr hoffe ich immer noch alles ist in Ordnung. Nun aber finde ich einfach keinen Übergang auf die andere Talseite. So besteige ich halt wieder den Zug und fahre bis nach Montserrat hoch. Gerade noch rechtzeitig, bis um 18 Uhr kann ich in der Herberge anmelden. 


Ein wunderschöner Morgen und ich bin schon um 7 Uhr auf dem Weg. Jetzt gefällt es mir wieder. Auf diesem Weg bin ich schon angekommen, wenigstens dann wenn ich mich nicht gerade verlaufen habe. Aber jetzt in Richtung Santiago ist alles sehr gut beschildert. Ich folge immer den Indianer Spuren, überall haben sie gelbe Pfeile hängen lassen. Um 17 Uhr erreiche ich müde aber glücklich die Unterkunft, den ganzen Tag nichts als Freude und Zufriedenheit. So macht pilgern richtig Spass. Abends höre ich sogar noch das Wunschkonzert im Schweizer Radio.
Wieder starte ich um 7.30 Uhr bei herrlichem Wetter und in bester Laune. Immer wieder sehe ich jetzt auf dem Rückweg wo und warum ich falsch gelaufen bin, immer war nicht die Signalisation schuld,  ich hätte auch besser schauen können. Nun das ist vorbei, auch heute kein einziges Mal verlaufe ich mich. Immer wieder komme ich an blühenden Rapsfeldern vorbei und das duftet sehr gut.



Auch die heutige Unterkunft ist mir bekannt, im Kloster in Cervera kann ich mich erholen und stärken für morgen. Im nahen Restaurant gibt es Abendessen und Internet. 
Schon wieder Mittwoch und ich bin nicht so früh unterwegs. Die Klosterfrauen sind begeistert wenn sich Pilger die Zeit nehmen und mit ihnen die Morgenmesse feiern, und diese Freude mache ich ihnen gerne. Ich ziehe los und weiter geht es durch interessante Gegenden. Der Wirt in Castelnuovo kennt mich noch und es ist ein gemütlicher Abend. Die Schlüssel für die Unterkunft sind bei mir ich bin der einzige Pilger heute. Denkste, in der Bar werde ich gesucht da noch einmal zwei Fahrradpilger eingetroffen sind. Egal ich habe meinen Platz und um 21.30 lege ich mich hin und schlafe tief und fest. Ich staune dass am Morgen noch einmal  zwei Pilger mehr hier genächtigt haben. 
Ich stehe früh auf und mache mich auf den Weg nach Lleida. Das ist der letzte Teil den ich teilweise schon kenne, morgen betrete ich wieder Neuland. 


Ich komme an und freue mich auf das Neue und Unbekannte. Jetzt endlich habe ich einen Pilgerführer gefunden und ich fühle mich sicherer im planen meines Weges.
Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

Mittwoch, 1. Mai 2013

Camino Catelan

Der heutige Tag ist schnell und kurz zusammen gefasst. Ich fahre mit dem Bus nach Huesca, es regnet den ganzen Tag und der Weg über die Berge ist zu gefährlich. Da ich alles auf der Hauptstrasse gehen müsste und auch fast keine Herbergen zur Verfügung stehen ist es nicht sinnvoll weiter zu gehen. Auch in Huesca regnet es, so entschliesse ich mich bis Llerida weiter zu fahren. Hier genehmige ich mir ein Hotelzimmer und siehe da es ist günstig hat dafür kein Fenster.
Ich weiss nicht wie das Wetter ist, aber 32 Km liegen vor mir. Es ist nass aber es regnet nicht mehr. Frisch und froh wandere ich dem Fluss entlang, alles ist gut signalisiert und ich komme gut voran. Meine Blasen schmerzen der Weg ist weit und so komme ich erst kurz vor 6 Uhr in der Unterkunft an. In einer Sportstätte ist eine Kabine extra für Pilger eingerichtet, spartanisch dafür gratis. Christian ein französischer Pilger ist hier und wartet bis er zum Abendessen gehen kann. Gemeinsam verbringen wir den Abend, es hat schliesslich auch nur ein Restaurant in dem kleinen Dorf.
1. Mai wir gehen vor dem Aufbruch zum Frühstück. Die Spanier essen bereits riesen Portionen Fleisch und trinken den Wein dazu wie Wasser. Ich gehe weiter es sind wieder gut dreissig Km und ich bin spät unterwegs, aber ich schaffe es und bin um 18 Uhr am Ziel. Heute sind es wieder ca 38 Km und das schaffe ich nur mit Hilfe eines Taxis. 12 Km bringt es mich weiter und so erreiche ich Montserrat um 17 Uhr schön endlich hier zu sein.
Am Samstag komme ich mir wie ein Tourist vor, ich fahre mit der Bahn bis Barcelona. Ich irre durch die Stadt umd bin sicher, das tue ich mir nie mehr an. In Barcelona finde ich erst kurz vor 20 Uhr ein Bett aber wenigstens das. Ab morgen bin ich wieder der Pilger Johann und das heisst ich gehe zu Fuss. So hoffe ich wenigstens, denn in ganz Barcelona war kein Pilgerführer zu finden nicht einmal in spanisch. So bin ich wieder auf meinen Spürsinn und die Fragerei angewiesen
Trotzdem mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann .