Mittwoch, 15. Mai 2013

Im Tal des Ebro


Heute wird es ein gemütlicher Tag. Ich schlafe bis mich der Sonnenschein weckt  und doch bin ich kurz vor neun Uhr unterwegs, es sind nur 22 Km und das geht locker. Doch beim Frühstück nach gut zwei Stunden sehe ich im Fernsehen, morgen wird es ziemlich stark regnen, das ausgerechnet wenn 37 Km auf dem Program sind. Gut habe ich den Pilgerführer, so sehe ich, heute könnte ich zehn Km weiter gehen und hätte ein Hotel. So mache ich es und das ist sehr gut denn das Hotel ist in Ordnung und ich habe morgen nur 17 Km zu gehen. Artischockenpflanzen habe ich noch gar nie gesehen und hier hat es riesige Felder  die zur Zeit bereits geerntet werden.


15. Mai die Kalte Sophie die letzte der Eisheiligen macht ihrem Namen alle Ehre. Es ist bitter kalt und es regnet über den ganzen Tag. Die Meteorologen machen ein finsteres Gesicht, ich glaube die haben ein schlechtes Gewissen, sagen sie doch bis auf 1300 Meter Schnee an, und das Mitte Mai hier in Spanien. Ich glaube es ihnen, den ganzen Tag friere ich und bin froh um 16.30 Uhr ein Hotel gebucht zu haben. Eine warme Dusche frische Kleider und alles ist wieder in Ordnung. Der Schnee ist allerdings wieder sehr nahe.


Tudela verlasse ich bei guten Wetterbedingungen aber schon einige Stunden später regnet es wieder. Schon um 16 Uhr bin ich in der Herberge. Sie ist sehr, sehr einfach, dafür gratis zu benützen. Es hat nur kaltes Wasser und davon habe ich unter Tags genug bekommen. Ich verzichte auf Dusche und Kleider waschen und gehe sehr früh in meinen Schlafsack. 
Früh bin ich unterwegs und in der ersten Bar brauche ich einen heissen Tee, ich komme fast nicht auf normale Körpertemparatur. Von allen Kirchendächern ertönt das Klappern der Störche, ich bin total fasziniert so viele Nester zu sehen. 


Seit Tagen gehe ich den Bahngeleisen entlang und immer wieder kommen Güterzüge vollgeladen mit Opel Corsa, sie werden hier in der Nähe hergestellt. Immer sind es 17 Wagen mit je 12 Autos. Viele denken das ist doch langweilig so alleine durch die Gegend zu gehen, ist es aber überhaupt nicht, so abwechslungsreich ist alles hier. Schon nähere ich mich Calahorra meinem nächsten Übernachtungsort. Von weitem sieht es total verlottert aus, ist es aber gar nicht. Eine so schöne Herberge habe ich noch selten gesehen, das entschädigt mich für gestern. 


Kirchen haben sie hier in Spanien, ich denke es kostet unheimlich viel diese zu unterhalten und zu renovieren, viele hätten es allerdings unbedingt nötig. Ich schaue mir die Stadt an und erkunde gleichzeitig meinen morgigen Weiterweg. Um 8 Uhr gibt es Abendessen und bald darauf suche ich mein warmes Bett auf. 


Heute muss ich gleich beim Start schon frühstücken, es gibt danach den ganzen Tag keine Bar und keine Einkaufsmöglichkeit. Samstag früh aber ich habe Glück und finde kurz vor dem Ausgang der Stadt ein Cafe das auch schon Sandwiches bereit hält. Die Gegend ist wieder sehr abwechslungsreich, leider regnet es fast den ganzen Tag. Die Wege sind matschig manchmal versinke ich tief im Schlamm, ich weiss nicht wie das wäre mit Wanderschuhen, ich kann meine Sandalen ins Wasser tauchen und so etwas abspühlen.


Waren es vorher viele Obstkulturen so sind es jetzt fast ausschliesslich Gemüseäcker und Getreidefelder. Auch schlagartig sind die Störche verschwunden, heute habe ich dieses klappern noch gar nicht gehört. Um 15 Uhr bin ich in Alcanadre, hier werde ich übernachten. Der Schlüssel für die Unterkunft muss in der Bar abgeholt werden. Ich erkundige mich ob ich um 7 Uhr Abendessen haben kann. Das geht nicht, jetzt um 15 Uhr kann ich ein Menue bekommen und sonst erst um 20.30 Uhr.   So ist halt bereits um diese Zeit Abendessen für mich. Morgen ist Pfingsten und so bin ich froh heute Abend eine Messfeier besuchen zu können. Nun aber schnell ins Bett morgen wird ein strenger Tag.
Die ganze Nacht regnet es, die Wege werden dadurch nicht besser. Doch um 7 Uhr mache ich mich auf und siehe da, von oben ist es trocken. Zügig schreite ich voran es sind heute 37 Km bis Logrono am Camino France. Auf diesen Feldwegen fahren nur selten Autos, heute überholt  mich ein Geländewagen, der Fahrer grüsst freundlich, es gefällt ihm einen Pilger vor sich zu haben. Ich staune nicht schlecht, als er etwas später in der Strasse steht und auf mich wartet. Die Strasse ist überspühlt und er bitter mich ins Auto zu steigen für die Überfahrt. Herzlichen Dank das ist Gastfreundschaft und Nächstenliebe.


Nach vier Stunden endlich die langersehnte Bar, jetzt gibt es endlich Frühstück. Nur eine Stunde später ist das nächste Dorf mit Bar, die letzte bis zum Abend. Ganz geschickt gehe ich durchs Dorf und laufe so daran vorbei, dafür habe ich das Geld noch im Sack. Eine weitere Stunde später finde ich eine Tankstelle und dort gibt es wenigstens eine Büchse Bier. Das reicht und gegen 5 Uhr bin ich bereits am Ziel. Der Camino Catalan ist zu Ende, ich bin am Camino France angelangt. In der riesigen Herberge in Logrono finde ich ein Bett. 


Eingang von Logrono am Ebro.

Mit frohem Pilgergruss Ultreia Pilger Johann

1 Kommentar:

  1. Also bei dem Wetter habe ich schon fast etwas erbarmen mit dem Pilger Johann. Ich kann mir vorstellen, dass die Füsse manchmal ganz schön kalt sind. So wie wir, hättest Du in der Tat auch besseres Wetter verdient. Aber offensichtlich spielt es ganz einfach verrückt. Wir haben ebenfalls grau, grau, grau und nochmals grau - und Besserung ist nicht in Sicht. Aber trotzdem kommst Du ganz flott voran und bisher habe ich auch nichts über unfreiwillige Umwege gelesen - scheinbar muss die Beschilderung auch auf diesem Weg recht gut sein - oder Du hast inzwischen einfach den nötigen Wegspürsinn? Weiter so, ich freue mich über Deine Einträge und bin immer voll dabei!
    Liebe Grüsse aus dem grau-vernebelten Wangen a/A Astrid

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